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30. Gemeindebrief: Sonntag 11.10.2020

Liebe Gemeindemitglieder,

die beginnenden Herbstferien lassen uns daran denken, dass diese Zeit früher einmal durch die Ernte und die damit verbundenen Mühen, aber auch Freuden geprägt war.
In einigen Kulturen wird in dieser Zeit die Jahreswende gefeiert und ist damit sehr nahe am Thema des heutigen Evangeliums.

Eine Einladung zum Ereignis des Jahres, was in der Antike- und noch heute manchmal -eine Hochzeit darstellt, trifft auf unterschiedliche Reaktionen.

Eine solche Hochzeit, wie sie uns die Bibel hier zeigt, ist aber natürlich nicht nur als tatsächlich irdisches Ereignis sondern vor allem als Synonym für das Leben bei Gott zu verstehen.

Sehr herzlich lade ich Sie ein, die Lesungen und die Betrachtung dazu auf diesem Hintergrund an Ihrem persönlichen Leben zu überprüfen!

Ihr
B. Michael Offer,Diakon

Bussakt

Herr Jesus Christus,
du lädst uns ein, mit dir enger zusammen zu leben.
Herr, erbarme dich.

Deine Einladung gilt allen,
auch jenen, die sich nicht gut genug vorkommen.
Christus, erbarme dich.

Du hast mit deinen Jüngern deine Einladung über alle Grenzen verbreitet.
Herr, erbarme dich.

Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Fehlhaltungen und neue Kraft zum Guten schenke uns der gütige und barmherzige Herr. - Amen.

1. LESUNG - JES 25,6-10A Lesung aus dem Buch Jesaja.

An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg – dem Zion –
für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen.
Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde,
denn der Herr hat gesprochen.
An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft.
Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.
Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.

2. LESUNG - PHIL 4,12-14. 19-20 Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi.

Schwestern und Brüder!
Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben.
In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung.
Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.
Doch ihr habt recht daran getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen.

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.
Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.

EVANGELIUM - MT 22,1-14 Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen
und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.

Besinnung

Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl, das den Gläubigen zur Zeit des Matthäus leicht einsichtig und verständlich war, scheint uns eher vor einige Probleme zu stellen. Mindestens fragen wir uns, wie denn der König, der offensichtlich Gott darstellen soll, sich so schrecklich rächen kann, dass er die Mörder seiner Diener töten und ihre Städte in Schutt und Asche legen lassen kann. Und dann der "arme Kerl", der von der Straße kommt und ohne hochzeitliches Gewand bei der Tafel erscheint. Warum wird er hochkantig hinaus geworfen in die äußerste Finsternis, wo man nur Heulen und Zähneknirschen kennt?

Wir werden den Inhalt und das Anliegen des Gleichnisses am ehesten verstehen, wenn wir die einzelnen Bilder betrachten.

Für die jüdischen Zuhörer des Evangeliums war das Hochzeitsmahl ein gebräuchliches Bild für den Himmel. Israel hatte als Beduinenvolk in der Wüste gelebt und hat von dort her viele seiner Bilder und Vorstellungen entwickelt.
Wir müssen uns also eine Beduinenhochzeit vorstellen - nicht eine inzwischen üblich gewordene deutsche Hochzeit: nachmittags Trauung, dann Kaffee, gegen Abend eine gutes, sattes Festessen, anschließend Tanz - und damit endet das Fest. Die Beduinen lebten und leben in der Wüste als Großfamilien. Sie ziehen mit ihren Herden von Ort zu Ort und sind darum oft viele Tagesreisen von den nächsten Verwandten entfernt. Wenn zur Hochzeit eingeladen wird, rücken die Geladenen mit der ganzen Familie an. Wegen der Herden, die sie mitbringen, dauert es Tage, bis sie eintreffen. Sobald sich dann aber alle eingefunden haben, findet das "Palavern" und Feiern kein Ende. Wer weiß, wann man sich wieder trifft. Telefon oder Handys, durch die man heute Kontakt halten kann, gab es ja noch nicht. Hochzeitsfeiern der Beduinen dauerten mindestens eine Woche, oft sogar länger.

In der sonst kargen Wüste wird zur Hochzeit alles aufgetischt, was das Herz begehrt. Man ist zusammen in Freude und Glück, erzählt und feiert. So wird es im Himmel sein, war für die Juden eine der Vorstellungen von Himmel.
In unser Gleichnis sind schon modernere Sichten eingeflossen. Vom eigenen "Laden" und "Ackerfeld" ist bereits die Rede. Aber die Menge der geschlachteten Ochsen und das dazu gehörige weitere Mastvieh erinnern deutlich an die Hochzeitsfeiern aus der Beduinenzeit.

Für jüdisches Denken zur Zeit des Matthäus hätte sich kein König, der auf sich hielt, die geschilderten Misshandlungen seiner Knechte gefallen lassen dürfen. Andernfalls wäre er ein Nichts, eine Null, ein Waschlappen in den Augen der Bevölkerung gewesen. Man hätte nicht einmal Spott für ihn übrig gehabt. "Schande über ihn, diesen Schwächling!" wäre das allgemeine Urteil gewesen.
In den Augen der Juden damaliger Zeit musste sich der König wehren. Und dass er dabei nicht nur die Mörder seiner Diener bestraft, sondern auch ihre Städte in Schutt und Asche legen lässt, war in den Vorstellungen der damaligen Bevölkerung richtig. Es zeigte, dass der König ein echter und mächtiger König war, mit dem man nicht sein Spiel treiben konnte.

Die Aussagen des Matthäus werden damit klar: Gott, der ein gütiger Gott ist, ist andererseits kein Schwächling, mit dem man machen kann, was man will. Die Geladenen hätten den königlichen Dienern ein Nein zur Einladung mit auf den Rückweg geben können. Warum töten sie die Knechte des Königs noch obendrein? Bei aller Güte, so möchte Matthäus betonen, hat Gott auch Rückgrat und Format. Wer gegen Gott antritt und ihn durch böses Tun zum Einschreiten herausfordert, wird sich über die ungeahnte Kraft, Macht und Stärke Gottes nicht nur wundern, sondern erschrecken. Gott hat für alle ein Herz; aber gegen bewusste Gemeinheit wird er sich zu wehren wissen. Das sollen wir bedenken.

Wir können uns leicht denken, dass es nicht um die äußere Kleidung geht. Es werden viele Arme von der Straße, die in Palästina oft nur ein einziges Kleid besaßen, ärmlich gekleidet an der Hochzeitstafel gesessen haben.
Das Kleid, um das es hier geht, betrifft das Kleid der Seele. In der Taufe wird uns symbolhaft ein weißes Kleid aufgelegt mit den Worten: Ziehe aus den alten Menschen und bekleide dich mit dem Gewand Jesu Christi, dem neuen Menschen der Liebe und Wahrhaftigkeit. Dieses Kleid ist unser eigentliches Festtagsgewand. Vorhandene Liebe in uns strahlt und verleiht selbst ärmlichster Kleidung Glanz.

Im Grunde wird hier im dritten Bild das Thema "Treibe mit Gott nicht dein Spiel!" noch einmal von einer anderen Seite aufgerollt. Der Mann ohne hochzeitliches Gewand nimmt im Gegensatz zu denen, die die Diener des Königs misshandelten und umbrachten, die Einladung an. Er erscheint zur Hochzeitsfeier, setzt sich fröhlich an den Tisch und hätte wahrscheinlich bis zum Ende in vollen Zügen getrunken und gegessen, ohne im Herzen den zu feiern, zu dessen Mahlfeier er geladen wurde.

Menschen dieser Art gab es offensichtlich schon in der Gemeinde des Matthäus: Christen, die die Wohltaten Gottes fröhlich, selbstverständlich und in vollen Zügen für sich in Anspruch nahmen, aber im Traum nicht daran dachten, Gott in Würde und Achtung zu begegnen mit einem Festtagskleid der Seele. Und wer ein Leben lang, so will Matthäus sagen, die Güte Gottes nur ausnutzt, ohne sich ehrlich um das Gewand des neuen Menschen zu mühen, der soll sich nicht wundern, dass er beim himmlischen Hochzeitsmahl nicht geduldet wird. Wer in seiner Gesinnung, seinem Denken und Handeln Gott gegenüber Achtung und Wertschätzung unterlässt, mit dem kann Gott nicht feiern.

Das Anliegen des Matthäus ist deutlich zu spüren. Er ringt mit uns darum, dass wir Gott sehr ernst nehmen. Gott ist kein ohnmächtiger Gott, nur weil er uns hier auf Erden nicht für jeden Fehltritt sofort straft.

Gott lässt uns gelassen durch manche Fehltritte gehen, aus denen wir ja auch lernen können. Er gewährt uns Zeit, am Kleid unserer Seele zu schneidern und es zu verzieren. Wir dürfen es gestalten und schmücken nach unseren Vorstellungen und mit unseren Fähigkeiten. Selbst Flicken darf es vorweisen. Nur eins, das will uns Matthäus geradezu einhämmern, darf es in unserem Leben nicht geben: Gott gegenüber gleichgültig sein, ihn nur ausnutzen oder mit ihm unser Spiel treiben wollen. Das wird uns Gott bei aller Güte und Barmherzigkeit aus Achtung vor sich selbst nicht gestatten

Fürbitten

Guter Gott,
du hast uns als Gäste an deinen Tisch geladen und gewährst uns Gemeinschaft mit dir. Dir tragen wir unsere Anliegen und Sorgen vor:

Wir bitten dich für alle, die du eingeladen hast, mit dir Mahl zu halten,
die jedoch mit dieser Einladung nichts anfangen können.
Öffne ihre Augen für das Geschenk deiner Liebe.

Wir machen uns Sorgen, weil viele Menschen, die uns nahestehen,
keinen Zugang zur Frohen Botschaft finden.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens.

Es tut uns weh, dass nicht alle Christen an einem Tisch zusammenfinden.
Lass unter den Christen Einheit wachsen
und räume aus, was eine volle Mahlgemeinschaft verhindert.

Ohnmächtig stehen wir vor der Tatsache,
dass Menschen einander um ihres Glaubens willen
mit Worten oder gar mit Waffen bekämpfen.
Führe sie zum friedlichen Ausgleich ihrer Interessen.

Unsere Alltagssorgen verstellen uns oft den Blick auf das,
was du uns anbietest.
Stärke unser Gespür für das Wesentliche und Notwendige.

Wir fühlen uns mit unseren verstorbenen Angehörigen und Freunden
über den Tod hinaus verbunden.
Lass sie teilhaben an deinem großen himmlischen Gastmahl.

Wir danken dir, guter Gott, für die Gemeinschaft an deinem Tisch.
Mach uns dieses Geschenkes würdig. Amen.

 

Schlussgebet

Wir preisen dich, Gott.
Du hast uns zu deinem großen Fest geladen.
Wir rechneten nicht damit, deine Gäste zu sein,
aber du bist zu uns gekommen und hast uns abgeholt.
Hilf uns, in deinem Namen auf Menschen zuzugehen,
ihnen liebevoll zu begegnen
und Hoffnungen mit ihnen zu teilen.
Dir vertrauen wir unsere Wege an,
unsere Ängste,
unsere Mutlosigkeit.
Wir bitten dich um deinen Segen.
Wie Jesus uns verheißen hat.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.

 

Segen

Gottes Liebe gehe auf über euch gleich der Sonne, die im Osten sich erhebt,
und lasse sein Angesicht leuchten über euch.
Er erfülle euch mit seinem Licht und schenke euch Freude,
hineinzugehen in den Tag, der euch neu geschenkt ist.
Er lasse euch Freude finden am Leben und den Impulsen trauen,
die er euch mitgegeben hat als Zeichen Seiner Nähe.
So segne und behüte euch...

09.10.2020

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