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Gemeindebrief zum 16. SONNTAG (C) - 17. JULI 2022

Schwestern und Brüder!

Sie haben das Bessere gewählt!
Das sage nicht ich Ihnen. Sondern, das sagt heute Jesus zu Ihnen.

Sie hätten heute Morgen auch zu einem ausgiebigen Brunch gehen können.
Sie könnten jetzt in der Küche stehen, ein köstliches Mahl bereiten,
so wie Martha.
Nein, Sie machen es wie Maria. Sie sitzen zu Füßen des Herrn und hören ihm zu.

Ihr Pater Jaison

Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

Rufen wir zu unserem Herrn Jesus Christus:

Herr, Du bist das Beste, was uns begegnen konnte.

Herr, erbarme dich!

Jesus Christus, Dir hören wir gerne zu!

Christus, erbarme Dich!

1. LESUNG: GEN 18, 1-10A

Der HERR erschien Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß. Er erhob seine Augen und schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen.

Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast! Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen.
Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara?
Dort im Zelt, sagte er.
Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

Sara hörte am Eingang des Zeltes hinter seinem Rücken zu.

2. LESUNG: KOL 1, 24-28

Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.
Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist. Ihr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen. Er ist jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war - jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde. Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.

Ihn verkünden wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden Menschen in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen darstellen in Christus.

EVANGELIUM: LK 10, 38-42

Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf.

Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

Gedanken

Am letzten Sonntag, da führte uns das Evangelium zu einem halbtoten Mann, der von einem Samariter gerettet wurde. Heute bringt uns das Evangelium in das Haus der vielbeschäftigten Martha und zu Maria, die inmitten all des Trubels, zu Füßen des Herrn sitzt.
Der Evangelist Lukas lässt die beiden Geschichten, direkt aufeinander folgen:
Die Liebe zu den Armen, den Kranken, den Hilfsbedürftigen
und das Hören auf das Wort Gottes.

Die biblischen Begegnungen sind heilsam und führen den Menschen in eine neue Beziehung zu Gott selbst hinein.
Abraham und Sara bekommen Besuch, ihnen begegnet Gott in besonderer Gestalt.
Paulus begegnet in seinen Briefen den verschiedenen Gemeinden – auch über seine eigene irdische Lebensspanne hinaus.
Und dann ist da im Evangelium Jesus selbst, der bei Maria und Marta einkehrt.
Das Leben ist voller Begegnung ist bestimmt unsere Lebenserfahrung.
Wir selbst stehen in zahlreichen Beziehungen und haben in unserem Leben viele verschiedene Rollen inne.

Wir sind vielleicht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, vielleicht Mutter und Vater,
sicher aber Tochter und Sohn.

Uns prägen diese Beziehungen unterschiedlich:
Mancher bringt viel von seiner Ursprungsfamilie mit,
manche hat ihren Platz im aktuellen Beziehungsgefüge erst später gefunden ...
In allem aber werden erst durch Begegnungen diese Beziehungen aktualisiert und auf ein neues Energie-Niveau gehoben.

Als gläubigen Menschen ist uns auch bewusst:
In den Begegnungen mit unseren Mitmenschen – egal in welcher Rolle – schauen wir auch in das Gesicht Jesu. Jede Begegnung ist damit auch eine Chance, das Wirken Gottes zu erkennen und zugleich auch selbst aufstrahlen zu lassen.

Denken wir noch einmal an den Dreischritt der heutigen Lesungen:
Abraham begegnet den Fremden offen und lässt sie an seinem Leben teilhaben.
Gottes Gegenwart wird spürbar und wirksam:
Mit Abraham endet nicht eine Familienlinie ... Es geht weiter.

Der Apostel Paulus hält Jahrhunderte später Kontakt zu den Gemeinden, die er zum Teil selbst gegründet hat. Er weiß sich ihnen in Rat und Tat verbunden und verweist sie immer wieder auf die Mitte, auf Jesus Christus. Er wird damit zum Christusträger. Und das, obwohl Paulus seinem Herrn Jesus Christus nicht in dessen irdischer Zeit begegnet ist!

Anders Lazarus, Maria und Marta: Sie sind mit Jesus leibhaftig vertraut.
Marta schaut auf die „Grundversorgung" Jesu und das ist gut so.
Aber das Leben besteht eben aus mehr als Essen und Trinken.
„In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17,29), dann wird klar:
Die Begegnung mit Jesus, dem Christus, ist genauso wichtig wie Essen und Trinken, ja noch essenzieller. Die geschäftige Marta, die in den verschiedenen Formen nicht selten auch in uns und unseren kirchlichen Gruppen steckt, wird von Jesus nicht abgekanzelt, aber sie wird auf die Fülle der Begegnung verwiesen.
So entsteht Zukunft – wie bei Abraham –,
so wird über Raum und Zeit hinweg Jesu Gegenwart spürbar – wie bei Paulus.

Die Feier, die wir gemeinsam heute sonntäglich begehen, lädt uns in Wort und Sakrament zur Begegnung mit Gott ein.
Sie lädt uns aber auch ein, dann, wenn wir hinausgehen als Gesegnete und Gesendete, Gottes Präsenz zu suchen und zu finden.
Und überraschend werden wir ihn vielleicht dort finden, wo wir ihn nicht vermutet haben – nicht in den spektakulären Wundern, sondern in den zahllosen Begegnungen, die wir in unseren Beziehungen und Rollen haben und die essenziell wichtig sind – nicht allein, weil wir soziale Menschen sind, sondern weil sich genau dort Er zeigen kann als der, uns in seine Nähe ruft.

15.07.2022

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