zurück

117. Gemeindebrief Sonntag 02.10.2022

Liebe Gemeindemitglieder,

 

das Erntedankfest markiert im Jahresablauf einen festen und wichtigen Punkt.

Dieses Fest ist ein guter und willkommener Anlass, Gott für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit Danke zu sagen.

 

Diese Haltung der Dankbarkeit ist sicher gerade heute, wo scheinbar die Versorgung mit den Dingen des Alltags nicht mehr sicher ist, in einem neuen Licht zu sehen.

Feiern wir also die Gaben, aber bleiben wir dankbar und lassen dies auch die Menschen spüren, die für uns sorgen!

 

Herzlichst

Ihr B. Michael Offer, Diakon

Kyrie

Herr, Jesus Christus,

du bist in die Welt gekommen,
nicht um dich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.
Herr, erbarme dich.

Du hast in allem den Willen deines Vaters gesucht und erfüllt.
Christus, erbarme dich.

Du hast noch in der äußersten Not deines Lebens auf Gott vertraut.
Herr, erbarme dich.  

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

1. Lesung aus dem Buch Habakuk

Wie lange, Herr, soll ich noch rufen
und du hörst nicht?
Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt!
Aber du hilfst nicht.
Warum lässt du mich die Macht des Bösen sehen
und siehst der Unterdrückung zu?
Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung,
erhebt sich Zwietracht und Streit.
Der Herr gab mir Antwort
und sagte: Schreib nieder, was du siehst,
schreib es deutlich auf die Tafeln,
damit man es mühelos lesen kann!
Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst;
aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung;
wenn es sich verzögert,
so warte darauf;
denn es kommt,
es kommt und bleibt nicht aus.
Sieh her:
Wer nicht rechtschaffen ist,
schwindet dahin,
der Gerechte aber
bleibt wegen seiner Treue am Leben.

2. Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus

Mein Sohn!
Ich rufe dir ins Gedächtnis:
Entfache die Gnade Gottes wieder,
die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteilgeworden ist!
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben,
sondern den Geist der Kraft,
der Liebe und der Besonnenheit.
Schäme dich also nicht
des Zeugnisses für unseren Herrn
und auch nicht meiner,
seines Gefangenen,
sondern leide mit mir für das Evangelium!
Gott gibt dazu die Kraft:
Als Vorbild gesunder Worte
halte fest, was du von mir gehört hast
in Glaube und Liebe in Christus Jesus!
Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut
durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt!

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit
baten die Apostel den Herrn:
Stärke unseren Glauben!
Der Herr erwiderte:
Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn,
würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen:
Entwurzle dich
und verpflanz dich ins Meer!
und er würde euch gehorchen.
Wenn einer von euch einen Knecht hat,
der pflügt oder das Vieh hütet,
wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen:
Komm gleich her und begib dich zu Tisch?
Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen:
Mach mir etwas zu essen,
gürte dich und bediene mich,
bis ich gegessen und getrunken habe;
danach kannst auch du essen und trinken.
Bedankt er sich etwa bei dem Knecht,
weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?
So soll es auch bei euch sein:
Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde,
sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte;
wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Predigt

Auch an diesem Sonntag wieder Themen, die die Menschheit schon Jahrtausende beschäftigt: Die Frage nach dem Leid. Wieso lässt Gott das zu? Warum setzt er Kriegen kein Ende? Ist Gott allmächtig oder tut er nur so?

Fragen, die abend- und bibliotheksfüllend sind.

Die erste Lesung gibt schon etwas Orientierung, Antworten bestenfalls in Ansätzen. Dieses kleine Buch Habakuk, das um 600 v. Chr. entstanden ist, befasst sich in einem Streitgespräch mit Gott mit diesen erwähnten Fragen. Die Babylonier bedrängen Juda und all seine Bewohner. Es gibt Krieg, Belagerung. Die Antwort folgt als Warnung an die Mächtigen: Gerechtigkeit wird kommen. „Gerechtigkeit“, hebräisch ämuna, ist zu verstehen im Sinn von „Redlichkeit“, „Treue“, „Glaube“. Der Glaube führt zum „Amen“, es steht fest, ich bestätige es. Das tun wir auch jeden Sonntag beim Gottesdienst. Der letzte Satz dieses Textabschnittes ist eine Warnung an die Mächtigen: „Sieh her, wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin.“

Die Frage nach dem Leid, nach der Allmacht Gottes, bleibt auch heute bestehen. Viele unschuldige Menschen weltweit verlieren täglich ihr Leben, ihren Besitz, ihre Gesundheit, Menschen weinen um ihre Angehörigen. Lässt das alles Gott zu?

Der Ansatz einer Antwort: Gott stattet schon bei der Erschaffung des Menschen ihn mit einem freien Willen aus. Wie die Bibel und die Geschichte zeigt: Der Mensch tut das Böse. Wir lesen bei Paulus: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich.“ (Röm 7,19). Der Mensch bricht von Anbeginn das Bündnis mit Gott, er aber bleibt den Menschen treu bis in den Tod. Die Folgen dieses Bruchs sind bis heute spürbar. Gott nimmt den freien Willen des Menschen sehr ernst, sonst wäre dieser nur eine Marionette.

In dieser Warnung, dass Gerechtigkeit kommen wird, steckt aber auch Trost, dass all das Böse, dass Leid ein Ende haben wird, dass das Leben über den Tod siegen wird. Das ist wahrscheinlich vielen im Augenblick des Leidens nicht verständlich, schon gar nicht erklärbar. Helfen kann nur ein unerschütterlicher Glaube.

 

Das ist auch das Anliegen der zweiten Lesung. Paulus schwört seinen Mitarbeiter Timotheus als Gemeindeleiter ein. Timotheus erlebt in seiner Gemeinde viel Widerspruch und Ablehnung. So sagt ihm Paulus, er solle auf die Gnadengaben, auf die Kraft des Heiligen Geistes, vertrauen und sich nicht auf den Geist der Verzagtheit einlassen. Das ist gar nicht leicht. Gott gibt Kraft im Leiden, in den Widerwärtigkeiten der Zeit, alles durchzustehen. Das geschieht im Geist des Trostes durch liebevolle Menschen. Christsein verlangt Haltung und keine Schilfrohrmentalität, um sich dem Wind der Oberflächlichkeit, der Beliebigkeit und des ständigen Meinungswechsels nicht auszusetzen.

Das Evangelium befasst sich mit dem bildlichen Vergleich von Glauben und Senfkorn. Wie kommen die Jünger, die ständigen Begleiter Jesu, zu so einer Bitte: „Stärke unseren Glauben!“ Vielleicht spüren sie Defizite in ihrem Glauben und Gebetsleben. Beten als Orientierungsgespräch mit Gott, beten auch als Hinhören, stille werden. Glauben ist nicht nur Glaube an Papst und Kirche, Glaube geschieht wohl auch in Gemeinschaft, ist Bezug zum persönlichen Gott. Beten damit aus diesem kleinen Senfkorn des Glaubens ein großer, schattengebender Baum werde. Gott ist kein Sklavenhalter, keiner, der sich Knechte hält, die aus Angst gehorchen. „Freunde nenne ich euch“, heißt es im Johannesevangelium 15,15. Freunde hat man viele, wirklich vertrauen, sich ihm öffnen, vielleicht nur einen, das könnte auch Gott selber sein. „Handle so, als ob alles von dir abhinge, und bete so, als ob alles von Gott abhinge.“ (Ignatius von Loyola + 1556), wohl ein guter Merksatz.

Fürbitten

Gott, unser Vater,
dein Sohn hat uns gezeigt, dass wir uns auf dich verlassen können.
So kommen wir mit unseren Bitten zu dir:

Für alle Menschen, der Glaube durch Schicksalsschläge hart auf die Probe gestellt wird.
Lass sie erfahren, dass Du trotz allem mit ihnen gehst.

Für alle Menschen, deren Lebenspläne von Krieg oder Terror durchkreuzt worden sind.
Verschaff ihnen Gerechtigkeit und Frieden.

Für alle Menschen, die nicht an dich glauben können.
Zeig dich ihnen als liebender Vater, der alle seine Geschöpfe liebt.

Für alle Menschen, die ihre Lebenskraft für Menschen einsetzen, die in Not geraten sind.
Begleite sie und gib ihnen Kraft für die Aufgaben, die sie übernommen haben.

Für unsere Verstorbenen.
Erfülle ihre Hoffnungen, die sie auf dich gesetzt haben.

Du, Herr, trägst und erhältst unser Leben.
Dir sei Ehre und Dank in Ewigkeit. – Amen.

 

Schlussgebet

Herr Jesus Christus,
auf uns kommen immer wieder schwere Situationen zu.
Manchmal fühlen wir uns bedrängt,
andere Male werden wir angefragt,
wieder ein anderes Mal scheint alles hoffnungslos.
Doch du bist nahe.
Hilf uns dir und deinem Wort zu vertrauen. - Amen.

Segen

Segne deine Gläubigen, allmächtiger Gott,
stärke sie im Glauben,
hilf ihnen, deinen Willen zu tun,
und bewahre sie in deiner Gnade,
damit sie sich immer deiner Huld erfreuen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes +
und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab und
bleibe bei euch allezeit. - Amen.

30.09.2022

drucken | zurück