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Gemeindebrief zum 14.02.2021, Sechster Sonntag im Jahreskreis

Lepra ist eine Krankheit, die in unseren Breiten zum Glück seit Jahrzehnten ausgerottet ist. Weltweit stecken sich jährlich jedoch immer noch rund 200.000 Menschen an.

Lange hat sich vermutlich niemand von uns auch nur annähernd vorstellen können, was es heißt, mit einer hochansteckenden Krankheit infiziert zu sein, die nicht unter Kontrolle zu bringen ist und zum »Aussatz« aus der Gesellschaft führt.

Die Covid-19-Pandemie hat das geändert und unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Wenn Jesus im heutigen Evangelium einen Aussätzigen heilt, dann kuriert er nicht nur eine körperliche Krankheit. Er ermöglicht dem Mann die Rückkehr in die Gesellschaft und das Zusammensein mit anderen Menschen.

Klaus Koltermann, Pfarrer
Tel: 02133 91591 oder Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

1. LESUNG - LEV 13,1-2. 43-46 erweiterte Fassung Lesung aus dem Buch Levitikus.

Der Herr sprach zu Mose und Aaron:

Wenn sich auf der Haut eines Menschen eine Schwellung, ein Ausschlag oder ein heller Fleck bildet und auf der Haut zu einem Anzeichen von Aussatz wird, soll man ihn zum Priester Aaron oder zu einem seiner Söhne, den Priestern, führen.
Der Priester soll das Anzeichen auf der Haut untersuchen.
Wenn das Haar an der kranken Stelle weiß wurde und die Stelle tiefer als die übrige Haut liegt, ist es Aussatz.
Nachdem der Priester das Anzeichen untersucht hat, soll er den Erkrankten für unrein erklären.
Stellt er auf der Hinterkopf- oder auf der Stirnglatze eine hellrote Aussatzschwellung fest, die wie Hautaussatz aussieht, so ist der Mensch aussätzig; er ist unrein.
Der Priester muss ihn für unrein erklären; sein Kopf weist das Anzeichen auf.
Der Aussätzige mit dem Anzeichen soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungekämmt lassen; er soll den Bart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein!
Solange das Anzeichen an ihm besteht, bleibt er unrein; er ist unrein.
Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten.

2. LESUNG - 1 KOR 10,31 - 11,1 Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Schwestern und Brüder!

Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut:
Tut alles zur Verherrlichung Gottes!
Gebt weder Juden noch Griechen, noch der Kirche Gottes Anlass zu einem Vorwurf!
Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.
Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme!

EVANGELIUM - MK 1,40-45 Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit kam ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe;
er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen.
Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte:
Ich will - werde rein!

Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm:
Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat - ihnen zum Zeugnis.

Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war;
er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte;
er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf.

Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Gedanken zum Sonntag

Beim Lesen der biblischen Texte werden sich die meisten von uns noch unmittelbar an die Quarantäneverordnungen der Lockdowns im vorigen Jahr erinnern... Ich möchte es gerne begründen: Im Volk Israel war der medizinische Fortschritt noch nicht so weit entwickelt. Man wusste sich nicht anders zu helfen, als Menschen mit ansteckenden Krankheiten einfach aus der Gesellschaft zu entfernen. Weil Krankheit allgemein als Strafe Gottes für ein sündiges Leben angesehen wurde, war für die Priester die Anordnung der dauerhaften Quarantäne noch dazu unabdingbar. Das bedeutete in der Regel ein Leben fernab der Gemeinschaft unter ebenfalls Aussätzigen ohne medizinische Hilfe und damit den sicheren Tod.

Die Parallelen zu heute sind offensichtlich. Weil die Medizin dem Corona-Virus zunächst machtlos gegenüberstand, wusste sich die Gesellschaft nicht anders zu helfen als die Infizierten in Quarantäne zu schicken und damit auch aus der Gesellschaft zu entfernen. Im Gegensatz zu den Aussätzigen damals wurden die meisten Corona-Erkrankten dann ja auch wieder gesund. Aber die menschlichen Tragödien, die sich in Altenheimen und Krankenhäusern abspielten, wo nicht einmal die engsten Angehörigen die Schwerkranken beim Sterben begleiten durften, werden sich hoffentlich nie mehr wiederholen. Die strikte und unmenschliche Ausgrenzung der Erkrankten aus dem Volk wurde uns eben in der Lesung als „Wort des lebendigen Gottes" vorgetragen.
Kann das wirklich Gottes Wille sein?

Das rückt Jesus heute wieder zurecht. Er ist ja gekommen, um das Reich Gottes aufzurichten, und eines der von den Propheten verheißenen Zeichen dafür ist, dass Aussätzige wieder rein werden. Jetzt kommt ein Aussätziger, widersetzt sich den Quarantänebestimmungen, trägt nicht einmal den vorgeschriebenen Mundschutz, und bittet Jesus um Hilfe. Und Jesus weicht nicht zurück, er streckt die Hand nach ihm aus und berührt ihn. Er gibt dem Ausgegrenzten seine Würde zurück. Und er sagt nicht: „Werde gesund!", sondern im viel umfassenderen Sinne: „Werde rein!". Das bedeutet: Der Aussätzige wird heil an Leib und Seele. Er ist nicht nur frei von dieser ansteckenden Krankheit, er kann jetzt auch nicht mehr als Sünder hingestellt werden, er ist wieder ein vollwertiges Glied der Gemeinschaft des Volkes.

Das ist das Programm des anbrechenden Gottesreiches: Da gehören nicht nur die Gesunden, die Reichen und Frommen und die Braven dazu, sondern auch die Ausgestoßenen, die Armen, die Leidenden, die Sünder, alle, die sich vor Jesus niederknien und sagen: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen."

Das Reich Gottes grenzt niemanden aus, bei Jesus gibt es kein Kontaktverbot.

Er streckt jedem seine Hand entgegen, er hat keine Berührungsängste, er berührt und lässt sich berühren. Das ist die Frohe Botschaft des heutigen Evangeliums.

Und wir, die wir in die Nachfolge Jesu gerufen sind, denen aber zurzeit eingeschärft wird, körperliche Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden? Wir müssen andere Möglichkeiten der Kontaktaufnahme finden. Wir können jemanden auch mit den Augen berühren, wenn wir ihm einen freundlichen Blick zuwerfen. Wir können jemanden mit dem Herzen berühren, wenn wir ihn spüren lassen, dass er uns nicht egal ist. Und wir können uns selber berühren lassen. Dieses Berühren und sich berühren lassen gilt einmal im Umgang mit den Menschen um uns herum, in unserer nächsten Umgebung, in unserer Gesellschaft und in dem, was auf der Welt an Erfreulichem und noch mehr an Schlimmem passiert. Wenn uns etwas in unserem Innersten trifft, dann sagen wir doch: „Das hat mich berührt."

Und das gilt auch in Bezug auf Jesus, der uns heute hier versammelt hat. Wir lassen uns von ihm anrühren, von seinem Wort, das er zu uns spricht, von seiner Gegenwart in der Gemeinschaft der feiernden Gemeinde. Jesus hat auch hier keine Berührungsängste. Und wir berühren ihn mit unseren Gebeten und mit unseren Liedern, auch da brauchen wir keine Berührungsängste zu haben. So sagt Jesus heute zu jedem von uns: „Ich will es – werde rein!" Und das dürfen wir dann wie der Geheilte im Evangelium bei jeder Gelegenheit weitererzählen.

Pastor Klaus Koltermann

Fürbitten

Einleitung:

Jesus macht Menschen gesund, die als unheilbar gelten und ausgeschlossen sind.
Wir bringen unsere Welt zu ihm und bitten um Beistand und Heilung...

Bitten:

1. ... für die Menschen, die mit Covid19 um ihr Leben kämpfen;
für die vielen, die nach der Krankheit noch lange an den Folgen leiden.
Und für alle, die sich um die Kranken und die Nicht-mehr-Kranken sorgen.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

2. Wir bitten um Beistand und Heilung
für alle, die an anderen Krankheiten leiden oder an der Schwäche des Alters.
Und für ihre Familien und für die ärztlichen und pflegerischen Kräfte an ihrer Seite.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

3. Wir bitten um Beistand und Heilung für alle,
die in glücklichen Beziehungen und Partnerschaften leben.
Für die Paare, deren Ehe und Familie schwierig oder in Gefahr ist;
und für alle, die sich an einem neuen Glück freuen.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

4. Wir bitten um Trost und neue Freude für alle,
die in diesen Tagen gern Fasching / Fastnacht / Karneval... feiern würden.
Besonders denken wir an die kreativen Leute, die trotz der Corona-Einschränkungen anderen Menschen und sich selbst eine Freude bereiten.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

5. Wir bitten um Heilung und Beistand
für die Kirche in unserem Land und in der Welt,
die an Verletzungen und menschlichen Schwächen leidet;
für alle, die synodal nach neuen Wegen für den Glauben suchen.
Und für die vielen, die sich von der Kirche verabschieden wollen.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

6. Wir bitten um deine heilende Hand
für alle, die in der Pandemie und im LockDown Verantwortung tragen für den Schutz der Menschen und der Gesellschaft.
Und für alle, die sich selbst und ihre Umgebung schützen durch Nähe und Abstand.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

7. Wir bitten um Beistand und Heilung
für alle, die unter der Kälte besonders leiden.
Für Menschen, in deren Wohnung die Heizung ausgefallen ist,
und besonders für die Menschen ohne Obdach draußen.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

8. Wir bitten um Beistand und Heilung für alle Menschen,
die unter Krieg und Hunger leiden,
unter dem Missbrauch von Macht, unter Übergriffen und Gewalt.
Und für die vielen Menschen auf der Flucht, in Lagern oder auf dem Meer.
- kurze Stille - V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns

Abschluss-Gebet

Jesus Christus,
wenn du willst, kannst du diese Welt gesund machen.

Wir danken dir für deine Nähe und deinen Beistand
und loben dich mit dem Vater und dem Heiligen Geist
heute und morgen und in Ewigkeit.

Amen

Quelle: Bistum Trier

12.02.2021

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