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Gemeindebrief zum 23.01.2022

Liebe Gemeindemitglieder,

der Jahreskreis hat uns nun schon länger wieder und wir stellen fest,
dass wir auf einem Weg sind, der von so vielen Misstönen begleitet ist.

Jesu Leben und Beispiel können uns gerade jetzt jedoch helfen,
den Weg im Konzert so vieler Stimmen nicht zu verlieren.

Seine erste „Predigt" ist wie ein Leitfaden für diesen Weg, den wir gehen dürfen.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass diese Texte helfen „ in der Spur " zu bleiben.

Herzlichst
Ihr B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro:
Tel. 02133-90062
Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,
du bist gekommen, zu trösten und zu heilen,
und zu retten, was verloren ist.
Herr, erbarme dich unser.

Du bist der Gesalbte Gottes,
der Messias, der alle Menschen retten möchte.
Christus, erbarme dich unser.

Du sendest uns deinen Geist,
damit er uns unterstützt und stärkt.
Herr, erbarme dich unser.

Tagesgebet

Treuer Gott, du weißt, was wir alles ausrufen:

Durchhalteparolen,
Kampagnen,
Floskeln
und vieles mehr.

Du aber kennst unsere Sehnsucht nach gelungenem und erfülltem Leben.
Schenke uns dein Wort, den Zuspruch deiner Liebe und Treue,
schenke uns einen Platz an deinem Tisch.

Du machst uns Mut, für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen.

Um deine Kraft, deinen Geist, bitten wir
in Christus, unserem Herrn.

1. Lesung aus dem Buch Nehemia

In jenen Tagen brachte der Priester Esra die Weisung vor die Versammlung, Männer und Frauen und überhaupt alle, die schon mit Verstand zuhören konnten.
Vom frühen Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem Wassertor den Männern und Frauen und denen, die es verstehen konnten, daraus vor.
Das ganze Volk lauschte auf das Buch der Weisung.
Der Schriftgelehrte Esra stand auf einer Kanzel aus Holz, die man eigens dafür errichtet hatte.

Esra öffnete das Buch vor aller Augen;
denn er stand höher als das versammelte Volk.
Als er das Buch aufschlug, erhoben sich alle.
Dann pries Esra den HERRN, den großen Gott;
darauf antworteten alle mit erhobenen Händen: Amen, amen!
Sie verneigten sich, warfen sich vor dem HERRN nieder, mit dem Gesicht zur Erde.

Man las aus dem Buch, der Weisung Gottes, in Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, sodass die Leute das Vorgelesene verstehen konnten.
Nehemia, das ist Hattirschata, der Priester und Schriftgelehrte Esra und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sagten dann zum ganzen Volk:
Heute ist ein heiliger Tag zu Ehren des HERRN, eures Gottes.
Seid nicht traurig und weint nicht!

Alle Leute weinten nämlich, als sie die Worte der Weisung hörten.
Dann sagte er zu ihnen:
Nun geht, haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein!
Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben;
denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre unseres Herrn.
Macht euch keine Sorgen;
denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.

2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Schwestern und Brüder!

Wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber,
obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden:
So ist es auch mit Christus.

Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie;
und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.
Wenn der Fuß sagt:
Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib.
Und wenn das Ohr sagt:
Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib.
Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör?
Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn?
Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt,
wie es seiner Absicht entsprach.
Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib?
So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.
Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht.
Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht.
Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.

Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit umso mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben.
Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem benachteiligten Glied umso mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.
Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit;
wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit.
Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.
So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer;
ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.
Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer?
Haben alle die Kraft, Machttaten zu wirken?
Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen?
Reden alle in Zungen?
Können alle übersetzen?
Strebt aber nach den höheren Gnadengaben!

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben.
Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.
Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.
So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.

In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück.
Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
So kam er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge.
Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja.
Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe;
damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht;
damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich.
Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
Da begann er, ihnen darzulegen:
Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.

Predigt

Das heutige Evangelium ist eine spannende Sache.
Da ist einer aus den eigenen Reihen, der fortgegangen ist; ein ganz normaler Mitbürger. Er hat die Heimat verlassen und zieht nun mit einigen Kumpels durch die Gegend. Wanderprediger – das war damals nichts Ungewöhnliches.
Aber trotzdem: Viele Jahre war er ein ganz normaler Mitbürger; ein Nachbar; ein Arbeiter wie sie. Nichts Außergewöhnliches. Der Zimmermannssohn aus der Nachbarschaft. Und dann hört man von ihm, dass er gewissermaßen ein „Star" geworden ist: er soll Menschen geheilt haben; er soll andere faszinieren; viele Menschen folgen ihm. Ja, natürlich – reden konnte er schon immer gut; aber heilen? Und dieser Mann kommt nun heim.
Und natürlich sind die Leute neugierig:
Was wird er sagen?
Was wird er tun?
Wenn er schon in der Fremde so viel Großartiges getan hat – was wird er dann nicht alles daheim machen können?

So ergeht es Jesus, als er nach Nazareth heimkommt, seiner Heimatstadt: Er trifft seine Freunde, seine Familie, seine Nachbarn. Und er geht mit ihnen in die Synagoge, um die Heilige Schrift zu lesen. Alles ganz normal und wie immer. Nichts Besonderes. Er liest die Stelle über die Messias-Ankündigung im Prophetenbuch Jesaja. Und dann sagt er das eine Wort, das alles ändert: „Heute hat sich das Wort der Schrift erfüllt."

Man muss sich das vorstellen:
Seit Jahrhunderten hat das jüdische Volk diese Worte aus dem Propheten Jesaja gelesen; seit Jahrhunderten warten sie auf den Messias; auf den, der alles heil machen kann. Auf den, der die ungerechte Situation, die Unterdrückung durch andere Völker (gerade jetzt die Römer) beenden kann. Und dieser Jesus, dieser Sohn des Zimmermanns, ergreift das Wort und sagt: Jetzt ist die Stunde da!
Er sagt von sich: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt" – und gesalbt zu sein heißt auf Hebräisch: „Messias", der Gesalbte. Das war kein Zufall. Denn Jesus hat diese Stelle bewusst aufgeschlagen; es heißt: er schlug das Buch auf und fand die Stelle ..."

Und die Menschen sind in diesem Moment begeistert: „Seine Rede fand Beifall und sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen." Die Geschichte nimmt dann noch eine dramatische Wendung im Blick auf den „Propheten im eigenen Haus" – aber der heutige Abschnitt konzentriert sich zunächst auf das, was Jesus zu sagen hat.

Jesus beginnt hier seine Verkündigung – und er beginnt damit, dass er sein Gottesbild und sein Bild des Messias klarstellt: Er spricht von einem Gott der Armen, von einem Gott, der sich noch um die Schwächsten kümmert. Einen Gott, der ein Herz hat für das Verwundete und die Verwundeten: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze."

In diesen wenigen Sätzen ist das ganze Programm Jesu enthalten: er ist gerade deshalb gekommen, damit er die aufrichtet, die niedergedrückt sind; dass er Traurige tröstet und Freude in das Leben der Menschen bringt. Die Botschaft Jesu, das „Evangelium", heißt ja übersetzt nichts anderes als „Frohe Botschaft". Jesus ist nur dort hart in seinen Aussagen, wo es gegen die Freiheit von Menschen geht; wo Rassismus herrscht oder Vorurteile. Wo Äußerliches mehr zählt als die inneren Werte, da findet er ganz harte Worte. Aber der Kern seiner Botschaft – und das ist der Grund, warum wir hier gemeinsam feiern – der Kern heißt: Freut euch, denn ihr habt einen Gott, der euch liebt; freut euch, denn er ist barmherzig und gnädig.

Dieses Evangelium ist aber nicht gedacht als Bericht von etwas, was vor 2000 Jahren geschehen ist. Dieses „Heute hat sich erfüllt" gilt immer wieder neu – auch hier und heute: Heute gilt es, dieses Christsein zu leben; mein eigenes Christsein. Heute bin ich herausgefordert, diese Freude an Gott zu leben.
Und zugleich gilt auch heute: Wir glauben an einen Gott, der aufrichtet.

Und nicht zuletzt durch unsere Taufe gilt: „Der Geist Gottes ruht auf dir ..."
Der Geist, der uns in der Taufe und in der Firmung zugesagt ist.
Es ist der Geist, der aufrichtet; ein Geist der Mut macht.
Und es ist derselbe Geist, der uns aussendet:
Wir selbst sind gesandt, frohe Botschaft zu bringen. Nicht griesgrämige Christen, sondern fröhliche sind gefragt – so wie es schon in der Lesung aus dem Buch Nehemia geheißen hat: Die Freude an Gott ist unsere Kraft. Es geht dabei nicht um reine Ausgelassenheit, sondern um die Freude des Herzens.

Würden wir in Gemeinden oder in der Kirche mehr diese Erfahrung machen, dass Glaube nicht einengt, sondern frei macht; und dass die Botschaft Gottes im letzten eine Frohbotschaft ist – unsere Kirche würde wohl etwas einladender und freundlicher sein. Vorschreiben oder befehlen kann man Freude nicht; aber man kann sie vorleben.
Denn verkündigen können wir diese Botschaft nur mit unserem Leben:
dass wir als Christen frohe Menschen sind.

Warum tut sich unsere Kirche so schwer, Freude zu zeigen oder zuzulassen? Ich weiß es nicht. Mit dem Glauben verbinden die meisten etwas sehr Ernstes: Etwas, wo ich Fehler und Sünden begehen kann; wo ich klare Regeln habe, an die ich mich halten muss. Und mit Gottesdiensten wird auch meist die ernste Miene verbunden. Natürlich ist der Inhalt der Feier etwas sehr Ernstes: Es geht um Tod und Auferstehung Jesu; und es geht um unser eigenes Leben. Und dennoch ist es eine Freudenfeier: Eine Dankesfeier für das, was Jesus uns schenkt.

Die Freude am Herrn gibt dem Volk Israel nach der Rückkehr aus dem Exil die Kraft, neu anzufangen; etwas aufzubauen. Die Gesetze geben zwar den Halt und die Ordnung – und es braucht Gesetze und Regeln, wenn Menschen zusammenleben, so auch in der Kirche. Aber Kraft zum Leben schöpfen wir nicht aus den Gesetzen, aus Regeln und Vorschriften – sondern Kraft schöpfen wir aus dem, was uns Freude macht und begeistert; was unser Inneres anspricht; wo unser Herz dabei ist.

Die Freude gehört somit zum innersten Kern unseres Christseins. Jesus ist dort hart in seinen Aussagen, wo es gegen die Freiheit von Menschen geht; wo Rassismus herrscht oder Vorurteile. Wo Äußerliches mehr zählt als die inneren Werte, da findet er ganz harte Worte. Aber der Kern seiner Botschaft – und das ist der Grund, warum wir hier gemeinsam feiern – der Kern heißt: Freut euch, denn ihr habt einen Gott, der euch liebt; freut euch, denn er ist barmherzig und gnädig.

Fürbitten

Mit Jesus beginnt eine neue Zeit.
Durch ihn lasst uns den Vater bitten:

Die Worte der Heiligen Schrift verehren wir in den verschiedenen Formen
unserer Gottesdienste.
Dein Geist führe uns zu einer immer tieferen Beziehung zu Christus.

Menschen verschiedener Herkunft und Begabungen bilden unsere Gesellschaft.
Dein Geist helfe uns, den verschiedenen Herausforderungen
unserer Zeit im christlichen Sinn zu begegnen.

Wir sind berufen, mit einander und füreinander Kirche zu sein.
Wandle uns durch deinen Geist zu Gemeinden,
in denen Jesu Botschaft sichtbar gelebt wird.

Viele Helfer waren während er letzten Wochen selbstlos und teilweise
sogar unter Lebensgefahr im Einsatz für die Betroffenen der Katastrophen.
Dein Geist lass uns Formen finden, durch die die Allgemeinheit
Dank und Wertschätzung dafür ausdrückt.

Viele, die in unserer Gemeinschaft ihren Platz im Leben hatten,
mussten wir verabschieden.
Nimm sie auf in deine Herrlichkeit.

Vater! Nimm die Gebete deiner Gemeinde an.
Gemeinsam wollen wir dich loben und preisen, jetzt und allezeit. - Amen.

Meditation

Vater im Himmel,

in deinem Sohn hast du uns ein Beispiel dafür gegeben,
dass wir deinen Willen nur erfüllen können,
wenn wir uns als ein „Gemeinsames" sehen –
als ein „einer für alle, alle für einen";

ob stark oder schwach,
ob Mann oder Frau,
ob Kind oder Greis.

Schenke uns wache Sinne und die Kraft nach diesem, deinem Willen,
unser Leben und diese Welt zu gestalten.

Das erbitten wir mit unserem Bruder und Herrn, Jesus Christus.

Amen.

21.01.2022

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