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Gemeindebrief zum 3. Ostersonntag 18.04.2021

Heute gedenkt Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier zusammen mit weiteren Offiziellen in einer zentralen Gedenkfeier der Toten der Corona-Pandemie in Deutschland.

Ziel ist es, dass die Gesellschaft innehält und sich gerade in diesen Tagen Gedanken über die besondere Situation macht, in der wir nun schon seit über einem Jahr leben.

Wir stehen vor Gott und legen vor ihn unsere Freude und den Dank für all das,
was sich gut gefügt hat.
Aber auch unsere Fragen, unsere Sorgen und Nöte, vielleicht sogar unser schlechtes Gewissen und die Schuld, die wir auf uns geladen haben.

Aber wir wollen nicht nur bei uns selbst bleiben.
Wir wollen hören, was Gott uns zu sagen hat in den biblischen Lesungen.
Und wir hoffen, dass sein Wort an die Jünger auch für uns gilt:
„Dann öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift." 

Pater Jaison Kavalakatt CMI, Pfarrvikar
Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. Lesung: Apg 3,12a.13–15.17–19

Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk:
Israeliten, was wundert ihr euch darüber?
Was starrt ihr uns an, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser gehen kann?
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr ausgeliefert und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders erbeten. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen.
Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Anführer.
Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündet hat: dass sein Christus leiden werde.
Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden.

2. Lesung: 1 Joh 2,1–5a

Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt.
Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater:
Jesus Christus, den Gerechten. 

Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.
Und daran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben: wenn wir seine Gebote halten.
Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner und in dem ist die Wahrheit nicht.
Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet; daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.

Evangelium: Lk 24,35–48

Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten,
als er das Brot brach.

Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen:
Friede sei mit euch!

Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.
Da sagte er zu ihnen:
Was seid ihr so bestürzt?
Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen?
Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst.
Fasst mich doch an und begreift:
Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.

Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.
Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.

Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben:
Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden.
Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.

Predigt

Wenn wir uns die Auferstehungsevangelien anschauen, entdecken wir darin ein regelrechtes Ringen: Jesus kämpft um den Glauben seiner Jünger. Heute war es besonders eindrücklich: Er fragt sie, warum zweifelt ihr? Und zeigt ihnen seine Hände und Füße mit der Aufforderung ihn anzufassen.

Doch das Ergebnis ist ernüchternd: Sie können es, wenn auch vor Freude, immer noch nicht glauben und (ver)wundern sich. Sie halten ihn für ein Gespenst. Damit sie es aber endlich begreifen, isst er schließlich vor ihren Augen ein Stück Fisch.
Das macht für uns Heutige die Erzählungen von den Erscheinungen des Auferstandenen so glaubwürdig, weil die Jünger es eben gerade nicht sofort verstanden haben.
Sie haben lange gebraucht und ihn nicht sofort erkannt und manchmal auch verwechselt.

Die Berichte lassen uns aber auch einen guten Zugang finden, wenn wir im christlichen Sinne von der Zukunft der Toten sprechen und damit eben nicht die Wiedergeburt meinen, sondern von Auferstehung reden.
Der Tod ist ein wirklicher Abbruch unserer irdischen Existenz.
Wir verlassen diese Welt und zurück bleiben Menschen, die um uns trauern. Gerade weil der Tod ein wirkliches Ende ist, haben Trauer und Tränen ihren berechtigten Platz.

Wir sehen Jesus nach seiner Auferstehung verwandelt. Er lebt nicht mehr in Raum und Zeit, d. h. er kann – nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums – durch verschlossene Türen gehen. Auch Lukas scheint das anzudeuten, wenn er davon spricht, dass Jesus in die Mitte seiner Jünger trat. Die beiden Emmausjünger gehen einen ganzen Nachmittag mit ihm – und er bleibt ihnen fremd.
Als sie ihn endlich erkennen, dann nur an einer Geste, nicht an seinem Aussehen.
Maria Magdalena verwechselt ihn mit dem Gärtner.
Jesus scheint also verwandelt, anders, nicht einfach derselbe. Er lebt jetzt in der Welt Gottes und tritt aus dieser heraus, um sich seinen Jüngern zu offenbaren.
Auferstehung ist etwas Neues, das war bei Jesus nicht anders als es auch bei der Auferstehung der Toten sein wird.
Auferstehung meint Leben in der jenseitigen Welt Gottes.

Gleichzeitig aber will die Bibel sehr deutlich sagen, dass der erscheinende Jesus derselbe ist. Am deutlichsten wird dies an den Wundmalen, so auch im heutigen Evangelium: Jesus streckt ihnen seine Hände und Füße entgegen, weil er deutlich machen will, dass er derselbe ist, den sie vor zwei Tagen am Kreuz haben sterben sehen.
Er trägt die Wunden, die ihm das Leben schlug, wenn auch in verklärter Gestalt.
Der auferstandene ist derselbe wie der irdische Jesus – trotz seiner neuen Seinsweise.
Die Auferstehung Jesu wie auch die der Toten am Ende der Zeiten umfasst den Leib und die Seele, also die ganze Person. Auferstehung ist etwas anderes als nur die Fortdauer der Seele im Jenseits, wie es die Griechen erwarteten und glaubten.

Die christliche Sicht ist hier ganz anders: Jesus ist nicht nur Seele.
Er hat auch einen Auferstehungsleib.
Wenn dieser die Wundmale trägt, soll damit ganz unmissverständlich gesagt sein, dass der Auferstandene aus Leib und Seele besteht, wenn auch verklärt und nicht mehr an Raum und Zeit gebunden.
Das Christentum ist damit keine Religion, die nur die Seele für das Wichtigste und Wertvollste im Menschen hält und den Leib, die Materie abwertet. Von allem Anfang an haben sich Christen deshalb nicht nur um die Seele, sondern auch um den Leib ihrer Mitmenschen gekümmert. Deswegen haben sie etwa die leiblichen und die geistlichen Werke der Barmherzigkeit entwickelt.
Heil im christlichen Sinne ist immer ganzheitlich – auf dieser Welt und auch nach dem Tod. Wir sind auf dieser Welt und auch im ewigen Leben Individuen, d. h. einzigartige, unverwechselbare Geschöpfe Gottes, die ihm immer vor Augen stehen, die er nicht aus dem Blick verliert.

Das ist eine ganz wichtige und großartige österliche Botschaft:
Gott verliert mich nie aus den Augen.
Im Leben und im Tod hält er mich in seiner Hand.

Fürbitten

Gott sucht immer wieder die Gemeinschaft mit uns Menschen.
Gott weiß um unsere Ängste und Sorgen.
Deshalb beten wir zu Gott:

Wir beten für die Menschen die sich nach einer „Normalität" sehnen,
die kaum einer vor der Pandemie zu schätzen wusste.
Lass uns dankbar sein für alles Unscheinbare und jeden kleinen Lichtblick.
Lasset uns beten.

Wir beten für die Menschen, die an der sozialen Isolation und der Einsamkeit leiden,
die uns durch Corona auferlegt wird.
Wir denken aber auch an jene, die Kontakte kreativ, besonnen und phantasievoll gestalten und die Einsamen nicht alleine lassen.
Begleite sie und stärke sie auch weiter durch empathische und liebevolle Unterstützer/-innen.

Wir beten für die Mitarbeitenden in Pflege und Betreuung in Krankenhäusern, Seniorenheimen und anderen Gemeinschaftshäusern. Sie arbeiten seit Monaten auf einem hohen Niveau, und leisten ohne Unterbrechung wichtige, ansprechende, empathische Hilfe und Begleitung.
Schenke ihnen allen Kraft und vor allem auch die Möglichkeit,
innezuhalten und auftanken zu können.

Wir beten für alle Christusnachfolger, dass sie eine lebendige Beziehung zu Gott in ihrem Alltag erkennen.

Wir beten für alle, die in Selbstzweifel und Schuldgefühlen gefangen sind, dass sie Selbstvertrauen erfahren das Leben neu zu beginnen.

Wir beten für unsere lieben Verstorbenen.

Gott, du hast uns deine versöhnende, befreiende und frohmachende Botschaft geschenkt.

Bleibe bei uns, beschütze und begleite uns, jetzt und alle Tage unseres Lebens.

15.04.2021

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