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Gemeindebrief zum 6. Sonntag im Jahreskreis 13.02.2022

EINFÜHRUNG

Wer von uns war nicht schon niedergeschlagen oder verzweifelt,
wegen nicht gelungenen Lebens und menschlicher Enttäuschungen?

Wem vertraue ich mich in Zeiten der Niedergeschlagenheit
und Ausweglosigkeit an?

Die Schrifttexte des heutigen Sonntags stellen sich
diesen menschlichen Erfahrungen, und ermutigen uns dazu,
uns auf Gott einzulassen und ihm zu vertrauen.

Ihr Pater Jaison

Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. Lesung: Jer 17,5–8

So spricht der HERR:

Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut,
auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN.

Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen kommen sieht;
er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist.

Gesegnet der Mensch,
der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist.
Er ist wie ein Baum,
der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt:
Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt;
seine Blätter bleiben grün;
auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.

2. Lesung: 1 Kor 15,12.16–20

Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist,
wie können dann einige von euch sagen:
Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht?

Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden;
und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren.

Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben,
sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.

Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden
als der Erste der Entschlafenen.

Evangelium: Lk 6,17.20–26

Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab.

In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon.

Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte:

Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.
Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden.
Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.
Freut euch und jauchzt an jenem Tag;
denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen.
Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern.
Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.
Weh, wenn euch alle Menschen loben.
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Gedanken

Was ist die Beste aller möglichen Welten?

Viele Leute haben sich dazu Gedanken gemacht.

Sogenannte Utopien wurden entwickelt, manche mehr, manche weniger realistisch. Einige träumen vom Schlaraffenland.
Andere glauben, dass sich die beste Welt durch ein politisches System durchsetzen lässt, und kämpfen mit Waffengewalt für den Frieden oder versuchen ihre Idee mit blutigen Revolutionen durchzusetzen.
Wieder andere haben die Hoffnung auf den Menschen aufgegeben und meinen, eine Welt ganz ohne Menschen sei die beste.

Für Gott gehört der Mensch zur besten aller Welten jedenfalls definitiv dazu.
Sonst hätte er uns nicht geschaffen.
Wenn er auf seine Schöpfung blickt, heißt es im Buch Genesis mehrfach:
„Gott sah, dass es gut war."
Und nach der Erschaffung des Menschen liest man sogar:
„Und siehe, es war sehr gut."

Die Vielfalt an Verbesserungsvorschlägen für diese Welt zeigt jedoch,
dass zumindest wir Menschen uns eine bessere Welt vorstellen können.

Anlässe dafür gibt es genug:
Krieg, Gewalt, Hass, Ungerechtigkeit, Mord, Diebstahl, Ausbeutung, Diskriminierung, Umweltverschmutzung, Hunger, Krankheit, Armut, Verfolgung, Ausgrenzung, und, und, und ...

Wie kann Gott angesichts all des Leides und des Bösen diese Welt für die beste aller Welten halten?

Liest man in der Heiligen Schrift nach den Schöpfungsberichten weiter, wird man entdecken, dass offenbar auch Gott nicht so ganz zufrieden war, wie die Geschichte weiterging. Immer wieder musste er eingreifen oder Menschen auswählen, die er in seinem Namen sendet, damit aus Geschichte Heilsgeschichte wird.

Jesus Christus erscheint auf dem Plan.

Aber, was für eine Überraschung, Jesus Christus fegt nicht einfach alles Böse beiseite. Er bringt zwar die vollkommene frohe Botschaft vom Reich Gottes in die Welt, aber zu seinen Lebzeiten fand diese frohe Botschaft noch nicht allzu viele Anhänger. Dazu wählt er sich ein gleichzeitig beliebtes und gefürchtetes Instrument – die Institution!

In dem Kapitel vor dem heutigen Evangelium setzt Jesus die Apostel ein.
Damit schafft er eine Institution, aus der die apostolische Kirche entsteht, von der im Credo die Rede ist. Die Kirche beruft sich auf die Lehre der Apostel, weil diese von Jesus selbst eingesetzt und ausgesandt wurden. Wie jede andere Institution ist auch die Kirche nicht frei von Sünden, Untreue und Skandalen.

Das mussten wir in den letzten Jahren und in der letzten Zeit immer wieder bitter erleben.

Das heutige Evangelium gibt Grund zur Hoffnung.
Jesus preist die Armen, die Hungrigen, die Traurigen und die Gehassten selig.
Niemand will freiwillig arm, hungrig, traurig und gehasst sein.
Aber Jesus preist diese Leute selig.

Das sind die Worte, an denen sich die Institution Kirche und ihre Mitglieder messen lassen müssen. Das Evangelium wird und muss immer wieder dazu führen, dass sich die Kirche erneuert, weil sie das Evangelium nicht nur in Worten, sondern vor allem gelebt in die Welt und in die Zukunft tragen muss.

Das ist ihr Auftrag, der schon an die Apostel erging,
denn bei aller Unvollkommenheit der Kirche trägt sie das Reich Gottes in die Welt.

11.02.2022

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