128. Gemeindebrief - Neujahr (01.01.2023) - Hochfest der Gottesmutter Maria
Lesung aus dem Buch Numeri
Der HERR sprach zu Mose:
Sag zu Aaron und seinen Söhnen:
So sollt ihr die Israeliten segnen;
sprecht zu ihnen:
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit eilten die Hirten nach Betlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.
Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.
Gedanken
Aller Anfang...
...und wie würden Sie persönlich diese beiden Anfangsworte weiterführen...?
Aller Anfang ... ist schwer oder schön oder ganz schön schwer.
Aller Anfang ... ist ein Wagnis und beginnt immer mit dem ersten Schritt.
Aller Anfang ... ist verbunden mit dem Zauber, der ihm innewohnt, von dem Hermann Hesse in seinem Stufengedicht spricht.
Anfänge haben es in sich. Vielleicht erinnern Sie sich an die eine oder andere Situation eines Neuanfangs, wie zum Beispiel den ersten Schultag, den Beginn einer Ausbildung, eines Studiums, den Anfang einer neuen Stelle im Beruf oder den Anfang des endlich erreichten Ruhestandes.
Ja, wie hat es denn angefangen, mit mir und meinem Leben? Was sagen mir meine Erinnerungen aus der frühesten Kindheit? Oder wie hat es angefangen, damals, als Sie Ihren Mann, Ihre Frau kennengelernt haben? Wie hat es bei mir mit der Priesterweihe in 1993 angefangen?
Wie war es damals, als Ihr erstes Kind oder Enkelkind sich angekündigt hat oder geboren wurde? Immer ist eine Geburt ein spannungsreiches Ereignis. Sie wird begleitet von hohen Erwartungen, mancher Sorge und Skepsis. Sie geschieht unter unsäglichen Schmerzen und bringt zugleich viel überglückliche Freude zur Welt. So erfahren es immer wieder junge Eltern und auch die Großeltern.
Jeder bedeutsame Anfang birgt in sich einen besonderen Charakter, eine ursprüngliche Dynamik, eine eigenartige, verheißungsvolle Ursprungskraft, eine Art Initialzündung.
Die ersten Worte der Bibel, dem Buch der Bücher, lauten: „Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde". Im großen Prolog des Johannesevangeliums an Weihnachten lesen wir: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott."
Am Anfang des neuen Jahres 2023 sind wir von dem Evangelisten Lukas eingeladen, innerlich mit den Hirten nach Betlehem zu eilen, um dort das Kind in der Krippe mit seinen Eltern Maria und Josef zu finden.
Ganz winzig klein hat es mit einem jeden Menschen angefangen. Ebenso klein hat Gott in seiner Geburt als Kind mit uns Menschen angefangen, damit auch wir immer und immer wieder neu und ganz klein anfangen. Deshalb können wir auch die kleinen Schritte (und die kleinen Brötchen) mit großer Wertschätzung achten und ehren.
Wie kann das mit dem beginnenden Jahr 2023 in unserem Alltag geschehen? Wie können wir uns auf diesen Weg machen und uns einlassen, um uns von diesem Kind Gottes finden und helfen zu lassen?
Ein alt ehrwürdiges, vertrautes und beliebtes Weihnachtsliebeslied kann uns dabei wichtige Hinweise geben. P. Friedrich von Spee SJ hat es vor etwa 400 Jahren, in den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, geschrieben.
„Zu Betlehem geboren ..." (GL 239) - so beginnt die erste Strophe, die uns einlädt, innerlich nach Betlehem zum Kind zu kommen.
Mein Betlehem ist der Ort, das Haus, in dem ich wohne, das harte und trockene Brot meines Alltags mit einem anderen Menschen teile oder meist allein esse.
Mein Betlehem, das sind die Gaben und Gegebenheiten meiner derzeitigen persönlichen Lebensumstände.
Mein Betlehem, das sind die Grenzen und Einschränkungen meiner anfälligen Gesundheit, die Spannungen und Belastungen in meinen Beziehungen.
In der 5. Strophe singen und beten wir: „Dich wahren Gott ich finde, in meinem Fleisch und Blut ..."
Mein Fleisch und Blut, das ist die Haut, in der ich stecke, die Gänsehaut oder die oft sehr dünne Haut mit ihren Empfindungen oder auch Empfindlichkeiten.
Mein Fleisch und Blut, das ist mein vor Freude hüpfendes und höher schlagendes, aber manchmal auch ängstlich bebend zitterndes oder sogar blutendes Herz.
Mein Fleisch und Blut, das sind die Knochen, die mich mein zunehmendes Alter spüren lassen, in denen mir so mancher Schrecken steckt.
Ja, in meinem Fleisch und Blut finde ich Gott und findet er mich. Alle Mystiker (z. B. Theresa von Avila) verweisen uns darauf, dass wir uns in Gott und ihn in uns finden. Darin geschieht und besteht das große Geheimnis der Gottesgeburt in uns Menschen. So sagt es auch der heilige Ignatius von Loyola: Wenn wir Gott ernsthaft suchen, sollten wir nicht vergessen, dass Gott längst zuvor auf der Suche nach uns ist, damit wir uns von ihm finden lassen.
Es bleibt ein wechselseitiges Geschehen, Gott sucht nach uns, besucht uns und sucht uns auf, um uns zu finden. Wir dagegen können und sollen ihn in allem suchen, ihn finden und uns von ihm finden lassen.
So wünsche ich uns allen, dass wir bei allen Anfängen dieses neuen Jahres - wie die Hirten - uns auf den Weg machen, um Gott zu finden und uns von ihm finden lassen.
Ebenso wünsche ich uns, dass wir in diesem neuen Jahr - wie und mit Maria - alle Wort-Ereignisse im Herzen bewahren und erwägen können. Dann werden wir auch erfahren können, wie gut und wahr, wie heilsam und hilfreich, wie wirkmächtig und nachhaltig der Name Jesu unseres Gottes in unserem Alltag für uns ist.
Einen gesegneten Neuanfang wünsche ich Ihnen mit allen Mitarbeitenden und dem Pastoralteam unseres Seelsorgebereiches Dormagen-Nord.
Pastor Klaus Koltermann
Sonntag, 1. Januar 2023 Neujahr - Oktavtag von Weihnachten - Hochfest der Gottesmutter Maria
Einleitung:
Gott selbst sagt uns seinen Segen zu.
Er will uns behüten, uns gnädig sein, uns Frieden und Heil schenken.
So viele Nöte scheinen diesem Heil-Sein entgegenzustehen;
bringen wir sie zu ihm:
Bitten:
1. Behüte die Menschen in der Ukraine,
die wieder verstärkt unter russischen Luftangriffen leiden,
die verletzt und bedroht und getötet werden;
sei mit denen, die in der Kälte ohne Strom, Wasser oder Nahrung durchhalten;
sei gnädig denen, die unter den russischen Besatzern leiden;
und bei allen, die um eine friedliche Beendigung des Krieges ringen.
(Kurze Stille)
V: Schenke deinen Frieden -
A: Schenke deinen Frieden.
2. Dein Angesicht leuchte den Neugeborenen, den Kleinkindern
und allen Menschen in unserem Land und weltweit,
die aktuell erkrankt sind;
behüte die vielen, die nicht angemessen medizinisch versorgt sind;
sei mit denen, für die notwendige Medikamente fehlen;
und mit allen, die in Sorge um einen kranken Menschen sind,
die trösten, pflegen und heilen.
(Kurze Stille)
V: Lass dein Angesicht leuchten -
A: Lass dein Angesicht leuchten.
3. Schenke Frieden den Menschen in Kosovo und Serbien,
die uneinig sind über Grenzen und Staatsgebiete;
sei mit den Menschen in so vielen Ländern weltweit,
die mit ihren Nachbarn streiten;
und mit denen, die sich in der Politik um friedliche Lösungen der Konflikte bemühen.
(Kurze Stille)
V: Sei gnädig und schenke den Frieden -
A: Sei gnädig und schenke den Frieden.
4. Behüte die Menschen,
die vom Taizé-Jugendtreffen in Rostock heimreisen
und hoffen, gestärkt in ihren Alltag zurückkehren zu können.
(Kurze Stille)
V: Segne und behüte sie -
A: Segne und behüte sie.
5. Sei gnädig bei denen, die in Trauer auf das vergangene Jahr zurückblicken,
weil sie einen geliebten Menschen verloren haben;
segne alle, die entmutigt sind,
weil ein Plan für das vergangene Jahr unerfüllt geblieben ist;
und alle, die das neue Jahr voll Angst und Sorge beginnen.
(Kurze Stille)
V: Lass dein Angesicht leuchten und sei ihnen gnädig -
A: Lass dein Angesicht leuchten und sei ihnen gnädig.
Abschluss-Gebet
Guter Gott, durch die Geburt deines Sohnes
sind auch wir deine Kinder geworden.
Abba - Vater nennen wir dich und kommen mit unseren Sorgen zu dir.
Jesus heißt Gott hilft und gibt uns Zuversicht,
dass du uns beistehst.
Dafür danken wir dir und loben dich jetzt und im neuen Jahr und in Ewigkeit.
Amen
Quelle Bistum Trier
30.12.2022