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Gemeindebrief zum 13.03.2022 - Zweiter Fastensonntag LJ C

Im Evangelium von dem 2. Fastensonntag lesen wir von
zwei unterschiedlichen Begegnungen mit Gott:
von Abraham und –die Begegnung der Jünger Jesu auf dem Berg Tabor.

Mit Blick auf Jesus im heutigen Evangelium stellt sich für uns
wie den Aposteln die Frage:
Wer ist dieser Jesus für mich, für mein Alltagsleben?

Im täglichen Allerlei unseres Lebens ist es notwendig,
immer wieder Orte und Zeiten zu finden, die uns innehalten lassen.

Die Fastenzeit ruft uns zum Umdenken auf.

Ihr Pater Jaison

Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. LESUNG AUS DEM BUCH GENESIS 15, 5-12,17-18

In jenen Tagen führte der Herr Abraham hinaus und sprach:
Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst!

Und er sprach zu ihm:
So zahlreich werden deine Nachkommen sein.

Und er glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.

Er sprach zu ihm:
Ich bin der HERR, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat,
um dir dieses Land zu eigen zu geben.
Da sagte Abram:
Herr und GOTT, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme?
Der HERR antwortete ihm:
Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube!

Abram brachte ihm alle diese Tiere, schnitt sie in der Mitte durch und legte je einen Teil dem andern gegenüber; die Vögel aber zerschnitt er nicht. Da stießen Raubvögel auf die toten Tiere herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf. Und siehe, Angst und großes Dunkel fielen auf ihn. Die Sonne war untergegangen und es war dunkel geworden. Und siehe, ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel waren da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch.

An diesem Tag schloss der HERR mit Abram folgenden Bund:
Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Strom Ägyptens
bis zum großen Strom, dem Eufrat-Strom.

2. LESUNG AUS DEM BRIEF DES APOSTELS PAULUS AN DIE GEMEINDE IN PHILIPPI 3, 17-4,1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder und Schwestern, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt!

Denn viele - von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche - leben als Feinde des Kreuzes Christi.

Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande;
Irdisches haben sie im Sinn.
Denn unsere Heimat ist im Himmel.
Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann.

Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne,
meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte!

AUS DEM HEILIGEN EVANGELIUM NACH LUKAS 9,28b-36

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.

Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und
sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.

Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus:
Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.

Er wusste aber nicht, was er sagte.
Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie.
Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten.
Da erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein.

Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem,
was sie gesehen hatten.

GEDANKEN

„Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht!"
Das sagen viele Menschen, die tagtäglich ihrer Arbeit nachgehen. Das sagen viele Menschen, die eingespannt sind in ihre beruflichen Verpflichtungen, in die Sorge um die Familie oder in andere Aufgaben.

„Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht!"
Das sagen auch Menschen, die gerade Urlaub haben, die ihr Leben genießen können, die sich ihre Zeit und Aktivitäten nach ihrem Belieben einteilen können.

„Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht!"
sagen vielleicht auch die Jünger, die mit Jesus unterwegs sind. Jesus ahnte wohl ihre Gedankenspiele und nimmt sie daher mit auf einen Berg, um dort zu beten.

Wir kennen es aus der eigenen Erfahrung:
Wenn ich auf einen Berg gehe, dann sicherlich vordergründig darum, um Abstand von den Menschen zu gewinnen. Wenn ich auf einen Berg gehe, dann werde ich meiner Selbst wieder mehr bewusst. Ich spüre die Anstrengung des Weges, die mich der Aufstieg kostet. Aber ich spüre auch, wie plötzlich manches von mir abfällt. Mit dem Blick in die Weite der Bergwelt kommt in mir das Gefühl hoch, ich könnte hier für mich und mein Leben neue Perspektiven erkennen.

In Bezug auf einen Berg schwingt bei einem Menschen der Bibel noch etwas anderes mit. Berge sind immer auch ein Ort der Gotteserfahrung und Gottesbegegnung. Genau darum geht Jesus immer wieder auf Berge, um zu beten und diesmal erleben die Jünger mit ihm eine solche Gottesbegegnung.

Hier auf dem Berg Tabor ist Jesus mit Mose und Elija im Gespräch.
Mose und Elja erhielten ihre Weisungen von Gott.
Bei Jesus ist es anders: Die Stimme aus der Wolke legitimiert ihn als den auserwählten Sohn Gottes. In Jesus spricht Gott.

Die Spontanidee des Petrus, Hütten für Mose, Elija und Jesus zu bauen, entspringt wohl seinem Wunsch, diese Erfahrung festzuhalten. Der Evangelist versucht damit diese Gotteserfahrung zu beschreiben, die Petrus Johannes und Jakobus mit Jesus gemacht haben.

Mit dieser Ahnung verlassen die Jünger schweigend den Berg, denn sie haben eine Wirklichkeit erlebt, für die uns Menschen die Worte fehlen und die unser Denken übersteigt.

Sie haben auf dem Berg eine Perspektive bekommen, wie der Weg Jesu weitergeht. Er ist der Sohn Gottes, der den Bund zwischen Gott und Menschen erneuert. Das lässt Jesus und mit ihm das Leben der Menschen in einem anderen Licht erscheinen.

Wir heutigen Menschen sehen in der Verklärung Jesu auf dem Berg eine Vorahnung auf Ostern und die Auferstehung Jesu aufblitzen.
Wir vermögen das zu deuten, worüber die Jünger damals noch schwiegen, weil wir wissen, wie die Geschichte Jesu weitergeht und wie sie endet.

Jesus geht in den Tod, um zu zeigen, Gott hält am Liebesbund den er durch Abram mit Menschen geschlossen hat fest. Der anscheinend von Gott Vergessene wird von Gott nicht im Tod gelassen. So wird Ostern im Glauben die Zielperspektive unseres Lebens. Was immer das Leben uns bringt:
Es endet nicht mit dem Tod, sondern findet Wandlung in die Gegenwart Gottes. Dunkles wird Licht!

Wir sind in der Fastenzeit, die uns einlädt, gleichsam auf einen Berg zu gehen und unser Leben von oben zu betrachten.

Wir sind eingeladen, neu den Fragen nachzugehen, was unserem Leben Sinn gibt.

11.03.2022

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