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Gemeindebrief zum 06.11.2022

„Tür zu. Geschäft offen."
So kann man es in diesen Wochen an vielen Geschäften lesen.

Bisher hatten die Geschäfte immer offene Türen, um auf die Kunden einladend zu wirken. Doch in diesen Zeiten der Energiekrise wollen und müssen die Geschäfte vermehrt auf ihre Kosten achten und machen deshalb die Türen zu, um die Wärme im Geschäft zu halten. Damit die Kunden aber nicht meinen, das Geschäft wäre geschlossen, schreiben sie: „Tür zu. Geschäft offen." Irgendwie widersprüchlich, aber wir können uns darauf einlassen, denn wir wissen alle um die steigenden Energiekosten und dass wir -auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt- unser Verhalten der veränderten Situation anpassen müssen.

In einer Geschichte und im Evangelium lesen wir heute auch von Türen.
Von Türen, die für uns immer offenstehen, durch die wir mit Freude hindurchgehen können, denn kein Geringerer als Jesus selbst ist diese Tür für uns.

Birgit Linz-Radermacher
Vorsitzende des Pfarrgemeinderates
Mail: pgr@dormagennord.de

Eingangsgebet

Herr Jesus Christus, durch deine Menschwerdung bist du für uns die Türe zu Gott, unserem Vater, unserer Mutter, geworden.

Durch diese Tür dürfen wir gehen und wir bitten dich, dass wir immer offen sind für das, was du für uns hinter dieser Tür bereit hältst.

Lass uns nicht müde werden zu glauben und zu hoffen, dass du uns rufst und uns an der Tür empfängst, um uns das Leben in Fülle zu schenken. Amen.

Kyrie

Herr Jesus Christus, an manchen Tagen zweifeln wir an deiner offenen Tür und es fällt uns schwer, an deine Liebe zu glauben.
Herr erbarme dich.

Herr Jesus Christus, oft schlagen wir die Tür zu dir bewusst zu und schließen uns selbst von deiner Liebe aus.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, auch unseren Mitmenschen schlagen wir manchmal die Tür vor der Nase zu und lassen sie allein.
Herr erbarme dich.

Herr Jesus Christus, erbarme sich unser, dass wir dir und deiner offenen Türe, deiner Liebe immer vertrauen. Amen.

Geschichte, Autor unbekannt

Angehörige hatten einen Schwerkrankern in ein Hospiz gebracht, damit er dort gut be-treut sterben konnte. Als sein Arzt zu ihm kam, ergriff der Kranke die Hand des Arztes, von dem er wusste, dass er an Gott glaubte:
„Мir ist so bange vor dem Sterben. Was erwartet mich auf der anderen Seite?"
„Das weiß ich auch nicht.", sagte der Arzt.
Da hörten sie beide ein Kratzen an der Tür.
Die Angehörigen waren gekommen und sie hatten den Hund des Sterbenden mitgebracht. Schon vom Eingang an hatte er geschnüffelt und die Spur zum Zimmer gefunden, in das sein Herrchen vor ein paar Stunden eingezogen war.
Der Arzt öffnete die Tür und kaum hatte sich die Tür geöffnet, lief der Hund ins Zimmer und sprang auf das Bett seines Herrn. Er freute sich sichtlich seinen Herrn wiederzusehen.
Der Arzt lächelte den Kranken an: „Haben Sie das Verhalten Ihres Hundes beobachtet? Er kannte dieses Zimmer nicht, wusste aber, dass sein Herr auf der anderen Seite der Tür ist. Darum sprang er ohne Angst fröhlich herein, als die Tür aufging."
Der Arzt fügte er hinzu: „Ich weiß auch nicht, was nach dem Tod auf uns wartet. Aber es genügt mir zu glauben und zu hoffen, dass unser Herr auf der anderen Seite der Tür ist. Darum werde ich, wenn sich die Tür eines Tages für mich öffnet, mit großer Freude hinübergehen." Da lächelte auch der Sterbende beruhigt. Er streichelte seinen Hund und konnte voller Freude und Hoffnung abwarten, dass sich die Tür für ihn öffnen würde.

Gebet

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge, in deiner Liebe birgst du uns.
Huub Oosterhuis 1965

Evangelium nach Johannes Joh 10, 1-10

In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch:
Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch:
Ich bin die Tür zu den Schafen.
Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Predigt

Durch wie viele Türen sind wir in unserem Leben schon gegangen.
Türen prägen unser Leben.
Große und prächtige Tore, die uns geöffnet wurden.
Kleine unscheinbare Türen, die uns einluden einzutreten.
Unsere Haustür, durch die wir jeden Tag ein und aus gehen.
Die Tür zum Nachbarn, der unsere Hilfe braucht.
Die Tür zu Freunden, mit denen wir lachen und feiern.
Die Tür zur Arbeit.
Türen verbinden. Hinter Türen finden wir Schutz und Stille.
Türen grenzen aber auch ab.
Was ist verletzender als eine Tür, durch die wir eintreten möchten und die uns vor der Nase zugeschlagen wird? Eine verschlossene Tür grenzt aus und sie sperrt ein. Sie markiert ein Drinnen und Draußen. Verrammelte Tore und Türen machen uns zur unerwünschten Person, zum Eindringling, zum Störenfried.
Beziehungen sind nicht mehr möglich.

Und dann diese Worte:
„Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden."
Jesus öffnet Türen.
Er öffnet sie für uns.
Wir brauchen nicht vor der Tür stehen zu bleiben, er lädt uns ein reinzukommen.
Diebe und Räuber bleiben außen vor, aber für seine Schafe steht die Tür sperrangelweit offen. Wir könnten nun mit einem schafgerecht bekräftigenden „Määh" oder „Mööh" durch diese Tür springen, aber das würde dem Gleichnis, das Jesus uns erzählt, nicht gerecht werden. Denn Jesus will uns -in einer durchaus bildhaften und lebendigen und vor allem für die damalige Zeit alltagsgerechten Sprache- das Wesent-liche aufzeigen: es geht um nichts Geringeres als unser Leben.
Das Schlüsselwort – gerade im Johannesevangelium – lautet „Leben".
Es geht um unser Leben hier auf Erden. Ein Leben mit Gott, im geschützten Bereich des Hirten und damit ein Leben in Liebe und in Frieden, in Gerechtigkeit, Solidarität und in Fülle. Das Wort Fülle bezeichnet eigentlich einen Überschuss, ein Mehr-als-genug, ein Alles-was-man-braucht-und-mehr-als-das. Alles, was mir ent-spricht, das, womit es mir gut geht, das, was zu mir passt, das, was ich wirklich brauche, das, wobei ich Glück empfinde, das, weswegen ich aus vollem Herzen sage: Mir wird nichts mangeln. In diesen Zeiten nicht so einfach zu glauben.
Können wir in diesen Zeiten lebenszufrieden sein? Da können wir wie die Jünger sagen: Wir verstehen das Gleichnis nicht. Wie können wir in diesen Tagen das Leben in Fülle erfahren, wo wir sparen müssen, uns einschränken müssen, in Unfrieden leben?
Jesus aber antwortet ganz einfach, schnörkellos: „Ich bin die Tür." Er hört nicht auf, uns einzuladen, an ihn zu glauben und daran, dass er sich jedes Schafes annimmt und sie/uns alle beim Namen kennt und uns ruft. Er möchte, dass wir Ihn -trotz allem oder gerade wegen allem- in unsere Lebensgeschichte einlassen, dass wir uns auf ihn einlassen und ihm vertrauen. Und wenn wir durch die Tür eingetreten sind, bleibt er bei uns und behütet uns. Heute und auch in Zukunft!
Denn es geht auch um das künftige Leben, um das ewige Leben. Und da zeigt uns die Geschichte des Sterbenden mit seinem Hund eindringlich, dass wir auch in Zukunft auf Gott und seine offene Tür vertrauen können. Er ist nicht nur im Raum hinter der Tür, sondern ist die Tür!
„Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden."

Und aus genau diesem Grunde endet diese Predigt nicht mit einem schafgerecht zustimmenden „Määh" oder „Mööh", sondern wie jede Predigt endet: mit einem men-schengerecht bekräftigenden „Amen" und vor allem mit der Bitte, dass die Liebe und der Friede Gottes, die höher sind als all unsere Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus bewahren und uns auf diese Weise das Leben in Fülle schenken mögen in diesen Zeiten und darüber hinaus. Amen.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du bist die Türe deshalb bitten wir dich:

Hilf uns, dass wir die Hoffnung nicht verlieren, wenn uns mal eine Türe zuschlägt.

Hilf uns, dass wir in unserem Leben immer die richtigen Türen öffnen.

Hilf uns, dass wir unsere Türen offenhalten und denen,
die unsere Hilfe brauchen, nicht die Türe zuschlagen.

Hilf uns, dass wir auch den Menschen, die zu uns flüchten,
nicht die offene Türe verweigern.

Hilf uns, dass wir trotz aus Energiegründen geschlossenen Kirchentüren eine offene Kirche und Gemeinde bleiben. (Tür zu. Kirche und Gemeinde aber offen.)

Hilf uns, dass wir nicht an den geschlossenen Türen der Kirchenmacht verzweifeln und gib uns die Kraft, uns weiter für eine offene, gerechte, wertschätzende Kirche einsetzen zu können.

Herr Jesus Christus, wo du bist, haben Schlösser und Verschlüsse keinen Platz, denn du schenkst uns eine und liebende Lebensperspektive.
Dafür loben und preisen wir dich. Amen.

Schlussgebet und Segen

Jesus Christus, wir danken dir für deine Menschwerdung und dass du uns damit die Tür geöffnet hast. Wir danken dir, dass du die Tür zum Leben bist und wir hineingehen können. Wir werden in unserem Leben noch durch viele Türen gehen, dabei werden wir die Erfahrung machen, dass es für manche Türen Entschiedenheit und Mut braucht. Aber durch deine Türe können wir mit Freude gehen, denn es erwartet uns deine Liebe und Gerechtigkeit.
Wir danken dir und bitten dich um deinen Segen.
Sei vor der Tür und hinter der Tür, neben der Tür und über der Tür und segne alle, die durch die Türe zu dir gehen, dass sie deine Liebe weitergeben können an alle.
So segne uns
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Meditation nach Hannelore Bare

Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht,
wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Menschgewordener und auferstandener Christus,
du bist die Tür zum Reich Gottes.
Überall dort, wo du durch deinen heilenden Geist
unter uns gegenwärtig bist,
sind wir zu Hause in deinem Reich
finden wir Schutz und Geborgenheit,
sind wir dunklen Mächten nicht länger ungeschützt ausgeliefert.
Du bist die Tür zur Fülle des Lebens,
die allen offen steht
und niemanden ausschließt –
die Tür, die Himmel und Erde verbindet,
die zusammenführt, was getrennt ist
und uns Zugang verschafft zu dem,
was uns wahrhaft nährt und stärkt.
Du bist die Tür zur vollkommenen Liebe,
die uns einlädt vertrauensvoll einzutreten,
die Tür, die uns Auswege aus Schuld und Versagen zeigt,
uns neue Zugänge zueinander eröffnet
und uns den Weg der Erlösung erschließt.
Lass uns durch dich immer wieder Eingang finden
zur Begegnung mit dir
und zur Erfahrung deiner heilenden Nähe;
lass uns so dann zum Schlüssel werden für deine Tür,
um sie denen zu öffnen, die sich nach Heil und Befreiung sehnen.

04.11.2022

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