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Gemeindebrief zum 3. Advent

„Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn", so spricht heute in der alttestamentlichen Lesung der Prophet Jesaja zum Volk.

Auch uns gilt diese Ermutigung zur Freude.

Der heutige Sonntag trägt den Namen der Freude: Gaudete.

Das Weihnachtsfest kommt täglich näher und zieht alle Vorbereitungen auf sich.

So möchte auch der nahende Sohn Gottes unsere Sehnsucht des Glaubens nach Liebe, Ermutigung und Zuversicht auf sich nehmen.
Sein Kommen ist wahrlich Grund zur Freude.

Frage an Sie:
Freuen Sie sich wirklich auf Weihnachten?
Was ist der Grund Ihrer weihnachtlichen Freude oder kennen Sie diese noch nicht...

Klaus Koltermann, Pfarrer
Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

ERSTE LESUNG Jes 61, 1-2a.10-11 Lesung aus dem Buch Jesaja

Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt.

Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn.
Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.

Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.

Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.

ZWEITE LESUNG 1 Thess 5, 16-24 Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher

Brüder!
Freut euch zu jeder Zeit!
Betet ohne Unterlass!
Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.
Löscht den Geist nicht aus!
Verachtet prophetisches Reden nicht!
Prüft alles, und behaltet das Gute!
Meidet das Böse in jeder Gestalt!

Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist,
eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt.

Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.

EVANGELIUM Joh 1, 6-8.19-28 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.
Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija?
Und er sagte: Ich bin es nicht.
Bist du der Prophet?
Er antwortete: Nein.
Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?
Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.
Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.

Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Freude aus dem Glauben – eine Lebenshaltung in einer herausfordernden Zeit

Wenn der Apostel in unserer Lesung mahnt „Freut euch zu jeder Zeit" muss er an eine Freude denken, die wirklich zu jeder Zeit Licht in unser Lebensdunkel bringen kann.
Daneben gibt es bekanntlich Freuden, auf die wenig Verlass ist.
Die Freude an gutem Wetter kann sehr schnell umschlagen – wie das Wetter eben so manchmal spielt. Auch wichtigere Freuden können uns jederzeit genommen werden. Die Freude an gesunden Tagen kann plötzlich und ohne Vorankündigung abgelöst werden von Tagen, an denen wir uns nicht nur weniger wohl, sondern sogar krank und elend fühlen und es auch sind. Da hilft es uns wenig, wenn uns geraten wird, uns zu freuen.

Einen unerfreulichen Zustand (Schicksal, Tod unschuldiger Menschen oder die Diagnose lebensbedrohlich erkrankt zu sein) kann man nicht einfach wegfreuen. Und doch kann es in kranken Tagen noch eine Freude geben, zu der man gemahnt werden kann. Es bleibt eine Freude, von der liebenden Sorge anderer Menschen umgeben zu sein. Diese Freude reicht tiefer als die vergängliche Freude an unserer Gesundheit. So kann es auch in Situationen des Leidens und der Trauer gleichsam einen Lebensgrund darunter geben, der einen nicht in Leid und Trauer versinken lässt. Erfahrene Liebe kann einen tragenden Grundton der Freude in unserem Leben klingen lassen. Darum sind wir Menschen nicht einfach traurig oder froh. Trauernde können Erfahrungen der Freude machen, und Frohe machen Erfahrungen, die sie trauern lassen – zumindest mit Trauernden. Paulus muss bei seiner Mahnung zu einer Freude zu jeder Zeit an eine Grundfreude in uns denken, die so tief ist, dass sie von den Wechselfällen des Lebens nicht verdrängt wird.

Diesen Grund beständiger Freude benennt im Evangelium das Zeugnis des Johannes: „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt". Er ist das Licht der Welt. Der Apostel mahnt, die Freude an diesem Geschenk zu jeder Zeit in uns leuchten zu lassen; denn es ist die Freude daran, dass der da ist, durch den alles gut werden soll. In ihm steht Gott zu dem Namen, den er dem Mose genannt hatte: Ich werde da sein, und zwar rettend, heilend, stärkend, befreiend. Gott hatte mit diesem Namen versprochen, immer da zu sein – mitten in allem, was da geschehen mag – treu auf dem ganzen Weg. Und er hatte sich erwiesen als der, der da ist. Uns Christen sind darüber hinaus Gründe dauernder Freude an Gott gegeben: Freude daran, wie uns im Geheimnis des Lebens und Weges Jesu das Geheimnis der Liebe Gottes eröffnet wird. Wir dürfen uns freuen an der uns geschenkten Würde von Kindern Gottes. Durch die uns im Heiligen Geist eingegossene Liebe dürfen wir einander lieben mit der Liebe Gottes. Die Freude daran dürfen wir in unseren Festen Weihnachten, Ostern und Pfingsten feiern. Mit unserem Sonntag ist uns jede Woche ein Tag der besonderen Freude an Gott gegeben. Ein Tag, an dem wir zur Ruhe kommen sollen in der unser Leben tragenden Freude. Wir sind nicht in ein freudloses Dasein entlassen, sondern auf einen Weg gerufen, auf dem wir immer wieder aufatmen können in der Freude.

Der Satz „Freut euch zu jeder Zeit" mahnt uns nicht, abzusehen von all dem Bedrängenden, Schmerzlichen, Dunklen, was uns umgibt. Das Viele, das der Freude entgegensteht, soll aber keine letzte Macht über uns gewinnen. Wir sollen uns durchaus auf die Trauer in uns und auf die Trauer der Menschen um uns einlassen. Von Jesus, der sicher in der andauernden Freude an der Liebe Gottes, seines guten Vaters lebte, wird uns berichtet, wie er selbst unter dem Unverständnis, der Feindschaft, dem Verrat, der Kälte und Grausamkeit der Menschen gelitten hat. Er ging an keiner Not und Trauer vorbei, sondern blieb stehen, nahm Anteil und richtete in seiner Zuwendung auf, so dass die Menschen weiterleben konnten. Um ihn entstand nicht eine heile Welt. Durch ihn wurde aber das totale Dunkel aufgelichtet in der Erfahrung, dass da doch einer ist, der Neues Leben zusagt und auf den man hoffen kann, weil er dem Tod seine letzte Macht genommen hat. Es gibt Zeiten, in denen die Mahnung „Freut euch zu jeder Zeit" etwas Nüchterner formuliert werden kann: „Hofft auf den Herrn zu jeder Zeit!" Das Zeugnis „Die Freude an Gott ist unsere Kraft" kann von der Erfahrung sprechen „Die Hoffnung auf Gott ist unsere Kraft". Die Hoffnung kann noch in der Bedrängnis froh machen.
Die unser Leben tragende Freude ist heute allerdings von zwei Seiten bedroht. Die Herausforderungen unserer gegenwärtigen Zeit können als so belastend erfahren werden, dass sie nur noch mutlos und hoffnungslos machen und den Menschen die Kräfte rauben, mit denen sie sich ihren Verantwortungen stellen könnten. Für Menschen ohne Vertrauen auf Gott kann die damit verbundene Freudlosigkeit lähmend wirken. Eine ganz andere Gefahr für die Freude an Gott kommt von den vielerlei Freuden, mit denen wir Menschen unser Leben so anreichern können, dass darunter für eine Pflege der Freude an Gott kaum mehr Raum ist. Unsere Weihnachtsvorbereitungen können allem Möglichen dienen und darüber die Freude vergessen, die uns von den Engeln über den Feldern von Bethlehem neu zugesagt werden soll.
Die Erinnerung an das Licht, in dem wir dauernd leben dürfen, ist eine adventliche Mahnung auf dem Wege in das Fest, an dem wir wieder froh werden sollen an der Nähe Gottes unter uns Menschen.
Für die Feier der uns geschenkten Hoffnung ist es wichtig, dass wir uns der Freude an Gott öffnen. Der Freude daran, wie uns der Grund unserer Freude an Gott nicht nur zugesagt, sondern schon wirklich geschenkt wird. Wir bleiben dabei in der Erwartung des alles erhellenden Aufleuchtens der Liebe unseres Gottes. Die Hoffnung darauf ist schon heute ein Licht – ein Licht, das uns in einem Klima der Freude leben lässt und auf dessen besonderes Aufleuchten an Weihnachten wir uns freuen sollen. Das Geschenk dieser Freude ist eine wirkliche Kraft.

Pastor Klaus Koltermann

Sonntag, 13. Dezember 2020 Dritter Adventssonntag Einleitung:

Auch in unserer Zeit sehnen Arme sich nach der frohen Botschaft, leiden Menschen daran, dass ihre Herzen zerbrochen sind, hoffen Gefangene auf Befreiung.

Auch wir sehnen uns nach einem Gnadenjahr des Herrn.

So bitten wir:

Bitten

1. Wir beten für die Menschen,
die bei allen Schwierigkeiten die Hoffnung nicht verlieren.
Für alle, die sich trotz allem freuen können und Freude ausstrahlen.
Für jene, die bei allen Zweifeln fest daran glauben, dass der Herr kommen wird.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

2. Für alle Menschen beten wir,
denen die ansteigenden Corona-Zahlen Sorge bereiten.
Für die Ärzte und Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen auf den Intensivstationen.
Für die vielen, die täglich an ihre Grenzen stoßen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

3. Wir beten für die Politikerinnen und Politiker und alle anderen,
die mit ihren Entscheidungen die Ausbreitung des Virus zu bremsen versuchen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

4. Wir beten für alle,
die sich für die Achtung der Menschenrechte aller Menschen einsetzen.
Für Frauen und Männer, die deutlich sagen, wo Versäumnisse und Verstöße stattfinden.
Besonders für jene, die deswegen Bedrohungen in Kauf nehmen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

5. Wir denken an die Menschen,
die unfreiwillig von ihren Familien getrennt worden sind.
Für Familien, die Krieg oder wirtschaftliche Not auseinandergerissen haben.
Für Geflüchtete, die hoffen, dass ihre Familie nachkommen kann.
Und für alle, die ihnen in ihrer Not beistehen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

6. Wir beten für die Menschen
in Äthiopien und besonders in der umkämpften Provinz Tigray.
Für Männer, Frauen und Kinder überall, die vor Unruhe und Gewalt fliehen.
Für alle, die sich wenigstens für einen Waffenstillstand zwischen Konfliktparteien einsetzen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

7. Wir beten wir für alle Menschen,
die in den Tagen nach der Amokfahrt in Trier vor Ort waren:
die ihre eigene Trauer ausdrücken wollten oder Betroffenen in ihrer Not beistehen.
Für die Angehörigen der Todesopfer und für die vielen Verletzten, die sich nur langsam erholen.
kurze Stille - Komm, o Herr, Maranathá. - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Abschluss-Gebet

Wie die Erde die Saat wachsen lässt
und der Garten die Pflanzen hervorbringt,
so bringst du, Gott, Gerechtigkeit hervor
und Ruhm vor allen Völkern.

Darum danken wir und loben dich jetzt und alle Zeit.

Amen.

Quelle: Bistum Trier

11.12.2020

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