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50. Gemeindebrief zum 07.03.2021

Liebe Gemeindemitglieder,

in dieser österlichen Bußzeit bereiten wir uns auf die Feier der Tage des Leidens und der Auferstehung Jesu Christi vor.

Begreifen wir diese Zeit als einen Schatz der Besinnung auf das Wesentliche unseres Glaubens.
Herzlich möchte ich Sie einladen, sich durch die folgenden Texte inspirieren zu lassen zu Fragen, die uns im Innern treffen können.

Bei Allem ist Gott an unserer Seite!

Ihr B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro
Tel. 02133-90062
Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Jesus Christus du rufst uns zu Umkehr und Neuanfang.
Herr erbarme dich.

Jesus Christus, du willst unseren inneren Wandel.
Christus erbarme dich.

Jesus Christus, du bist Richtschnur und Maßstab.
Herr erbarme dich.

Der gute Gott befreie uns von Schuld und Sünde,
er schenke uns Frieden mit ihm und untereinander
und lasse uns einziehen in sein ewiges Reich. – Amen.

1. Lesung aus dem Buch Exodus

In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sínai alle diese Worte:

Ich bin der Herr, dein Gott,
der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen.
Denn ich bin der Herr, dein Gott, ein eifersüchtiger Gott:
Ich suche die Schuld der Väter an den Kindern heim,
an der dritten und vierten Generation,
bei denen, die mich hassen;
doch ich erweise Tausenden meine Huld bei denen,
die mich lieben und meine Gebote bewahren.

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen;
denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbats:
Halte ihn heilig!

Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun.

Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht.
An ihm darfst du keine Arbeit tun:
du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin und dein Vieh und dein Fremder in deinen Toren.

Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört;
am siebten Tag ruhte er.

Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!

Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.

2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Schwestern und Brüder!

Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.

Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten:
für Juden ein Ärgernis,
für Heiden eine Torheit,
für die Berufenen aber, Juden wie Griechen,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen
und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!

Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.

Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?

Jesus antwortete ihnen:
Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.

Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?

Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.

Predigt

"NUR FÜR BETER!"

"Während der Gottesdienstzeiten nicht herumgehen!"
Oder: "Nur für Beter!"

So lese ich es in manchen Kathedralen und Kirchen.
Es ist also doch ein Gespür dafür vorhanden, welch einen Sinn
ein Kirchengebäude hat.

Eine Kirche,
sei es, dass sie schlicht und einfach eingerichtet ist,
sei es, dass viele Kunstschätze in ihr zu sehen sind,
ist zuerst eine Stätte des Gebetes, des Gottesdienstes.

Gott ist die Mitte dieses Ortes.
Ich habe nichts dagegen, wenn dann und wann ein Konzert aufgeführt wird.
Doch wenn nicht in einer Kirche, wo dann sonst kann deutlich werden, dass Gott einen Platz, ja sogar den wichtigsten Platz hat. Zwar stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass ich Gott überall begegnen kann, aber es braucht auch heilige und besondere Orte, an denen sich Menschen versammeln können oder sich zurückziehen können. Als Wallfahrtsseelsorger bin ich sehr froh, wenn sich die verschiedenen Gruppen nach Kirchenführungen eine kleine Andacht wünschen oder ein Marienlied oder wenn ein Kirchenführung mit der Feier der Heiligen Messe verbunden wird.
Damit merke ich:
Viele Menschen sehen in der Kirche einen Ort, an dem sie Gott begegnen.

Das war offensichtlich das Motiv von Jesus, sich so zu verhalten, wie wir ihn sonst nicht kennen. Ihn hat offensichtlich ein heiliger Zorn gepackt.
Jesus spürt: das Verhalten der Menschen ist ein klarer Beweis, dass sie sich von Gott entfernt hatten. Wirtschaftliche Interessen machten also auch vor dem Tempel und der Religion nicht Halt. Wo wirtschaftliche Interessen wichtig sind, da wird auch genau nach wirtschaftlichen Motiven gehandelt.
Da hat der das Sagen, der am reichsten ist.
Da ist die Ausbeutung armer und wirtschaftlich abhängiger Menschen nicht fern.
Da gibt es Gier, da gibt es Neid.
Ich weiß, dass die Kirche und auch die Christen notwendigen Gesetzen unterworfen sind. Wie schnell aber kann das Geld, der Handel wichtig werden, ja wichtiger als Gott und seine Gebote. Nicht dass sie wichtiger wären, nein es kann sogar noch schlimmer kommen: man kann darüber leicht Gott vergessen. Am allerschlimmsten ist es, wenn der Handel, das Geld an die Stelle Gottes tritt, wenn der Tempel dann nicht mehr Gott selbst gehört, dem Gott Israels, der "Jahwe" ist, der "Ich bin der Ich bin für euch da", dem Gott der Väter Abrahams, Jakobs und Isaaks, dem Gott, den Jesus Vater nennt, sondern dem Gott "Handel".
Dagegen wehrt sich Jesus.
Sein Verhalten ist ein Eifer für Gott, für den Glauben.
Jesus entfernt alles, was von Gott wegführt.
Ich bin froh über sein zorniges Verhalten, ist es doch ein Zorn aus Liebe zu Gott.

Wir stehen in der Fastenzeit. Wir haben an diesem Sonntag das "Bergfest" der diesjährigen österlichen Bußzeit. "Bergfest" bedeutet: wir sind in der Mitte angelangt, nun geht es mit Riesenschritten auf Ostern zu.
Ich habe neulich einen schönen Satz gelesen. Es geht nicht um ein "Weniger", es geht in der Fastenzeit um ein "Mehr". Fastenzeit ist nicht bloß eine Diätzeit. Verzicht darf kein Selbstzweck sein, sondern es hat den Sinn, mich wieder mehr zu Gott zu führen.

Wie kann das gehen? Jemand nimmt sich vor, in der Fastenzeit, weniger Fernseher zu schauen. Ist das für ihn eine Leistung, mit der er sich selbst etwas beweisen will oder merkt dieser Mensch mit der Zeit: dadurch, dass der Fernseher ausbleibt, gewinne ich Zeit für mich, Zeit für ein gutes Buch, Zeit für Meditation, Zeit für meine Mitmenschen. Ich gehe vielleicht abends weniger aufgewühlt ins Bett, weil ich durch den Verzicht auf das Fernsehen ruhiger bin, weil ich durch den Verzicht auf das Zappen weniger zerstreut bin. Dadurch bekomme ich mehr Schlaf, bin ruhiger und ausgeglichener. Das alles kommt dann mir und auch meinen Mitmenschen zugute. So kann ich durch jeden Verzicht gewinnen.

Die Fastenzeit ist also eine Zeit, in der ich näher zu mir und näher zu Gott kommen kann. Jeder Verzicht kann dazu helfen, mir wieder bewusst zu werden: was brauche ich für mein Leben wirklich.
Vieles setzen wir an die Stelle Gottes. Von dem müssen wir in unserem Leben immer wieder befreit werden. Es kann auch manchmal - um da im Bild des heutigen Evangeliums zu bleiben - auf sehr heftige Weise geschehen. Auf eine Weise, die zuerst hart aussieht, aber doch von einer leidenschaftlichen Liebe zu uns geprägt ist. Aus dem Leben von uns allen muss doch von Zeit zu Zeit herausgetrieben werden, was mit dem Glauben an Gott, mit unserer christlichen Einstellung nichts zu tun hat. Es ist wichtig, dass wir in jeder Fastenzeit immer wieder und immer mehr das loslassen, was uns von Gott wegführt.

Die leidenschaftliche Liebe, die Jesus im Evangelium zum Tempel zeigt, diese leidenschaftliche Liebe hat er für Gott und für jeden einzelnen. Diese leidenschaftliche Liebe war es, die ihn ans Kreuz gebracht hat.
Aber das Kreuz war nicht Endstation, es war Durchgang zu einem neuen Leben.
Der Tempel, von dem Jesus sagte: reißt diesen Tempel nieder, nach drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen, war der Tempel seines Leibes. Jesus ist dieser neue Tempel. Seine Gegner können das nicht so sehen und daran glauben. Seine Jünger begreifen es erst später, als sie erfahren:
Jesus ist auferstanden.
Wir müssen es immer wieder glauben lernen.

Nur dann können wir mit Paulus in seinem Brief an die Korinther sagen, dass Jesus als der Gekreuzigte Gottes Kraft und Gottes Weisheit ist. Diese Weisheit ist ganz anders als die Weisheit der Welt. Das Kreuz, das Leiden für die Botschaft aber ist für Jesus und damit auch für uns der Weg zum Heil. Im Kreuz zeigt sich, wer Gott für uns ist: ein Gott für uns Menschen. Wenn einer anderes an die Stelle Gottes, wird er sich und seinen Vorteil suchen. Auf dem ersten Blick und rein menschlich scheint das der Weg zu sein, aber bei genauerem Hinsehen werden wir merken, dass dieser Weg ins Verderben führen kann. Ich glaube, dass Jesus einfach darum so wütend wurde, weil Gott nicht die Ehre gegeben wurde.

Jesus wurde wütend, um die Menschen zu schocken, um mich zu schocken.
Denn die Menschen kannten die Gebote Gottes.
Viele kannten die 10 Gebote, die wir in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus gehört haben. Diese 10 Gebote werden leider oft als Verbote angesehen mit den Formulierungen "Du sollst nicht ...", besonders vom 5. vis zum 10. Gebot. Doch gerade die 10 Gebote sind Richtschnur, sind Wegweiser zu einem gelungenem Leben hin. Gott hat uns einen Weg gezeigt, wie wir friedlich in dieser Welt zusammen leben könnten, wie wir alle zufrieden und glücklich sein könnten.

Wenn wir Gott achten, neben ihn keine anderen Götter hätten, wenn wir das Eigentum, den Ehepartner achten, das Eigentum des anderen achteten, dann sähe auf der Welt, ja schon in meinem kleinen Umkreis ganz anders aus. Aus einem kleinen Vergehen kann doch sehr schnell eine falsche Haltung werden, die mir und anderen schadet. Die Finanz - und Wirtschaftskrise ist doch auch eine Quittung für vieles, falsches Verhalten, das oft klein angefangen hat, doch viel größer und sehr tragisch geendet ist.

Geben wir diesem Gott, dem Gott Israels, der einst sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat, zu dem Gott Abrahams, zu dem Gott, den Jesus uns Vater nennen lehrt, die Ehre. Tun wir das aus ganzem Herzen. Das zeigt sich dann auch, wie wir uns in Kirchenräumen verhalten, es zeigt sich in unseren Werten, in unserem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen.

Fürbitten

Wir bitten dich für alle Menschen, die in dieser Zeit der Umkehr erkennen müssen, dass vieles falsch in ihrem Leben gelaufen ist.
Lass sie nicht allein in ihrem Erschrecken, in ihrem Schmerz und in ihrer Trauer.
Schenke ihnen Mut zu einem Neuanfang.

Wir beten für alle, die Menschen in Krisensituationen begleiten.
Wir denken an Ärzte, Psychologinnen, Seelsorgende.
Gib ihnen Weitsicht, Mut und Einfühlungsvermögen,
gemeinsam mit den Hilfesuchenden neue, gangbare Lebenswege zu entdecken.

Wir denken auch an die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Kirche.
Lass ihnen starke Propheten und Prophetinnen begegnen, die ihnen aufzeigen, wo sie dringend etwas aufzuräumen haben.
Gib den Verantwortlichen die Einsicht und die Kraft, notwendige Veränderungen auch durchzusetzen.

Wir hoffen, für alle Menschen, die das irdische Leben verlassen haben und auf einen Platz in deinem Reich hoffen.
Erweise du dich als der Vollender ihres Lebens, auf den sie immer gesetzt haben.

Guter Gott,
du willst nicht, dass alles beim Alten bleibt,
du willst alles neu machen und uns zu einem Leben in Fülle führen.
Das ist manchmal ziemlich unbequem.
Auch wenn wir dich nicht immer begreifen, wir danken dir, dass du mit uns gehst. -
Durch Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder. – Amen.

Schlussgebet

Guter Gott,

die Welt ist deiner Herrlichkeit voll.
Du zeigst dich uns in jedem Bruder, in jeder Schwester.
An diesem Ort haben wir deine Liebe gefeiert.
An diesem Ort hast du uns neue Kraft geschenkt.
Von diesem Ort sind wir jetzt gesendet,
als Schwestern und Brüder miteinander zu leben.

Dazu segne uns jetzt, du der dreieinige Gott,
Jahwe, der "Ich bin der Ich bin da".

04.03.2021

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