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Gemeindebrief zum 07.03.2022

Liebe Gemeindemitglieder,

diese Fastenzeit ist wieder einmal anders als vor 1 und 2 Jahren;
glaubte ich bis zum 24. Februar noch, dass das Virus das größte Problem ist,
so weiß ich heute, dass dies ein bitterer Irrtum war.

Das Evangelium spricht von der Versuchung Jesu durch den Teufel.
Selten war ein biblischer Text so präsent wie dieser.
Jesus ist widerständig, da er in seiner unfassbaren Liebe dieses Böse nicht wirksam werden lässt.

Lassen auch wir uns nicht davon abhalten,
die Liebe Jesu zu teilen und damit das Böse auszutrocknen,
und beten wir für die Menschen in aller Bedrängnis und Not !!!

Herzlichst
Ihr B. Michael Offer, Diakon

Kontakt über das Pastoralbüro:
Tel. 02133-90062 oder Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,
du hast das Los des Menschseins auf dich genommen.
Herr, erbarme dich.

Du warst den menschlichen Gefahren und Leiden ausgeliefert.
Christus, erbarme dich.

Durch deine innige Verbindung mit Gott bist du deiner Aufgabe
und deinem Weg treu geblieben.
Herr, erbarme dich.

Zu dir, Gott, nehmen auch wir unsere Zuflucht
und bitten dich um deine Gnade und deinen Beistand. – Amen.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
du schenkst uns die heiligen vierzig Tage als eine Zeit der Umkehr und der Buße.

Gib uns durch ihre Feier die Gnade,
dass wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und
die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen.

Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

1. Lesung aus dem Buch Deuteronomium

In jenen Tagen sprach Mose zum Volk:
Wenn du die ersten Erträge von den Früchten des Landes darbringst, dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, stellen.
Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen:
Mein Vater war ein heimatloser Aramäer.
Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk.
Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf.
Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis.
Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen.
Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR.
Wenn du den Korb vor den HERRN, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem HERRN, deinem Gott, niederwerfen.

2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom

Schwestern und Brüder!

Was sagt die Schrift?

Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen.
Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: "Herr ist Jesus" - und in deinem Herzen glaubst: "Gott hat ihn von den Toten auferweckt", so wirst du gerettet werden.
Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung.
Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.
Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen.
Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.
Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, vom Jordan zurück.
Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.
Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
Jesus antwortete ihm:
Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
denn es steht geschrieben:
Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und:
Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
Da antwortete ihm Jesus:
Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.

Predigt

40 Jahre Wüstenwanderung liegen in dem Volk Israel. Eine anstrengende Zeit, eine Zeit vieler Entbehrungen, eine Zeit großer Anfechtungen, eine Zeit, in der sie ein Ziel vor Augen hatten, eine Zeit in der sie ihr Ziel immer wieder vergaßen, eine Zeit, in der ihnen der Glaube an Gott verloren ging, eine Zeit, in der sie sich in die Sicherheit, die Ägypten ihnen bot zurücksehnten, eine Zeit in der sie immer wieder an zu Gott zurückkamen.
Es ist kein Sparziergang sich aus der Knechtschaft, aus Abhängigkeit und Unterdrückung zu befreien. Da passiert es, dass man lieber wieder zurück will in die alten Sicherheiten, auch wenn sie bedeuten, dass das Leben von anderen bestimmt wird.

Es ist die Erfahrung, die ein Kind macht, dass seine ersten Schritte geht und hinfällt. An der Hand der Mutter ist das Leben sicherer und einfacher, aber nur wer loslässt kann entscheiden wohin er gehen möchte.

Es ist die Erfahrung des Jugendlichen, der beginnt selber zu entscheiden und sich richtig und falsch entscheiden kann und - wie es so schön heißt - sein Lehrgeld zahlen muss. Vieles war vorher einfacher, als Eltern, Großeltern oder Lehrer alles für einen regelten, was nötig und zu entscheiden war, aber es war nicht das eigene, die eigene Entscheidung, die eigene Idee vom Leben, die umgesetzt wurde.

Es ist die Erfahrung von Eltern, die ihre Kinder eigene Wege gehen lassen müssen, obwohl sie doch noch vieles regeln möchten und vielleicht mit erleben müssen, dass ihre Kinder schmerzhafte Erfahrungen machen. Aber nur so können Kinder zu eigenständigen und erwachsenen Menschen werden.

Es ist auch die Erfahrung im Alter, wenn Dinge die lange im Leben selbstverständlich und wichtig waren auf einmal losgelassen werden müssen, damit anderes an diese Stelle rücken kann. Wer immer alles mitnehmen will, bricht zuletzt unter der Last zusammen.

Es ist die Erfahrung von Menschen, die in Abhängigkeit und Unterdrückung leben und immer mehr spüren, dass hier ist nicht mein Leben, das ist bestenfalls für mich gelebtes Leben, das ich so nicht möchte. Dieses Gefühl gelebt zu werden, trifft Menschen im Kleinen, es ist auch das Gefühl von ganzen Bevölkerungsgruppen und Nationen. Ohne eine Sehnsucht nach Freiheit wäre auch der Fall der Mauer und wären die vielen Umwandlungen im Osten Europas nicht möglich gewesen.

Und hängen nicht auch heute viele Konflikte nicht auch damit zusammen, dass Menschen meinen anderen ihr Recht auf Freiheit nicht geben zu wollen?
Diese Sehnsucht nach Freiheit, diese Sehnsucht aus Abhängigkeit und Knechtschaft befreit zu werden, ist der Ursprung des israelischen Glaubens. Mit Mose als dem Begründer dieses Glaubens tritt Jahwe in Kontakt als er die Schreie seines unterdrückten Volkes hört.

Mich fragte mal jemand, was das Wichtigste an unserem Glauben sei, und er gab dann selbst zur Antwort: Gehorsam. Ich habe ihm damals dazu NEIN gesagt, und sage es auch heute. Das Zentrale unseres jüdisch-christlichen Glaubens ist die Freiheit, denn nichts anderes sagt das älteste Glaubensbekenntnis, das davon erzählt, dass Gott sein Volk in die Freiheit führt und ihnen ein Land gibt, in dem sie frei leben können. Gehorsam gegenüber einem Gott, der so Großes tut, erwächst dann aus der Erfahrung der Freiheit.
Während der Fastenzeit nehmen wir uns häufig Fastenvorsätze vor, die etwas mit "weniger" zu tun haben: weniger Essen, weniger Fernsehen usw. oder auch umgekehrt mit "mehr", mehr Zeit für mich, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit auch für Gott. Wenn es darum geht, eine bestimmte Leistung zu erbringen, sind solche Fastenvorsätze nichts, aber auch gar nichts wert. Wenn sie uns eine Idee davon vermitteln, dass wir uns aus den selbstgemachten Unfreiheiten und Abhängigkeiten befreien, werden sie uns helfen unseren Glauben bewusster zu leben.

Ein wenig mehr Freiheit für mich, für Menschen in meiner Nähe, für Menschen, die in politischen und sozialen Abhängigkeiten leben wäre ein gutes Ziel in der Fastenzeit. Daraus wird Dankbarkeit erwachsen, mir selber gegenüber, Menschen gegenüber und nicht zuletzt Gott gegenüber.

Fürbitten

Wir beten zu Gott, auf dessen Liebe und Kraft wir vertrauen:

Mache uns bereit,
die vierzig Tage der Fastenzeit als eine Zeit zu nutzen,
in der wir nach dem suchen, was uns wirklich guttut
und zum wirklichen Leben führt.

Schenke den Menschen in der Ukraine den Frieden, den sie von dir erbitten.

Hilf den Menschen,
die sich mit ihren Fragen und Nöten an andere wenden,
dass sie Menschen finden, die ihnen zuhören und zu helfen bereit sind.

Sei denen nahe, denen Krankheit, Leid und Not so zusetzen,
dass sie es kaum aushalten können und richte sie auf.

Nimm alle Verstorbenen des Krieges auf in deine guten Hände lass sie bei dir
Leben in Fülle finden und stärke die Trauernden in deiner Liebe!

Gib allen Menschen,
die sich um kranke und notleidende Menschen sorgen,
jene Kraft und Geduld, die nötig sind, um in Liebe handeln zu können.

Gott, wenn wir dir vertrauen, bleiben wir auf dem Weg des Lebens.

Deshalb bitten wir dich durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Freund. Amen.

Meditation

Die Fastenzeit will uns helfen
dass unsere Augen mehr sehen
als das Fernsehen vorgaukelt

dass unsere Ohren im Lärm der Welt
auch die Stille wahrnehmen

dass sich unsere Hände trotz aller Hektik
auch zum Gebet falten

dass unsere Gedanken nicht abschweifen
wenn wir an unser Versagen
und unsere Unterlassungen denken

die Fastenzeit will uns einladen
umzukehren
uns zu versöhnen
und um Versöhnung zu bitten

dann können wir froh
und gestärkt
Ostern entgegengehen

04.03.2022

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