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Gemeindebrief zum 20. Sonntag im Jahreskreis: Sonntag, 16.08.2020

Liebe Gemeindemitglieder,

Brot ist für viele ein gewöhnliches Nahrungsmittel, das man sehr unterschiedlich belegen kann.
Trockenes Brot ist manchmal auch eine Mahlzeit.
In der Kriegszeit war ein Stückchen Brot manchmal über Leben und Tod entscheidend.

Im heutigen Evangelium hören wir vom Brot als lebensnotwendiges Nahrungsmittel. Der Leib Christi ist uns Christus Nachfolgern sehr wichtig und als geistliche Nahrung sehr notwendig.
Diese Notwendigkeit spüren wir in der Coronazeit besonders.

Wie wertvoll der Glaube, das Wort Gottes, die Gemeinschaft und die Eucharistie sind, merken wir erst dann, wenn dies fehlt.
Wie wertvoll Gottes Nähe und Gnade Gottes sind, möchten wir in unserem Leben erfahren und schätzen.

Die Apostel damals und viele Menschen heute merken es manchmal nicht, welch begnadete Werte sie eigentlich besitzen. Ein bewusstes Mitgehen wünschen wir uns manchmal für unser Leben und unseren Glauben.

Ihr Pater Jaison Kavalakatt CMI, Pfarrvikar

Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

Lesung Jes 56,1.6–7

So spricht der HERR:

Wahrt das Recht und übt Gerechtigkeit, denn bald kommt mein Heil und meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren.
Und die Fremden, die sich dem HERRN anschließen,
um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben,
um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen und die an meinem Bund festhalten,
sie werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Haus des Gebets.
Ihre Brandopfer und Schlachtopfer werden Gefallen auf meinem Altar finden, denn mein Haus wird ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden.

 

Lesung Mt 15,21–28

Jesus ging weg von dort und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.

Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm und rief:
Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids!
Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.

Jesus aber gab ihr keine Antwort.

Da traten seine Jünger zu ihm und baten:
Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her!

Er antwortete:
Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.

Doch sie kam, fiel vor ihm nieder und sagte:
Herr, hilf mir!

Er erwiderte:
Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen.

Da entgegnete sie:
Ja, Herr!
Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen,
die vom Tisch ihrer Herren fallen.

Darauf antwortete ihr Jesus:
Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst.

Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Predigt

„Dein Glaube ist groß!" so lesen wir im heutigen Evangelium.
Wir fragen dann natürlich: Woran glauben wir?
Diese Frage ist in unserer heutigen Zeit sehr aktuell. Weil wir zurzeit eine besondere Zeit in der der Weltgeschichte erleben, damit meine ich die Zeit der Pandemie, sind wir jeden Tag mit der Frage konfrontiert:
"Woran glauben wir?"

Als einmal diese Frage Prominenten gestellt wurde, war die Reaktion unterschiedlich.
Eine Ex-Kickboxerin glaubt an Gott und an das Schicksal.
Ein Fußballspieler setzt ganz auf seine Mannschaft und auf Kameradschaft.
Eine Politikerin der Linken bekennt, dass sie an die Liebe und an eine gerechte Welt, die für alle gut ist, glaubt.
Eine Schauspielerin glaubt nur an sich.
Wie viele andere gibt eine Moderatorin Zeugnis von ihrem persönlichen Glauben an Gott und davon, dass sie jeden Sonntag in die Kirche geht. Sie für ihren Glauben dankbar ist und ihn auch an ihre Kinder weitergibt.
Für einen Sänger ist der Glaube sogar das Wichtigste im Leben und er meint, dass er ohne seinen Glauben nicht leben kann.

Die Kananäische Frau im Evangelium, eine nicht glaubende Person, wendet sich in ihrer Lebensnot an Jesus und ruft ihn um Hilfe an. Bestimmt wird uns diese Szene an Notsituationen erinnern, von denen wir weltweit in unserer Zeit hören.
Sei es die Situation im Libanon, in Weißrussland, in Honkong und und und......
Die Frau im Evangelium benutzt Gesten, indem sie Jesus um Erbarmen anruft, ihm geradezu nachschreit, sich vor ihm niederwirft und ihn flehentlich bittet:
„Herr, hilf mir!".

Die Situation ist wie ein Hilfeschrei, den auch wir in unserem Leben, in unserer Umgebung kennen.
Das ist eine fast hoffnungslose Situation.
Sozusagen kurz vor 12.
Die Weltgemeinschaft wird auf solche Hilfeschreie schnell reagieren.
Es werden Hilfsgüter transportiert.
Spezialisten werden gesandt.
Kranke werden herausgeholt und behandelt.
Auch in der Coronazeit ist es nicht anders in der Europäischen Gemeinschaft.
Es werden politische Mittel gesucht. Im äußersten Notfall wird das Militär beauftragt.
Wenn ein Kind Hilflosigkeit zeigt, wird ein normaler Mensch schnell aktiv und die Situation schnell retten.
In der Sommerzeit kennen wir das besonders aus den Badeanlagen. Überall spüren wir das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft dieser Personen oder Menschen.
Im Evangelium spürt Jesus auch dieses Vertrauen.
Sogar das grenzenlose Vertrauen zu Gott.
Jesus antwortet deshalb der Frau: „Dein Glaube ist groß."

Im Evangelium hören wir aber auch in einigen Situationen, dass Jesus seine Freunde und Nachfolger als kleingläubig und ängstlich bezeichnet.
Diesen Menschen fehlte das Vertrauen.
Vertrauen ist auch in unserem Leben sehr wichtig.
Vertrauensverlust ist in vielen Situationen ein Anfang für den Untergang.
Vertrauen ist ein Grund, warum in Notsituationen schnell geholfen wird.
Vertrauen ist ein Heilmittel und zugleich Erfolgsrezept.
Vertrauen gibt Sicherheit.
Klein aber ist der Glaube, wenn der Mensch meint, er sei der Größte und könne alles.
Klein ist der Glaube, der allein auf menschliches Tun baut und vertraut.
Klein ist der Glaube, der Gott wenig zutraut.
Vertrauen baut eine grenzenlose Situation.
Vertrauen baut Leben auf.
Vertrauen bringt Heil, Heilung und neues Leben und Lebenslust.

In der Begegnung mit dieser namenlosen Frau hat sich Jesus offenbart und gezeigt, dass es für ihn keine Grenzen und keine Tabus in der Begegnung und im Wirken gibt.
Gott mutet uns heute einiges zu und oftmals schweigt er auch noch dazu und entzieht sich scheinbar unserer Wahrnehmung. Gerade deswegen müssen wir ihn immer wieder suchen und ihm nachlaufen, weil nur er der ist, der uns helfen kann.

„Woran glaubst du?" – Diese Frage stellt sich nicht nur jetzt.

Sie stellt sich uns ein Leben lang.
Es ist der „große Glaube" der Heilung, Befreiung und Erlösung, der Leben bewirken kann.
Es ist der „große Glaube" zu wissen, dass nur Gott allein uns helfen kann und uns auch helfen wird.
Ihr Glaube und mein Glaube sind etwas ganz Persönliches – er ist auch für uns wichtig für unser Leben, vielleicht sogar lebenswichtig.

Fürbitten

Lass die Christen erkennen, dass du ihnen im Sakrament der Eucharistie und im Brot des Wortes als ein unendlicher Schatz begegnest.

Befreie die Völker, Familien und Gruppierungen davon, sich von anderen abgrenzen zu wollen.

Wir beten für viele Menschen mit Sorgen in ihrem Alltag:
Sei du Gott ihre Stärke und gib allen Kraft, ihre besonderen Situationen mit Geduld und Gottvertrauen durchzustehen.

Wir beten in der Zeit von Corona:
Für alle, denen die steigende Zahl der mit Covid-19 Infizierten zurzeit Angst macht. Für diejenigen, die unvorsichtig sind und andere gefährden und für alle,
die versuchen, im Alltag mit der Pandemie gut umzugehen.

Wir beten für die, die Verantwortung in Leitungspositionen haben.
Manchmal fühlen sie sich belastet. Gib ihnen kreative Ideen, dass sie die ihnen anvertrauten Menschen begleiten können.

Für alle, die um ihre Existenz bangen und für diejenigen, die für die ganze Gesellschaft nach fairen und gerechten Lösungen suchen.

Wir denken und beten auch für die Menschen, die körperlich wenig Kraft haben,
die hilfsbedürftig sind und schwer krank sind.
Heilender Gott, gib ihnen dein Heil und schenke ihnen Kraft.

Wir beten für unsere Verstorbenen.
Nimm sie durch die Kraft des himmlischen Brotes auf in dein ewiges Reich.

14.08.2020

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