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26. Gemeindebrief zum Sonntag 12./13.09.2020

Liebe Gemeindemitglieder,

in diesen Tagen freuen sich unsere Kommunionkinder, endlich an den Tisch des Herrn treten zu dürfen. Nach vielen Wochen und sogar Monaten der Vorbereitung treten sie nun damit auch ein in die Gemeinschaft derer, die Gott selbst als ihre Nahrung verstehen und erfahren.

Wie schön ist es doch, wenn sie nun für die Zukunft diese Gemeinde als ihre eigene betrachten und sie bereichern.

Das Zusammenleben in dieser Gemeinde ist allerdings auch immer wieder von Vergebung und Rückbesinnung gekennzeichnet.

Im heutigen Evangelium wird dies unmissverständlich thematisiert.

Lassen wir uns darauf ein und bleiben somit eine einladende Gemeinde,
die weiß, dass sie Gottes Barmherzigkeit geschenkt bekommt, um sie weiter zu schenken.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr B. Michael Offer, Diakon

Mail über Pastoralbüro: st-pankratius@dormagen-nord.de

Besinnung

Wieder liegt eine Woche unseres Lebens hinter uns. 

Wir haben die Last des Alltags getragen und die Herausforderungen unseres Lebens mehr oder weniger gut bewältigt. Nicht alles ist dabei ohne Verletzungen und Streit möglich gewesen.

Siebenundsiebzigmal soll ich den anderen Vergebung gewähren. 

Manchmal reicht es schon, meinem Nächsten wenigstens ein Wort der Versöhnung zu gönnen.
Wenn wir zu Beginn dieses Gottesdienstes das Erbarmen des Herrn anrufen,
dann beten wir besonders für die, die in der vergangenen Woche von mir getroffen wurden.

Kyrie

Gib uns den Mut voll Glauben, Herr, heute und morgen zu handeln.
Herr, erbarme dich unser.

Gib uns den Mut, voll Liebe, Herr, heute die Wahrheit zu leben.
Christ, erbarme dich unser.

Gib uns den Mut voll Hoffnung, Herr, heute von vorn zu beginnen.
Herr, erbarme dich unser.

 

1. LESUNG

Lesung aus dem Buch Jesus Sirach.

Groll und Zorn, auch diese sind Gräuel und ein sündiger Mann hält an ihnen fest.

Wer sich rächt, erfährt Rache vom Herrn; seine Sünden behält er gewiss im Gedächtnis.
Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du bittest, deine Sünden vergeben!
Ein Mensch verharrt gegen einen Menschen im Zorn, beim Herrn aber sucht er Heilung?
Mit einem Menschen gleich ihm hat er kein Erbarmen, aber wegen seiner Sünden bittet er um Verzeihung?
Er selbst – ein Wesen aus Fleisch, verharrt im Groll.
Wer wird seine Sünden vergeben?

Denk an das Ende, lass ab von der Feindschaft,
denk an Untergang und Tod und bleib den Geboten treu!
Denk an die Gebote und grolle dem Nächsten nicht,
denk an den Bund des Höchsten und übersieh die Fehler!

2. LESUNG

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!

Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber:

Leben wir, so leben wir dem Herrn,
sterben wir, so sterben wir dem Herrn.

Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.

Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden,
um Herr zu sein über Tote und Lebende.

EVANGELIUM - MT 18,21-35

In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte:
Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal?

Jesus sagte zu ihm:
Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.
Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat:
Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen.
Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld.

Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denáre schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte:
Bezahl, was du schuldig bist!
Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte:
Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.
Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe.

Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt;
sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war.
Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm:
Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?

Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern,
bis er die ganze Schuld bezahlt habe.

Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln,
wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

Predigt

Matthäus ermahnt heute in seinen „Gemeinderegeln", sich gegenseitig zu verzeihen.

Petrus fragt:
„Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal?"
Petrus kommt sich großzügig vor. Doch Jesus überhöht diese Zahl:
„Ich sage Dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal."
Sieben als die Zahl der Fülle wird nochmals gesteigert.

Jetzt schildert Jesus die Vergebung Gottes im Gleichnis.
Der Knecht, der Rechenschaft geben muss, schuldet seinem Herrn die unvorstellbar große Summe von 10.000 Talenten. Welchen Wert diese Summe besaß, lässt sich erahnen, wenn man damit das geschätzte Jahreseinkommen von Herodes dem Großen vergleicht, das etwa 900 Talente betrug. Und hier haben wir 10.000, d. h. die Steuern von über 10 Jahren.
Diese Riesenschuld wurde dem Knecht erlassen,
„weil du mich gebeten hast" - heißt es im Evangelium. 

Der Knecht selber aber ist unbarmherzig. Er besteht darauf, dass ein ihm untergebener Mitknecht wegen einer Schuld von 100 Denaren ins Gefängnis geworfen wird.
100 Denare: der Tageslohn für einen Arbeiter betrug einen Denar.
Im Ganzen macht das also 100 Arbeitstage.

Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.
Der unbarmherzige Knecht wird den Peinigern übergeben.
Und Jesus zieht den Schluss: „Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt."

Es ist nicht mehr von siebenmal oder siebenundsiebzigmal die Rede,
sondern von unserer Haltung.
Das ist ein warnender Satz, der nicht eintreffen soll.

„Vergib uns unsere Schuld!" So beten wir im Herrengebet.
Die Bedingung wird angefügt:
„Wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben."
Die Zusage im heutigen Text des Matthäus ist herausfordernd und tröstlich zugleich:
Wie groß auch immer die Schuld des Menschen ist:

Gott vergibt.

Damit aber ist auch der Mensch in die Pflicht genommen:
Die Vergebung, die der Mensch durch Gott erfahren hat,
muss sichtbar werden an den Mitmenschen.
Weil Gott uns gnadenhaft immer Verzeihung anbietet, können wir verzeihen.

Oft möchten wir nicht oder oft können wir nicht vergeben.
Es kann uns schwerfallen, einem anderen, der sich gegen uns verfehlt hat,
wirklich von Herzen zu verzeihen. Eine große Rolle spielen hier unsere Erfahrungen.
Unser Vertrauen kann vielleicht missbraucht worden sein.
Oder wir sagen:
Verzeihen kann ich nach und nach, aber Vergessen kann ich es nicht.
Wir werden an früher uns geschlagene Wunden,
die immer in die gleiche Kerbe trafen, erinnert.
Das Problem liegt oft in uns: Sympathische Menschen verletzen uns viel seltener.
Bei krankhafter Böswilligkeit brauchen wir eine große Gelassenheit und Vertrauen in Gott.

Wege zur Versöhnung können sein:
ein klärendes Gespräch mit einem Dritten,
ein Beichtgespräch,
unser Beten,
das Lesen der hl. Schrift,
bei all dem verbunden mit dem Versuch, uns an den unversöhnten Mitmenschen anzunähern.

Göttliche und menschliche Vergebung sind innerlich aufeinander bezogen.
„Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben."

Doch - Gott möchte uns immer Vergebung schenken, selbst wenn wir unseren Feinden wie blockiert gegenüberstehen.
Beten wir dann für den „Feind"!

Da ist schon der Anfang von Vergebung gemacht – und das zählt.

Fürbitten

Vergeben heißt, von dem, was wir an Verletzungen, Missachtung und Ungerechtigkeit erfahren haben, abzusehen und den anderen nicht mehr nachzutragen.
Aus unseren eigenen Kräften heraus können wir das nicht.

Lasst uns Christus bitten, dass er uns hilft, denen zu vergeben, die an uns schuldig geworden sind:

Für deine Kirche, in der oft aus gut gemeintem Eifer für dein Werk andere öffentlich belehrt und geschmäht werden.

Für die Vertreter der politischen Parteien, dass sie nach den Grabenkämpfen des Wahlkampfs Wege zu einer für das ganze Land gedeihlichen Zusammenarbeit finden.

Für alle Kranken und Hilfsbedürftigen, dass sie nicht nur Verständnis einfordern, sondern auch für die Überforderung der professionellen Helfer Verständnis zeigen können.

Für uns selbst, die wir sooft an eigener Selbstgerechtigkeit scheitern.

Für alle Sterbenden, dass sie an der Grenze zum Tod deine Verbundenheit und Begleitung erfahren dürfen.

Denn in dir Christus, hat uns Gott seine Barmherzigkeit gezeigt.

10.09.2020

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