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69. Gemeindebrief zum 25.07.2021

Liebe Gemeindemitglieder,

voller Bestürzung schauen wir auf die Katastrophe der Wasserflut,
die nicht nur die wirtschaftliche Basis vieler Mitmenschen zerstört hat,
sondern sogar das Leben so vieler Menschen,
direkt in unserer Nachbarschaft, ausgelöscht hat.

Wir denken an alle, die direkt oder mittelbar von diesem Hochwasser betroffen sind und wollen für Sie beten.

Sicher gibt es darüber hinaus auch für jeden von uns Möglichkeiten die Folgen für die Opfer zu mildern.

Eines der Projekte ist vom Erzbistum Köln aufgelegt worden und eine gute Gelegenheit dort Hilfe hin zu bringen, wo sie wirklich benötigt wird und ankommt.
Ich möchte dieses Projekt herzlich empfehlen!!!

Herzlichst Ihr
B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro:
Conrad-Schlaun-Straße 5, 41542 Dormagen
Tel.: 02133 90062
Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,
du hast unser menschliches Leben geteilt.
Herr, erbarme dich unser.

Herr Jesus Christus,
du hast uns die Liebe Gottes mitgeteilt.
Christus erbarme dich unser.

Herr Jesus Christus,
du verteilst dich als Brot des Lebens an uns.
Herr erbarme dich unser.

Tagesgebet

Gott,
du hast uns verschiedene Gaben geschenkt.
Keinem gabst du alles - keinem gabst du nichts.
Jedem gibst du einen Teil.
Hilf uns, dass wir uns nicht zerstreiten,
sondern einander dienen mit dem,
was du einem jeden zum Nutzen aller gibst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Amen.

1. Lesung aus dem zweiten Buch der Könige.

In jenen Tagen kam ein Mann von Báal-Schalíscha und brachte dem Gottesmann Elíscha Brot von Erstlingsfrüchten, zwanzig Gerstenbrote und frische Körner in einem Beutel.

Elíscha sagte: Gib es den Leuten zu essen!
Doch sein Diener sagte: Wie soll ich das hundert Männern vorsetzen?
Elíscha aber sagte: Gib es den Leuten zu essen!
Denn so spricht der Herr: Man wird essen und noch übriglassen.
Nun setzte er es ihnen vor;
und sie aßen und ließen noch übrig, wie der Herr gesagt hatte.

2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus.

Schwestern und Brüder!

Ich, der Gefangene im Herrn, ermahne euch, ein Leben zu führen,
das des Rufes würdig ist, der an euch erging.

Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch,
die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!

E i n  Leib und  e i n  Geist, wie ihr auch berufen seid
zu  e i n e r  Hoffnung in eurer Berufung:
e i n  Herr,  e i n  Glaube,  e i n e  Taufe,
e i n  Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.

Evangelium

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.

Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
Das Pas-cha, das Fest der Juden, war nahe.
Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen,
fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?
Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen;
denn er selbst wusste, was er tun wollte.
Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische;
doch was ist das für so viele?
Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen!
Es gab dort nämlich viel Gras.
Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer.

Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus,
so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern:
Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt!
Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie:
Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

Predigt

Kennen Sie Elischa?

Namen noch nie gehört?

Zugegeben: er ist eher unbekannt.

Schüler und Nachfolger des später so genannten feurigen Elia.
Prophet, Gottesmann, Kämpfer – von einem Zauberer hat er auch etwas.
Wir begeben uns hier in die frühe Königszeit Israels. Ein heftiger Streit ist entbrannt. Aus der Umgebung sind auch viele Götter ins Land gekommen. Oder einfach auch geblieben. Baal, in der Mehrzahl Baalim. Fruchtbarkeitsgötter. Es gibt viele von ihnen. Für die Pflanzen, für die Tiere, für die Menschen, für Regen, für Sonne – eben für alles. Flapsig formuliert: Spezialisten. Und Menschen suchen – Spezialisten. Überall im Land sind Tempel errichtet, werden Opfer dargebracht, Geschichten erzählt.
Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, ist aber alleine Gott.
Gott, der seinem Volk die Treue versprochen hat von Anfang an, teilt seine Liebe nicht mit den Baalim.
Gott, der alles erhält, teilt seine Macht nicht mit den Möchtegerngöttern.
Götzen. Ganz verächtlich. Was macht ihr da?
Auf wie viele Götzen setzen nicht auch heute Menschen ihre Hoffnungen?

Eine kleine Szene aus dieser großen und überaus streitigen Geschichte:
Da kommt ein Mann aus Baal-Schalischa und bringt Elischa 20 Gerstenbrote und frische Körner in einem Beutel. Es sind Erstlingsfrüchte. Es ist der Anfang der Ernte überhaupt. Erste Ernte! Gerste! Die ersten Früchte gleichen einem Heilsversprechen: Wir werden nicht hungern. 20 Brote, der Beutel mit frischen Körnern – fast schon etwas Paradiesisches.
Aber: es ist Hungersnot! Menschen kämpfen um ihr Überleben. Es ist alles vertrocknet. Die Erde wie die Hoffnungen. Die Fruchtbarkeitsgötter stehen für Staub – sie sind selbst vertrocknet. Diese 20 Gerstenbrote, der Beutel mit den frischen Körnern – ein Hoffnungszeichen. Ein Wunder. Auffällig ist das Wortspiel Baal-Schalischa und Elischa. Bestimmt nicht zufällig. Elischa heißt übersetzt „Gott hilft". Nach den alten Regelungen sollten die Erstlingsfrüchte Gott zurückgegeben werden – und er teilt sie mit uns.
Elischa sagt: „Gib es den Leuten zu essen!"

Aber was sind 20 Gerstenbrote?
Passen sie in zwei Hände?
Brauchen sie mehr?
Die Antwort überrascht: es wird sogar noch etwas übrigbleiben. So endet dann auch die Geschichte an jenem Tag: „und sie aßen und ließen noch übrig, wie der Herr gesagt hatte."
Worauf die Betonung liegt? „Wie der Herr gesagt hatte". Der Herr. Sein Wort macht die Dinge groß, sein Wort macht satt, sein Wort stillt Hunger. Die Gerstenbrote, die Erstlingsfrucht werden zu einem Zeichen, dass das Leben siegt.
Die Baalim, die Expertengötter, sollen auf diese Szene beschämt schauen.

Ob der Evangelist Johannes die alte Geschichte aus den Königsbüchern kannte?
Es sieht fast so aus. Es ist von Gerstenbroten die Rede, von vielen Menschen – und von üppigen Resten! Allerdings: das Kind hat nicht 20, nur 5 Brote. Noch weniger – und die Menschen werden zahlenmäßig sogar mehr. 5.000 Männer. Jetzt dürfen wir die Frauen und Kinder noch dazu rechnen.
Was meinen Sie? Wie viele waren es wohl wirklich? 20.000? Mehr?
Das Feld, auf dem dieses Wunder geschehen sein soll, wird heute noch gezeigt. Brotreste allerdings finden sich nicht mehr.

Lasst die Leute sich setzen, sagt Jesus. Lasst die Leute hier. Schickt sie nicht weg. Es ist nicht einmal die Rede davon, dass Jesus ihnen eine Predigt gehalten hat – die Leute sind einfach zu Jesus gekommen. Was sie bei ihm suchen? Vage deutet Johannes an, dass sie Jesus gefolgt sind, „weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat."
So viele Menschen unterwegs?
Unterwegs auf den Spuren Jesu?
Jesus folgen, ist schon etwas – in dem Wort steckt viel, viel mehr als Neugierde, Schaulust oder Herdentrieb. Jesus folgen heißt, bei ihm das Leben zu finden – der Evangelist deutet das mit feinen Strichen an, um daraus eine große Geschichte zu machen. Jedenfalls wird Jesus hier nicht als der Redende, als Prediger vorgeführt, sondern als einer, der teilt.
Der Leben teilt.
Der Zukunft teilt.
Der eine neue Welt teilt.

Fünf Brote, zwei Fische – was ist das?
Das ist so viel, dass – wenn wir uns auf die Zahlen einlassen – alle satt werden.
Mehr: dass für morgen auch noch genug da ist.
Und für übermorgen – und für überübermorgen - und so weiter.
Lasst die Leute sich setzen!

In schlimmen Zeiten, wenn Menschen alles verloren haben, haben sich Ressourcen wunderbar vermehrt, wenn Menschen miteinander geteilt haben. Wie deutlich erleben wir dies in den Tagen der Flutkatastrophe hier in unseren Bundesländern.

Wer versuchte, das auszurechnen, mit Zahlen zu hinterlegen, konnte seine Geschichte nur verlieren. Bei den Vertreibungen, den Fluchten im 2. Weltkrieg haben Menschen mit Nichts neu anfangen müssen – und dürfen. Das wiederholt sich in den Flüchtlingsdramen unserer Tage. Ressourcen, die besessen werden, sind wie Mauern – Ressourcen, die geteilt werden, vermehren sich.
Fünf Brote, zwei Fische, eine Hoffnung.

In diesen Tagen haben viele Menschen über Nacht Häuser, Wohnungen und Existenzen verloren. Viele müssen auch Menschen betrauern, die in Fluten umgekommen sind. Die vielen Schreckensbilder liegen wie ein Schatten über Orte, die keine mehr sind. Aber eine Welle von Hilfsbereitschaft, die wildfremde Menschen gewährten, hat es mit Flutwellen aufgenommen. Ressourcen, die besessen werden, sind wie Mauern – Ressourcen, die geteilt werden, vermehren sich.
Fünf Brote, zwei Fische, eine Hoffnung.

Knappe Ressourcen?
Das Evangelium spielt heute mit Zahlen, um uns den Reichtum, die Fülle zu zeigen. Viele Menschen haben nichts oder nicht viel. Aber ihnen gelingt oft das Wunder, etwas zu vermehren, worüber sie wohl nie reden: ihre Liebe.
Fünf Brote, zwei Fische, eine Hoffnung.

Jesus hat das Brot in seine Hand genommen und das Dankgebet gesprochen. Immer, wenn wir Eucharistie feiern – Danksagung – sehen und schmecken wir, wie Jesus selbst Brot des Lebens ist und sein Leben mit uns teilt.
Es ist ein Geschenk: Wir teilen das Leben weiter.
Das geteilte Brot wird zum Zeichen der neuen Welt.

Wie das heute zusammenklingt:
Elischa: Gib den Leuten zu essen! – Jesus: Lasst die Leute sich setzen!
Hier fangen Geschichten an, die noch erzählt werden müssen.
Sind wir nicht in der großen Menschenmenge, die Jesus gefolgt ist?
Die vielen Götzen, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen, die uns alles Mögliche versprechen und das Blaue vom Himmel lügen, können uns leider nicht zum Essen einladen.
Hungerleider, allesamt.
Gib den Leuten zu essen!
Lasst Ihr die Leute sich setzen!

Fürbitten

Im Sakrament erfahren wir Gottes Gegenwart und unmittelbares Eingreifen in unser Leben. Wer sich auf ihn einlässt, dem verheißt er Leben in Fülle.

In dieser Hoffnung lasst uns gemeinsam den Vater bitten:

Für die, die sich in unseren Gemeinden um Liebe, Einheit und Frieden bemühen,
und für die, die falschen Propheten vertrauen.

Für alle, die an Hunger leiden: für die Menschen in Eritrea, an die die für sie bereitliegenden Hilfsgüter nicht ausgeliefert werden können;
für alle, die nach menschlicher Nähe und Berührung hungern;
für alle, denen Respekt und Achtung ihrer Person verwehrt sind.

Für die zahlreichen Betroffenen der Flutkatastrophe in Europa;
für alle, die ihre Lieben verloren haben;
für alle, denen ihre Lebensexistenz geraubt wurde;
für die, die in tiefer Verzweiflung einen Neubeginn wagen müssen;
für die vielen Helfer, die bis an die Grenze ihrer Kräfte den Opfern beistehen.

Für alle, die in ihrer missionarischen Tätigkeit auf motorisierte Fortbewegung angewiesen sind und auf unseren finanziellen Beitrag warten.

Für uns selbst, dass wir der Versuchung widerstehen, unseren Hunger nach Sinn und Wahrheit vorschnell mit vergänglichen Gütern und Werten zu stillen.

Für unsere Verstorbenen und alle, die um sie trauern, dass sie in der Hoffnung auf die Erfüllung deiner Verheißungen Trost finden.

Denn auf dich, Vater, dürfen wir in allen Situationen unseres Lebens vertrauen und auf deinen Beistand hoffen.

Dir gilt unser Dank und unser Lob jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.

Meditation

Treuer Gott,

weil wir beeindruckt sind von dem Mut Jesu, so viele Menschen satt zu machen,

bitten wir dich um die Kraft, nicht auf die begrenzten Ressourcen zu schauen,

sondern auf die guten Möglichkeiten, die wir jeden Tag haben,

mit anderen Menschen unser Leben zu teilen.

Bewahre uns davor, mit uns zufrieden zu sein und mit uns genug zu haben.

Dir danken wir für den Reichtum, der offen vor unseren Augen ist.

Schenke uns das Staunen und die Freude deiner Kinder.

Wir sind auf dem Weg zu dir.

In Christus, unserem Herrn.

22.07.2021

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