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Gemeindebrief 28.06.2020

Liebe Gemeindemitglieder,
die anstehende Urlaubszeit wird sich unterscheiden von dem, was wir bisher kannten.
Flexibilität ist nötig, um aus dem Alltag auszubrechen und Neues zu entdecken.
Vielleicht ist dies auch eine Gelegenheit, die Beziehung zu Gott auf neue Weise zu bedenken oder besser gesagt, mit ihm (erneut) ins Gespräch zu kommen.

Die Erfahrung, dass ein Gottesdienstbesuch ein nicht selbstverständliches Recht ist, mag für Viele von uns neu sein.
Doch ich freue mich sehr, wenn genau dies in den Blick gerät. Menschen fragen nach, wann sie zum Gottesdienst kommen können.

Ernsthaft eine öfter gestellte Frage und Bitte!

Seitens des Pastoralteams werden deswegen mit großer innerer Bewegung viele zusätzliche Gottesdienste angeboten.
Seien Sie herzlich eingeladen, diese zu nutzen, auch wenn die Kirchen in ihrem Platzangebot limitiert sind, es findet sich sicher für Jeden von uns ein Platz in den Gottesdiensten!

Also wagen Sie ruhig auch etwas, was in diesen Zeiten ohnehin das Thema zu sein scheint: Neue Wege gehen!

Herzlichst Ihr
B. Michael Offer, Diakon

Kyrie

Herr, Jesus Christus,
arm und auf Hilfe angewiesen bist du in unsere Welt gekommen.
Herr, erbarme dich.

Alle, die dich aufnehmen, beschenkst du mit ewigem Leben.
Christus, erbarme dich.

Du begegnest uns in den Schwachen und Hilfsbedürftigen.
Herr, erbarme dich.

 

1. LESUNG 2 KÖN 4,8-11. 14-16A Lesung aus dem zweiten Buch der Könige

Eines Tages ging Elíscha nach Schunem.
Dort lebte eine vornehme Frau,
die ihn dringend bat, bei ihr zu essen.
Seither kehrte er zum Essen bei ihr ein, sooft er vorbeikam.
Sie aber sagte zu ihrem Mann:
Ich weiß, dass dieser Mann,
der ständig bei uns vorbeikommt,
ein heiliger Gottesmann ist.
Wir wollen ein kleines, gemauertes Obergemach herrichten
und dort ein Bett, einen Tisch,
einen Stuhl und einen Leuchter für ihn bereitstellen.
Wenn er dann zu uns kommt,
kann er sich dorthin zurückziehen.
Als Elíscha eines Tages wieder hinkam,
ging er in das Obergemach, um dort zu schlafen.
Und als er seinen Diener Géhasi fragte,
was man für die Frau tun könne,
sagte Géhasi: Nun, sie hat keinen Sohn
und ihr Mann ist alt.
Da befahl er: Ruf sie herein!
Er rief sie
und sie blieb in der Tür stehen.
Darauf versicherte ihr Elíscha:
Im nächsten Jahr um diese Zeit
wirst du einen Sohn liebkosen.

2. LESUNG RÖM 6,3-4. 8-11 Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom

Schwestern und Brüder!
Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden,
sind auf seinen Tod getauft worden.
Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod,
damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters
von den Toten auferweckt wurde,
in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.
Sind wir nun mit Christus gestorben,
so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
Wir wissen,
dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt;
der Tod hat keine Macht mehr über ihn.

Denn durch sein Sterben
ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde,
sein Leben aber lebt er für Gott.
So begreift auch ihr euch als Menschen,
die für die Sünde tot sind,
aber für Gott leben in Christus Jesus.

EVANGELIUM JOH 19,25-27 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter
und die Schwester seiner Mutter,
Maria, die Frau des Klopas,
und Maria von Magdala.
Als Jesus die Mutter sah
und bei ihr den Jünger, den er liebte,
sagte er zur Mutter:
Frau, siehe, dein Sohn!
Dann sagte er zu dem Jünger:
Siehe, deine Mutter!
Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Predigt

Wie an den vergangenen Sonntagen überliefert uns heute Matthäus Worte Jesu zur Sendung der zwölf Jünger: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen."

Das sind Sätze, die sehr radikal formuliert sind. Jesus verlangt, auf Sohn und Tochter, auf die Eltern zu verzichten. Er lädt ein: „Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen." Jesus spricht vom Größten, der totalen Nachfolge, vom Martyrium. Er meint die Jünger, die dem Evangelium treu bleiben und bereit sind, auch eines gewaltsamen Todes zu sterben. Jesus war der erste, der „sein Leben verloren" hat und es in neuer Fülle zurückerhalten hat. Er ermahnt uns, nicht die zu fürchten, „die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können". In unseren Tagen mussten schon Tausende Christen gewaltsame Verfolgung erleiden oder um ihres Glaubens willen sterben.

An sechs Stellen der Evangelien kommt Jesus auf das Thema „verlieren-gewinnen" zu sprechen. Das zeigt, welche Bedeutung es für ihn hat. Seine Aufforderung, das eigene Leben zu „verlieren", beschränkt sich nicht auf das Martyrium, sondern ist das Grundgesetz des christlichen Lebens.

Wir leben in unserem Land in Freiheit und können uns, ohne Nachteile zu befürchten, frei äußern, den Glauben ausüben und bekennen. Jesu Sendung weiterzutragen, ist für uns nicht leicht geworden, weil unsere Gesellschaft von einer Meinungsvielfalt überschwemmt ist, die es schwer macht, im Nächsten bis in die Tiefe des Herzen vorzudringen, wo der Glaube sich entzündet. Außerdem machen wir uns selbst gerne zum Mittelpunkt unseres Lebens und fragen uns zuerst: Was tut mir gut? Doch der vom Herrn gesandte Jünger stellt den Meister in die Mitte seines Lebens.

Wir wissen, wozu er uns einlädt? Jesus sagt: „Wer das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen." Verlieren und Gewinnen, der Weg führt besonders über den Mitmenschen. Im Dienst am Nächsten, verlieren wir uns selbst und finden das Leben. Nicht für uns selbst leben, ist alles andere als eine passive oder von Verzicht gekennzeichnete, negative Lebenseinstellung. Es bedeutet großzügigem Einsatz und Sinn für Verantwortung.

Immer wieder können wir diese Erfahrung machen. Wenn wir uns selbst verschenken, wächst in uns das Leben. Wer seinen Tag im Dienst an den anderen verbringt, wem es gelingt, seine vielleicht eintönige oder harte Arbeit in Taten der Liebe umzuwandeln, der kann die Freude echter Selbstverwirklichung erfahren. Die Gebote Jesu zielen alle auf die Liebe. Wenn wir sie befolgen, finden wir das Leben in Jesus. Jesus hat uns gesagt, wie das Jüngste Gericht aussehen wird. Er wird denen zu seiner Rechten sagen: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben." Alles wird demnach davon abhängen, ob wir die Nächsten geliebt haben. Was wir für sie getan haben, wird Jesus als für sich getan betrachten.

Schauen wir uns um und erfüllen wir unseren Tag mit Taten der Liebe. Sprechen wir auch in einfühlender Weise vom Evangelium, wenn der Augenblick da ist, Gott die Ehre zu geben. Denn die Triebfeder unseres Tuns nimmt ihre Freude und Kraft vom Heiligen Geist, der uns Gottes unendlich große Liebe spüren lässt. Lassen wir uns für alle Mitmenschen etwas einfallen, nach unseren Möglichkeiten. Und wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, können wir beten.
Auf die Liebe kommt es an.

Fürbitten

Gott, unser Vater,
in unserer Welt begegnen uns viele Menschen, die in Not und auf Hilfe angewiesen sind.
Wir bitten dich:

Für die 80 Millionen Menschen, die gegenwärtig auf der Flucht sind.
Schenke ihnen Frieden, Heimat und den nötigen Lebensunterhalt.

Für die zahllosen Menschen, die hilflos der Corona-Epidemie ausgeliefert sind.
Schütze sie und alle, die ihnen zu helfen bereit sind.

Für alle Frauen und Männer, die sich dem Dienst für Gott und für die Menschen zur Verfügung stellen.
Stärke sie durch deinen Heiligen Geist und lass sie durch Wort und Tat Zeugnis für dich ablegen.

Für alle, die in diesen Tagen zu Priestern oder Diakonen geweiht werden,
und für alle, die zu einem kirchlichen Dienst ausgesandt werden.
Lass sie an ihrer Sendung wachsen und schenke ihnen Freude an ihrer Aufgabe.

Für alle, die ihres Glaubens wegen verfolgt werden.
Lass ihre Leiden nicht vergeblich sein.

Für die Verstorbenen.
Schau auf das Gute, das sie in ihrem Leben sichtbar oder still getan haben
und lass sie nicht um ihren Lohn kommen.

Dir, Herr, vertrauen wir unsere Sorgen und Nöte an.
Dich preisen wir und dir danken wir. - Amen.

Meditation

Nichts ist wichtiger
als eine gute Beziehung zu Gott

Dieser guten Beziehung
steht oft viel im Weg

Unsere Geschäftigkeit
unser Leichtsinn
unsere Feigheit vor Entscheidungen
unsere verschobenen Rangordnungen
unsere Zweifel
unser Unglaube

aber
nichts soll in unserem Leben
wichtiger sein
als eine gute Beziehung zu Gott

Gott
lass uns unseren Leichtsinn überwinden
unsere Geschäftigkeit überdenken
unsere Feigheit durch Mut ersetzen
unsere Zweifel dir anvertrauen
und unseren Unglauben
in Vertrauen verwandeln

Gott
hilf uns zu einer neuen Rangordnung
damit die Beziehung zu dir wachsen kann

26.06.2020

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