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Gemeindebrief zum 16.05.2021

Liebe Gemeindemitglieder,

in diesen Tagen befinden wir uns vor der Ziellinie der Osterzeit, am Donnerstag feierten wir den Tag der Himmelfahrt Jesu und schon nächste Woche das Pfingstfest, an dem die Kirche ihren "Geburtstag" feiert.

Es ist sicher nicht übertrieben, wenn wir in unserer Gesellschaft von viel selbstverschuldetem Gegenwind für unsere Kirche sprechen, doch diese Novene vor Pfingsten kann auch für uns eine ernste Anfrage sein, inwieweit wir den heiligen Geist als Mutmacher an uns heran lassen.

"Die Sache Jesu braucht Begeisterte...", so singt ein modernes geistliches Lied und dieser Textzeile möchte ich mich nachhaltig anschließen, auch wenn es viel Kraft erfordert, aber Gott wirkte und wirkt in dieser Kirche.

Selbst wenn sie, wie es Papst Franziskus sagt, "verbeult" und beschädigt ist, wohnt ihr Gottes Geist inne und kann uns in Beziehung zu Gott halten.

Ihr
B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro:
Tel.: 02133 90062
Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Herr, Jesus Christus,
du bist in den Himmel aufgenommen worden und sitzt zur Rechten des Vaters.
Herr, erbarme dich.

Du hast uns die Größe und Liebe Gottes geoffenbart.
Christus, erbarme dich.

Du hast uns Leben in Fülle und Freude in fülle verheißen.
Herr, erbarme dich.

1. Lesung

Lesung aus der Apostelgeschichte.

In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen - und sagte: Schwestern und Brüder!

Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat.
Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen.
Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst.
Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück.
Denn es steht im Buch der Psalmen:
Sein Gehöft soll veröden, niemand soll darin wohnen!
und: Sein Amt soll ein anderer erhalten!
Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.
Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias.
Dann beteten sie: Du, Herr, kennst die Herzen aller;
zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen!
Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war.
Sie warfen das Los über sie; das Los fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugezählt.

2. Lesung

Lesung aus dem ersten Johannesbrief:

Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.

Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet.
Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt:
Er hat uns von seinem Geist gegeben.
Wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott.
Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.
Darin ist unter uns die Liebe vollendet, dass wir am Tag des Gerichts Zuversicht haben. Denn wie er, so sind auch wir in dieser Welt.
Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.
Denn die Furcht rechnet mit Strafe, wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.

Evangelium

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach:
Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir!
Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte.
Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Predigt

Zu den Grundvollzügen eines christlichen Lebens gehört das Gebet, die persönliche Zwiesprache des glaubenden Menschen mit Gott. Wir bekommen heute einen tiefen Einblick in die innerste Beziehung Christi zu seinem Vater. Mich persönlich sprechen vor allem seine Bodenhaftung und sein realistischer Blick auf die sogenannte „Welt" an. Denn in meinen eigenen persönlichen Gebeten bitte ich oft um eine „bessere" Welt, in der alle Menschen gut und gerecht leben können, gleichen Zugang zu den materiellen und sozialen Gütern und ein Leben in Sicherheit und Frieden haben. Christus bittet aber nur darum, in dieser Welt vor dem Bösen bewahrt zu bleiben. Darüber möchte ich gerne mit Ihnen nachdenken.

Christus hat den Mut, die „Welt" ganz realistisch zu betrachten: in der Welt können die Jünger und Jüngerinnen Christi schnell verloren gehen. Die Welt hasst die Jünger. Und: in der Welt ist das Böse allgegenwärtig. Wer will da widersprechen? Es stimmt ja: die Zahl derer, die mit den immer größer werdenden Herausforderungen ihres Lebens nicht mehr zurechtkommen, steigt rasant. Sie verlieren sich in der Welt, werden zunehmend orientierungsloser oder erkranken in ihrer Seele, weil alles zu viel für sie ist. Selten in der 2000-jährigen Geschichte des Christentums wurden so viele Christen und Christinnen um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet wie heute. Und - um das Wirken des Bösen in der Welt zu suchen, reicht der tägliche Blick in die Zeitung oder in die Nachrichtensendungen am Abend eines Tages.

In seiner Antwort auf diese Diagnose bietet Christus erst einmal nicht die beiden typisch religiösen Großfallen an: er frönt weder einem Ideal einer „Weltflucht", sondern im Gegenteil: er bittet gerade nicht darum, dass wir aus der Welt genommen werden. Noch tut er so, als müssten wir nur genug Glauben haben, dann können uns die Widrigkeiten dieser Welt nichts anhaben. Sein Weg uns vor dem Bösen zu bewahren sieht anders aus.

Vom christlichen Menschenbild lerne ich die Begrenztheit meines Lebens. Ich habe nicht nur einen biologischen Anfang und ein biologisches Ende, sondern bin auch sonst in meinen Fähigkeiten begrenzt. Zu dieser Begrenztheit gehört auch meine Fähigkeit zum Guten. Ich kann das Gute tun, werde aber durch die in mir wohnende Neigung zum Bösen immer wieder zurückgeworfen. Ich selber bin oftmals zu schwach, das Gute in dieser Welt zu tun. In dieser Erkenntnis finde ich einen ersten Hinweis zum Verständnis seines Weges. Denn zur Wahrheit meines Lebens gehört die Erkenntnis und die demütige Anerkennung: Allein schaffe ich das nicht. Ich brauche Hilfe. Er bewahrt mich im Guten, wenn ich selbst es nicht schaffe. Aber ich brauche den Beistand des himmlischen Vaters, um den Christus in diesem Abschiedsgebet bittet.

Hört sich zunächst sicher gut an. Spricht aber nicht der oben beschriebene Befund über den Zustand der Welt dagegen? Wie kann ich angesichts des Bösen in der Welt die Zusage Christi verstehen, sich für mich zu heiligen? „Sich heiligen" bedeutet: „heil" machen. Der Herr möchte die Gebrochenheit und Begrenztheit unseres Lebens heilen. Die Überzeugung, dass Jesus Christus durch seinen Kreuzestod die Macht des Bösen zur ewigen Vernichtung des Menschen besiegt hat, gehört zum Kern unseres Glaubens. Für den, der glaubt, hat der Tod - als Konsequenz des Wirkens des Bösen - keine Macht mehr. Er beendet das Leben nicht, sondern erweist sich als offenes Tor, durch das wir zum Leben in Fülle eingehen. Mit dieser Zusage lehrt uns der Herr einen neuen Blick auf die Welt: Ja, es gibt noch viel Unheiles in ihr. Als glaubender Mensch darf ich dies allerdings als letzte Zuckungen eines tödlich verwundeten Feindes wahrnehmen und nicht als machtvolle Taten eines vor Kraft strotzenden und immer noch so gut wie unbesiegbar erscheinenden Gegners. Ich lebe in einer zwar noch unheilen Welt, deren Geschichte aber gut enden wird.

Und dann sendet er mich in die Welt: einen Menschen, der um seine Begrenztheit weiß und seine Anfälligkeit für das Böse kennt. Der sich aber gerade deshalb immer wieder demütig in die Gegenwart Gottes stellt, um sich von ihm bewahren und helfen zu lassen. Er sendet einen Menschen, der seine Augen vor der Realität des Bösen in der Welt nicht verschließt, der aber fest darauf vertraut und daran glaubt, dass das Böse tödlich verwundet ist und letztlich das Gute siegen wird. Er sendet mich als Zeugin / als Zeuge dieser Botschaft in die Welt.

Kann das gut gehen? Warum nicht?

Ich freue mich immer wieder über die vielen Menschen, die trotz Gegenwind und Widerspruch zu ihrer Kirche und ihrem Glauben stehen:
Ärzte, die ihre medizinischen Therapievorschläge nicht nur vom Budget und anderen Vorgaben abhängig machen, sondern sich am konkreten Patienten, seinen Ängsten und Bedürfnissen orientieren.
Erzieherinnen, die den Kindern genug Raum und Möglichkeiten zum Entdecken ihrer individuellen Persönlichkeit geben.
Mütter und Väter, die neben ihrem Beruf und ihren persönlichen Bedürfnissen, ihren Kindern liebe- und verantwortungsvolle Eltern sind.
Männer und Frauen, die in der Hospizbewegung sterbende Menschen und ihre Angehörigen begleiten und ihnen helfen, diesen letzten Weg gut bewältigen zu können.
Katecheten und Katechetinnen, die sich in der Kommunion- oder Firmvorbereitung den Fragen und Zweifeln der Kinder und Jugendlichen stellen.

Ja, es gibt diese und noch viele andere Zeugen und Zeuginnen der froh machenden Botschaft, die Christus uns im heutigen Evangelium bringt. Menschen, die sich vom Herrn in die Kirche und in die Welt gesandt wissen und dort Zeugen dafür sind, dass das Böse und das Unheile in der Welt nicht das letzte Wort haben werden.
Und da gibt es sicherlich auch noch einen kleinen Platz für mich und mein Zeugnis in der Welt.

Fürbitten

Unser Herr Jesus Christus hat uns den Namen seines Vaters offenbart und heiligt sich für uns.
Zu ihm, der uns in die Welt sendet, rufen wir:

Herr Jesus Christus - Wir bitten Dich, erhöre uns!

Wir beten für die Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen,
die nach Orientierung und Sicherheit suchen;
für die, die daran krank geworden sind.

Wir beten für die Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden,
für die, die trotz Gegenwind und Widerspruch Zeugen des Auferstandenen sein wollen,
für die, den die Welt des Glaubens verschlossen ist.

Wir beten für die Menschen, die sich für andere einsetzen:
in den Vereinen und Verbänden, in den Parteien, in Schulvereinen und Nachbarschaftshilfen.
Wir beten für die Menschen, die diesen Einsatz als Zeugnis ihres Glaubens verstehen.

Wir beten für die Opfer des Bösen in der Welt,
besonders für die, deren Leid nicht wahrgenommen wird.
Wir beten die Opfer der Kriege und des Terrors, für die Opfer von Gewalt und Naturkatstrophen und deren Angehörige.

Wir beten für die Kranken und Leidenden,
für ihre Angehörigen und Pfleger und Pflegerinnen,
für die Einsamen und Armen unter ihnen.

Wir beten für die Verstorbenen,
für alle, die ohne Hoffnung aus diesem Leben geschieden sind.

Herr Jesus Christus,
wir danken Dir für Deine Nähe und Liebe zu uns Menschen.
Erhöre unsere Bitten, auch die Bitten unseres Herzens,
und führe uns alle einmal zum Leben in Fülle,
das in Deiner Herrlichkeit auf uns wartet.
Der Du lebst und herrschest in alle Ewigkeit.

Amen.

Meditation

Schön zu leben, sage ich,
obwohl vieles dagegen sprich
Ich weiß...,
und wer wüsste nicht...

Schön zu leben, sage ich heute,
obwohl ich gestern anderer Meinung war,
und morgen.
Was soll's

Schön zu leben,
auf unserem blauen Planeten,
in dieser Gegend,
zu dieser Zeit,
mit diesem umgrenzten Ich.

Schön zu leben
und den unvollkommenen Menschen zu lieben,
dessen Geheimnis zu beweisen ich mich schäme.

Schön zu leben,
weil es Dich gibt,
Nazarener,
und dein Manifest
der Hoffnung, an das ich glaube.

(D. Block)

14.05.2021

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