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Gemeindebrief zum 10.10.2021

28. Sonntag im Jahreskreis
Einführung

Das Evangelium erzählt heute von einer Umarmung Jesu. 

Und davon, dass er einen jungen Mann ansieht und später die Jünger. 

Sich nah sein, einander nah sein, Verbindung spüren. 

Das ist unsere tiefe Sehnsucht. 

Wir brauchen die Nähe anderer und wir brauchen die Nähe Gottes.

Klaus Koltermann, Pfarrer

1. LESUNG - WEISH 7,7-11 Lesung aus dem Buch der Weisheit.

Ich betete und es wurde mir Klugheit gegeben;
ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir.
Ich zog sie Zeptern und Thronen vor,
Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr.
Einen unschätzbaren Edelstein stellte ich ihr nicht gleich;
denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand und Silber
gilt ihr gegenüber so viel wie Lehm.
Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie
und zog ihren Besitz dem Lichte vor;
denn niemals erlischt der Glanz, der von ihr ausstrahlt.
Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir,
unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen.

2. LESUNG - HEBR 4,12-13 Lesung aus dem Hebräerbrief.

In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn:
Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut?
Niemand ist gut außer der eine Gott.
Du kennst doch die Gebote:
Du sollst nicht töten,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsch aussagen,
du sollst keinen Raub begehen;
ehre deinen Vater und deine Mutter!
Er erwiderte ihm: Meister,
alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn
und sagte: Eines fehlt dir noch:
Geh, verkaufe, was du hast,
gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben;
dann komm und folge mir nach!
Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg;
denn er hatte ein großes Vermögen.
Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen:
Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!
Die Jünger waren über seine Worte bestürzt.
Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen:
Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander:
Wer kann dann noch gerettet werden?
Jesus sah sie an und sagte:
Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Gedanken zum Evangelium

„Es geht um Verbundenheit."
Das ist mein persönlicher Merksatz aus der Zeit der Pandemie.
Was meine ich damit?
Verbunden sein bedeutet, einander das eigene Leben zu zeigen, es zu teilen und voll Interesse zu begleiten. Verbunden sein heißt, die innere Bindung, die Energie, die Fäden, die zwischen uns gesponnen sind, achtsam wahrzunehmen. Sich zu freuen, wenn die Verbindungsleitung sprüht, sich still der entstehenden Nähe anzuvertrauen, sich beschenken zu lassen und auch das eigene Geben zu genießen. Diese Art innerer Bindung brauchen wir einfach zum Leben. Das zu spüren ist immer eine wunderbare Erfahrung voll Zärtlichkeit. Manchmal gehört auch eine Berührung dazu. Ein Streicheln des Armes, eine Umarmung, ein Stupser und was es noch alles so gibt.
Die erste Szene im heutigen Evangelium beginnt mit einer Beziehung, in der sich zunächst einer klein macht. Der junge Mann fällt vor Jesus auf die Knie, nennt ihn „guter Meister".
Jesus geht aber auf dieses Beziehungsangebot zunächst nicht ein.
So nicht.
Jesus nimmt den zugeschriebenen Status bzw. die Erhöhung nicht an. Das führt aber nicht dazu, dass er die Liebe oder gar seine Kompetenz aufgibt, im Gegenteil!
Einige Verse weiter heißt es, „Jesu sah ihn an und umarmte ihn".
Das griechische Wort kann sowohl die emotionale Beziehung beschreiben, also „einander lieben", als auch die Umsetzung der Gefühle in Gesten wie „liebkosen, küssen oder umarmen".
Das Bild ist berührend. Jesus umarmt den jungen Mann. Jesus liebt ihn.
In den Versen vor dieser Szene erzählt der Evangelist Markus von der Kindersegnung (am vergangenen Sonntag). Auch hier heißt es in vielen Übersetzungen, er nahm sie in die Arme oder auch „er herzte sie". Im Griechischen steht aber ein anderes Wort. Es bedeutet ein Kind hochheben, auf den Arm nehmen. Es gibt einen klaren Unterschied zwischen der Umarmung von Kindern und der Umarmung unter Erwachsenen.
Die erwachsene Berührung geschieht auf Augenhöhe.
Sie ist ohne Hierarchie. Sie ist ohne Abhängigkeit. Sie ist immer freiwillig.
Deshalb darf der junge Mann sich auch lösen und weggehen. Auch wenn es offensichtlich beide, Jesus und den jungen Mann, in diesem Moment traurig macht. Sie lassen sich frei. Sie bleiben erwachsen.
Die zweite Szene erzählt von der Reaktion der Jünger.
Sie erschrecken vor der Radikalität der Forderung. Sie sind erst bestürzt und dann außer sich vor Schrecken. Panik würden wir das heute nennen. Ihre Angst besteht darin, dass der Zugang zum Reich Gottes, die Nähe und Gegenwart Gottes damit verschlossen bleibt. Der Zugang zum Leben scheint verschlossen. Das ist wirklich ein Grund zur Panik.
Auch in dieser Situation bleibt Jesus innerlich verbunden.
Er sieht die Jünger an. Der Blick bestätigt die Beziehung, auch wenn hier keinerlei Berührung erzählt wird. Es gibt Distanz und trotzdem gesehen werden.
Jesus verweist die Jünger darauf, dass für Gott alles möglich ist. Markus lässt Jesus dieses Paradox aussprechen: Das menschliche Scheitern lässt nicht die Gottesbeziehung scheitern. Die eigene Kraft ist zu schwach. Gottes Kraft bleibt zugewandt. In biblischer Sprache: Gott rettet. Es ist nicht entscheidend, ob die Jünger/ innen alles richtig machen. Entscheidend ist, dass letztlich Gott die Beziehung hält.

Die Ausgangsfrage des jungen Mannes lautet nach dem Weg zum ewigen Leben. Das ist für einen jungen Menschen noch weit weg, es ist die Frage nach dem „Danach", das ewig währt. Eine ferne Zukunft, die ihre Schatten vorauswirft.
Die Antwort Jesu verweist auf die Gegenwart. Hier und heute verbunden zu sein.
Hier und heute in der neuen Gemeinschaft Heimat zu finden und tragende Beziehungen.
Verbundenheit, darum geht's - und zwar heute, nicht irgendwann.

Pastor Klaus Koltermann

Fürbitten

Gott ist alles möglich -
auch wenn Mensch und Natur oft Hindernisse in den Weg legen.
Dankbar vertrauen wir diesem Gott uns selbst an
und die Welt und die Menschen, für die wir beten:

Bitten:

1. ... für reiche Menschen, großherzig mit anderen teilen, was sie haben;
und für die vielen Armen überall auf der Welt, die so dringend auf Hilfe warten.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

2. Wir beten für die Menschen und besonders für die vielen Kinder,
die in unserem reichen Land von Hartz IV leben und von vielen Möglichkeiten ausgeschlossen sind.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

3. Für die gegen das Corona-Virus Geimpften;
für alle von einer Infektion oder der Krankheit Genesenen;
und für alle, die weiter helfen, die Pandemie allmählich einzudämmen – in Schulen und Kitas, Bahnen und Bussen, bei der Arbeit und in der Freizeit und auch bei Gottesdienst und Gebet.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

4. Wir beten für die Frauen und Männer,
die nach den Wahlen politische Verantwortung übernehmen wollen und versuchen,
Bund und Länder so zu regieren, dass es gut ist für die Menschen, für das Klima und den Frieden in unserem Land in der Welt.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

5. Für alle Christinnen und Christen, die für andere Menschen da sind;
und für die vielen, die ihren Glauben und ihre Freundschaft mit Jesus Christus einladend auch für andere leben.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

6. Wir beten für die Menschen in der EU und in ganz Europa;
für alle, die sich weltweit für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen,
weil sie das als gemeinsamen Auftrag aller ihrer Religionen erkannt haben.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

7. Für Frauen, Männer und vor allem Kinder,
die überall in der Welt von Katastrophen bedroht sind und unter den Folgen leiden - einerlei, ob Erde und Natur sie verursacht haben oder ob Menschen mitverantwortlich sind. Und für alle Helferinnen und Helfer - in der Nähe oder aus der Ferne.
- kurze Stille - V: Gott, dir ist alles möglich - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Abschluss-Gebet

Weil du gut bist, Gott, ist dir alles möglich;

auch uns lädst du ein, das Gute zu tun.

Wir danken dir für die Liebe, mit der du auch unser Leben trägst;

wir loben dich im Heiligen Geist

mit Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn.

Amen

Quelle: Bistum Trier

08.10.2021

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