116. Gemeindebrief: Sonntag 25.09.2022
Eingangsgebet
Herr, wir stehen vor dir und wollen dir danken, dass du da bist und uns liebst,
wir wollen dich loben und preisen für die Schöpfung, die Du uns geschenkt hast,
wir wollen dich bitten, dass du auf uns schaust und uns durch dein Wort stärkst und mit uns gehst auf unserem Weg -
in Verbundenheit mit allen Menschen, die uns am Herzen liegen und an die wir heute besonders denken.
Kyrie
Herr, nicht selten verlieren wir das Vertrauen in dich, vor allem wenn wir erleben
müssen wie Krankheiten die Hoffnungen von Menschen zerstören, wie ihr Leben und das ihrer Angehörigen auseinanderbricht und sie kraft- und mutlos werden.
Dabei dürfen wir dir immer vertrauen, dass du uns auf allen Wegen begleitest und stärkst.
Daran wollen wir uns erinnern, wenn wir beten:
Vertraut den neuen Wegen GL 825
1. Vertraut den neuen Wegen,
auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen,
weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen
am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen
in das gelobte Land.
2. Vertraut den neuen Wegen
und wandert in die Zeit!
Gott will, dass ihr ein Segen
für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten
das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten,
wo er uns will und braucht.
3. Vertraut den neuen Wegen,
auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen.
Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen
in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen.
Das Land ist hell und weit.
Text: Klaus Peter Hertzsch 1989
Musik: 16. Jh.
Lesung
Ruth, 1, 11. 14 -17
Naomi sagte: Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir ziehen? Habe ich etwa in meinem Leib noch Söhne, die eure Männer werden könnten? … Da weinten sie noch lauter. Doch dann gab Orpa ihrer Schwiegermutter den Abschiedskuss, während Ruth nicht von ihr ließ. Naomi sagte: Du siehst, deine Schwägerin kehrt heim zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. Folge ihr doch! Ruth antwortete: Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der HERR soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir scheiden.
Kehrvers
Herr, geh mit uns auf unserem Weg. Herr, geh mit uns auf unserem Weg.
Evangelium
Markus 9, 33-37
Sie kamen nach Kafarnaum. Im Haus angelangt, fragte Jesus seine Jünger:
„Worüber habt ihr euch unterwegs gestritten?“
Sie schwiegen, denn sie hatten sich gestritten, wer von ihnen wohl der Größte wäre.
Da setzte Jesus sich hin, rief die Zwölf zu sich und sagte zu ihnen: „Wer der Erste sein will, der muss der Letzte von allen werden und allen anderen dienen!“
Und er winkte ein Kind heran, stellte es in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:
„Wer in meinem Namen solch ein Kind aufnimmt, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt nicht nur mich auf, sondern gleichzeitig den, der mich gesandt hat.“
Predigt
Die alte Naomi und ihre jungen Schwiegertöchter sind unterwegs, so haben wir es in der Lesung gelesen.
Naomi kommt ursprünglich aus Bethlehem. Dort hatte es zehn Jahre zuvor eine schlimme Hungersnot gegeben und sie war mit ihrem Mann und den zwei Söhnen geflohen. In Moab, im Ausland, haben sie sich gut eingelebt. Die Söhne haben Frauen aus der neuen Heimat geheiratet und alles war in Ordnung. Dann aber nahm das Leben eine traurige Wende. Naomis Mann starb und auch die beiden Söhne starben. Es blieben ihr aber noch die Schwiegertöchter Orpa und Ruth. Doch drei Frauen ohne Männer - das war damals schwierig. Sie waren nicht versorgt. Sie wussten nicht, wie sie überleben sollten.
Die Hungersnot in ihrer alten Heimat war vorbei, so macht sich Naomi auf den Weg nach Hause. Dahin, wo sie geboren war und wo sie sich früher geborgen gefühlt hatte. Sie will an den vertrauten Ort, wo es vielleicht noch Menschen gibt, die sie kennen.
Orpa und Ruth begleiten sie. Aber nach einer Weile schickt Naomi sie weg, denn sie meint, dass ihre Schwiegertöchter es in ihrem eigenen Zuhause, in ihrer Heimat besser haben. Orpa ist traurig, aber sie verabschiedet sich und geht.
Ruth aber möchte die Schwiegermutter nicht alleine lassen, möchte nicht ohne die Schwiegermutter sein.
„Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir
scheiden.“
Es sind berühmt gewordene Verse, die gerne auch schon mal bei Hochzeiten als Bibelspruch genommen werden. Sie sollen die Verbundenheit miteinander aufzeigen. Die
Verbundenheit zwischen den Menschen, aber auch mit Gott.
Ruth fühlt sich der Schwiegermutter verbunden und sie fühlt sich auch dem Gott
verbunden, der für sie fremd ist, dem Naomi aber vertraut.
Ruth und Naomi halten zusammen. Gerade weil ihr Weg nicht einfach ist. Sie wissen beide nicht, wie es weitergeht. Sie kennen nur das Ziel: Bethlehem, das Zuhause von Naomi. Dort hoffen sie darauf, sich geborgen fühlen zu können. Und so begeben sie sich gemeinsam auf den unbekannten Weg. Sie halten einander fest und verlassen sich von nun aufeinander, sie vertrauen einander. Und vertrauen darauf, dass Gott sie auf dem Weg begleitet und sie behütet.
Und im weiteren Verlauf der Geschichte können wir nachlesen, dass sie wohl behalten in der alten Heimat ankommen und sich gemeinsam in gegenseitiger Hilfe ein neues Leben aufbauen können. Ruth taucht später sogar im Stammbaum Jesu auf.
„Ich will nach Hause.“ Ein Satz, den Demenzerkrankte auch oft wiederholen. „Nach Hause“ - kaum ein Satz bewegt uns so wie diese zwei Worte.
Was für eine Sehnsucht drückt sich darin aus.
Nach Hause - wo ist das, wenn mir aufgrund der Erkrankung der Boden unter meinen Füßen wegbricht, wenn ich keinen Halt, keine Sicherheit mehr habe.
Nach Hause ist ein mir vertrauter Ort. Es kann das Zuhause sein, wo der Ehepartner sich sorgt oder die Kinder sich kümmern, es ist vor allem ein Ort, eine Atmosphäre, in der ich mich wohl fühle - wie früher bei den Eltern zu Hause, als sie mich in den Arm nahmen, mich streichelten und trösteten und einfach für mich da waren und mir Schutz gaben.
Es kann auch der Küchentisch der Oma sein, nach dem ich mich sehne oder
ein Platz in der Kirche.
Ein Ort bei vertrauten Menschen, die mir ein Gefühl von Geborgenheit, Sorglosigkeit und vor allem Liebe und Verbundenheit schenken.
Das suchen und benötigen die Menschen mit Demenz ganz besonders: einen Ort, ein Zuhause, wo sie trotz ihrer Erkrankung, trotz ihrer Merkwürdigkeiten und Besonderheiten Zuwendung und Geborgenheit finden, einen Raum, wo sie -wie zum Beispiel in der
Kirche- Vertrautheit erleben und ein Gefühl der Verbundenheit erfahren dürfen. Wo sie sein dürfen, wie sie mit ihrer Erkrankung sind und wo sie mit anderen in der Gemeinschaft der Kirchengemeinde die Liebe Gottes spüren.
Wenn sie als Erkrankter nicht mehr wissen, wer sie sind, dann tut es gut, dass andere sie kennen, sie nicht alleine lassen und mit ihnen die vertrauten Lieder singen und mit ihnen beten.
Und wenn wir dann den Satz Jesu aus dem Evangelium nochmal lesen: „Wer in meinem Namen solch ein Kind -oder einen Erkrankten - aufnimmt, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt nicht nur mich auf, sondern gleichzeitig den, der mich gesandt hat.“, dann wissen wir, dass wir gefragt sind. Wir als Person und auch wir als Gemeinde.
Und das wünsche ich uns allen: dass wir Jesu Worte hören und verstehen, aufnehmen und umsetzen und so mit den Demenzerkrankten, ihren Angehörigen und allen Menschen, die unsere Hilfe benötigen, verbunden bleiben.
Wie schön ist es, wenn wir unsere Gemeinde als große Familie erleben können. Als einen Ort, an dem keiner ausgegrenzt wird, sondern alle ihre Verschiedenheit leben können.
Psalm 23
Der gute Hirte
Ein Psalm Davids.
Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN für lange Zeiten.
Fürbitten
Gott, du hast uns zugesagt: Ich bin bei euch alle Tage.
So wollen wir zu dir beten:
Für alle Menschen, die krank sind:
Gott, sei du bei ihnen. Wir bitten dich: erhöre uns.
Für alle Menschen, die Sorgen haben und nicht wissen, wie es weitergehen soll:
Gott, sei du bei ihnen. Wir bitten dich: erhöre uns.
Für alle Angehörigen, die sich sorgen, pflegen und begleiten und oft
am Ende ihrer Kräfte sind:
Gott, sei du bei ihnen. Wir bitten dich: erhöre uns.
Für alle Menschen, die sich nach Ruhe und Frieden sehnen:
Gott, sei du bei ihnen. Wir bitten dich: erhöre uns.
Für alle, die andere Menschen stärken, die Schutz geben und ein Gefühl von Heimat vermitteln: Gott, sei du bei ihnen. Wir bitten dich: erhöre uns.
Gott, wir danken dir, dass wir auf dich und deine Zusage vertrauen können.
Heute und in Ewigkeit. Amen.
Schlussgebet
Herr, lass uns an diesem Tag und in dieser Woche deine Gegenwart spüren, dass wir verbunden bleiben. Verbunden mit dir, aber auch miteinander. Dass wir als Gemeinde für alle ein Zuhause sein können und deine Liebe im Miteinander weitertragen. Amen.
23.09.2022