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Gemeindebrief zum 4. Advent

Liebe Gemeindemitglieder,

wir erleben aktuell das Herunterfahren der Wirtschaft in vielen Sektoren und es scheint, als wäre der Rhythmus des Lebens etwas beruhigt.

Gleichzeitig empfinden Viele von uns Angst und leider auch Einige Trauer.

In dieser Endphase des Advents möchte uns die Liturgie aber auf das Ziel dieser Vorbereitungszeit hinweisen und den Blick lenken auf Gott, der in dem kleinen Kind in der Krippe uns das Licht schenken möchte nach dem wir nicht nur in diesen Zeiten sehnsüchtig warten.

Halten wir die Augen offen und lassen wir uns erleuchten von dem Licht, das kommen wird.

Herzlichst Ihr
B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,
immer wieder trittst Du in unser Leben, doch eingespannt in unsere eigenen Angelegenheiten bemerken wir Dich nicht.
Herr, erbarme Dich unser.

Dein Kommen und Dein Wirken machst Du von unserem „Ja" abhängig.
Doch nicht immer sind wir zu diesem „Ja" bereit.
Christus, erbarme Dich unser.

Die Worte Gabriels: „Fürchte Dich nicht!", gelten auch uns.
Doch oft fehlt uns das Vertrauen.
Herr, erbarme Dich unser.

1. LESUNG - 2 SAM 7,1-5. 8B-12. 14A. 16 Lesung aus dem zweiten Buch Samuel

In jenen Tagen, als König David in seinem Haus wohnte und der HERR ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte, sagte er zu dem Propheten Natan:
Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt.

Natan antwortete dem König:
Geh nur und tu alles, was du im Herzen hast; denn der HERR ist mit dir.
Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan:
Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm: So spricht der HERR:
Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?
Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet und ich werde dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist. Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen kann
und sich nicht mehr ängstigen muss
und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher
und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe.
Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.
Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird.
Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. Ich werde für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein.
Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen bleiben;
dein Thron wird auf ewig Bestand haben.

2. LESUNG - RÖM 16,25-27 Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom

Dem aber, der die Macht hat, euch Kraft zu geben
- gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war,
jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen -, ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit!

Amen.

EVANGELIUM - LK 1,26-38 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte.
Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

Da sagte der Engel zu ihr:
Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

Maria sagte zu dem Engel:
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

Der Engel antwortete ihr:
Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.

Da sagte Maria:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel.

Predigt

Die Begegnungen zwischen Gott und Mensch finden in diesem Evangelium einen neuen Höhepunkt.
Die 1. Lesung stellt gleichsam eine Brücke dazu her, die in die Zeit des Tempelbaues in Jerusalem zurückreicht. Dieser Gott, der das Volk Israel aus der Unterdrückung Ägyptens befreit hat, ist ein mitwandernder Gott, der in der Bundeslade mitgeführt wird. David will für seinen Gott und für das Volk einen Tempel errichten. Aber Gott braucht kein Gebäude aus Stein, er will als mitwandernder Gott in den Herzen der Menschen Wohnung nehmen. Gott wird seiner Familie, dem Königshaus David, Bestand für immer sichern in einem Haus aus "lebendigen Steinen" (1 Petr 2,4f), aus den vielen Gemeinden, durch alle Generationen.

Gott begegnet zunächst durch einen Engel über Maria den Menschen.
Dieses Zusammentreffen von Engel (lat.: angelus = der Bote) geschieht auf sehr respektvolle Weise und auch mit einem Trostwort:
"Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir!" (Lk 1,28).
Das ist sehr trostvoll: "Der Herr ist mit dir... Fürchte dich nicht!... Du hast bei Gott Gnade gefunden." (Lk 1,28.30).
Gnade finden heißt: Gott wendet sich dir auch in schwierigen Lebenslagen zu.

Tatsächlich: Maria hat es nicht leicht.

Sie soll Mutter werden, ein Kind empfangen - ledig, Vater unbekannt.
Das wird wohl ein Getuschel im kleinen Nest Nazareth geben. Sie kann sich nur von vornherein aus dem Sozialgefüge des Dorfes ausgeschlossen fühlen. Wenn das Kind zur Welt kommt, was wird wohl unter diesen Voraussetzungen aus ihm werden? Glücklicherweise geht zunächst alles gut aus.
Josef steht zu der schwangeren Frau.
Der Sohn macht den Eltern das Leben aber auch nicht gerade leicht.
Josef verschwindet aus dem Blickfeld, und Maria muss die Last des Alltags allein bewältigen.
Jesus steigt nicht in den Handwerksbetrieb des Vaters ein, er zieht predigend durchs Land und landet nach Konflikten mit den Staats- und Religionsbehörden am Kreuz.

Erste Lesung und Evangelium machen an diesem Sonntag wohl deutlich:
Vergangenheit ist gegenwärtiges Erinnern und Zukunft ist gegenwärtiges Erwarten.
Der Engel kündigt eine große Zukunft für Maria und die Menschheit an:
"Du wirst einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden"(Lk.1,30-32). Jesus = jesua, heißt "JAHWE rettet", "JAHWE ist Heil".
Kaum zu glauben in einer Welt voller Unheil, vieler Ängste und Katastrophen verspricht JAHWE Heil.
Das ist eine fast unzumutbare Probe für unseren Glauben und unser Vertrauen.

Gott schickt den Engel Gabriel zu Maria. Gabriel bedeutet so viel wie "Mann Gottes", "Kraft Gottes", "Gott erweist sich stark". In der Bibel stehen Engel manchmal auch für Gott. Gott führt somit auch unsere Lebensgestaltung auf behutsame, diskrete Weise, wenn wir diese Führung erkennen und annehmen.

Sie kennen alle diese Redewendung: "Du bist ein Engel", wenn uns jemand aus schwierigen Situationen durch eine gute Idee, einen Hinweis, eine Tat heraushilft.
Engel fristen heute eher ein theoretisches, märchenhaftes Dasein. Bilder aus unserer Kindheit tauchen auf, Künstler stellen sie in Bildern dar, auch die Esoterik bedient sich dieser Wesen. Es gibt viele Stellen in der Heiligen Schrift, die uns zeigen, dass Engel Gottes Nähe vermitteln, ein Gefühl der Geborgenheit geben, das sich aber nicht immer nach dem Wunschdenken des einzelnen richtet. Wenn Gott sich seit Tod und Auferstehung Jesu als "Geist", als Beziehungskraft gibt, wenn er uns nicht als "Waisen" (Joh. 14,18) hier zurücklässt, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass sich seine befreiende Botschaft nach Pfingsten dem einzelnen Menschen auf ganz individuelle Weise durch verschiedene Personen zeigen kann und wird.
Es gilt aber dabei genau hinzuhören.

Gott sagt zu jedem von uns:
"Der Herr ist mit dir! Ich bin bei dir und mit dir, fürchte dich nicht!"
Fürchtet euch eher vor der Erlösung des Menschen durch den Menschen.

Fürbitten

Maria, sagt Ja zu dem, was sie vernommen hat:
ein Kind, neues Leben in ihr aufzunehmen. Noch ahnt sie nicht, was alles auf sie zukommen wird. Ihr Vertrauen auf Gottes Gegenwart stärkt und begleitet sie.
Diesem Gott vertrauen auch wir, ihm wollen wir unsere Anliegen „an's Herz" legen.

Mit dem Blick auf Maria denken wir heute an Regierende, die mit Gewalt Schutz für ihre Staaten aufbauen. Mögen immer mehr politisch Verantwortliche die Strategie der Gewalt überdenken und Lösungen, die Leben nicht zerstören, anstreben.
Für die Politikerinnen und Politiker bitten wir Gott.

Mit dem Blick auf Maria denken wir an die Verantwortlichen in der Kirche.
Sie wissen um Ungerechtigkeiten und gefährdetem Leben.
Mögen sie immer mehr dort hingehen, wo sie durch ihr Handeln Leben schützen können.
Für die die Verantwortlichen in unserer Kirche bitten wir Gott.

Mit dem Blick auf Maria denken wir heute an Kinder, deren fragiles, zerbrechliches Leben viel Schutz benötigt. Sie brauchen Menschen, die nicht wegschauen, sondern sich einsetzen für bedrohtes Leben.
Für diese Kinder bitten wir Gott.

Mit dem Blick auf Maria denken wir an unsere Verstorbenen.
Maria schaut bereits Gottes Licht, so mögen auch unsere Verstorbenen dieses Licht schauen und in Gottes Reich geborgen sein.
Für unsere Verstorbenen bitten wir Gott.

Wo Gott und die Menschen, die ganz auf ihn vertrauen, der Verwundbarkeit von Leben in Hingabe begegnen, kann Leben in Fülle erblühen.
Das erhoffen wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.

Meditation

warten
worauf
auf wen?

warten und sich öffnen
für das Unerwartete
das nicht Vorstellbare
das unbegreiflich Große

Gott will kommen
zu den Menschen

zu uns

Er schickt seinen Engel
auch heute
um uns
zu sagen:
euer Warten hat bald ein Ende

öffnet euch
sagt ja

und
fürchtet euch nicht

(Helene Renner)

18.12.2020

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