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135. Gemeindebrief zum 19.02.2023 - 7. Sonntag im Jahreskreis

Kennen Sie den?
Warum ist Jesus am Ostermorgen zuerst den Frauen erschienen?
Er wollte sichergehen, dass sich die Botschaft möglichst schnell
weiterverbreitet!

Eine kleine Geschichte zum Schmunzeln – doch in diesen Tagen, wo uns so viel Witzges und Fröhliches begegnet, fragen wir uns vielleicht:
Dürfen wir, angesichts des vielen Leids und der Katastrophen,
die weltweit geschehen, Karneval feiern und lustig sein?
Oder besser noch: Können wir das überhaupt?
Ausgelassen singen, tanzen und lachen,
während andere Menschen um ihr Leben und ihre Existenz kämpfen?

Hildegard Ziemons
Mitglied der Pfarrbriefredaktion und bei Maria 2.0

Mail: pgr@dormagennord.de

1. Lesung: Lev 19,1-2.17-18

Lesung aus dem Buch Levítikus.

Der HERR sprach zu Mose:
Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und sag zu ihnen:
Seid heilig, denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig.
Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen.
Weise deinen Mitbürger zurecht,
so wirst du seinetwegen keine Sünde auf dich laden.
An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen
und ihnen nichts nachtragen.
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Ich bin der HERR.

2. Lesung: 1 Kor 3,16-23

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth.

Schwestern und Brüder!

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören.
Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.
Keiner täusche sich selbst.
Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt,
dann werde er töricht, um weise zu werden.
Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott.
In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List.
Und an einer anderen Stelle:
Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig.
Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen.
Denn alles gehört euch;
Paulus, Apóllos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft:
Alles gehört euch;
ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott.

Evangelium Mt. 5,38-48

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:
Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch:
Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand,
sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt,
dann halt ihm auch die andere hin!
Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen,
dann lass ihm auch den Mantel!
Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen,
dann geh zwei mit ihm!
Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:
Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bö-sen und Guten und er lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.
Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben,
welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten?
Tun das nicht auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?
Tun das nicht auch die Heiden?
Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!

 

Gedanken zum Evangelium

Wie so oft, passiert es auch in diesen Tagen immer wieder,
dass jemand ganz verzweifelt fragt:
Wie kann Gott das zulassen?
Wie kann er unschuldigen Menschen das antun?
Warum schreitet er nicht gegen Unrecht ein?
Der Fernsehmoderator Harald Lesch glaubt, dass diese Welt, in die uns Gott
hineingesetzt hat, halt eine Welt mit Naturgesetzen ist... und da gibt es Schwankungen... das sind
Fehler, die in die Natur eingewebt sind und zu Chaos führen können..."Für mich ist Gott eine Hoffnungsinstanz. Nicht eine Begründungsinstanz."

(Wie kann ein allmächtiger Gott das Böse zulassen?
Harald Lesch und Thomas Schwarz YouTube - Terra X Lesch & Co · 19.06.2019)

Christian Olding, Pfarrer in Geldern, findet bei Dietrich Bonhoeffer eine Antwort:
Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt, nur der leidende Gott kann helfen... Wir können nicht erklären, warum wir leiden... Gott selbst ... hat das ganze Leben mit all
seinen belastenden und bedrohlichen Seiten auf sich genommen. Er hat gelitten.
Er ist von seinem besten Freund verraten worden und auf eine der miesesten Arten und Weisen zu Tode gekommen, die man sich nur vorstellen kann... Durch diese Geschichte Jesu wissen wir, dass Gott uns im Leid nicht im Stich lässt.

Er nimmt das Leid nicht von uns. Er erklärt es auch nicht. Aber er ist da, damit ich es aushalten und damit ich es durchstehen kann. Das erklärt nicht das Warum des Leides... Es gibt nur eine Möglichkeit, damit zu leben und damit umzugehen.
(Warum lässt Gott das zu?
Glaube.Leben. Christian Olding YouTube - katholisch.de · 13.06.2018)

Diese beiden Versuche, das Unrecht in der Welt zu erklären,
haben eines gemeinsam:
Wir können Gott nicht für das Leid in der Welt verantwortlich machen.
Er schickt uns nicht dieses Leid und er verhindert es auch nicht, aber er ist da.
Wir können auf ihn vertrauen und Hoffnung haben.

Im heutigen Evangelium stellt Jesus eine Reihe von Forderungen auf, wie wir mit dem „Bösen" umgehen können und was wir da hören, klingt wirklich unglaublich:
• Wir sollen dem, der uns auf die rechte Wange schlägt,
   auch noch die linke hinhalten;
• Wir sollen dem, der uns das Hemd wegnimmt, auch noch den Mantel lassen;
• Wir sollen sogar unsere Feinde lieben und für die beten, die uns verfolgen;
Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass Jesus von uns verlangt, dass wir uns alles gefallen lassen und uns nicht wehren.
Warum will er, dass wir uns so verhalten?
Die Antwort gibt Jesus selbst:
Wir sollen vollkommen werden, göttlich, so wie Gott, der vollkommen ist.
Von ihm sagt er: denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten,
und er lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.
Gott macht also keine Unterschiede zwischen Gut und Böse.
Alle dürfen an seinem Tisch sitzen und teilhaben.
Einzige Bedingung ist: Gewaltlosigkeit!
Das ist sicherlich nicht so leicht.
Aber wir können ja mal klein anfangen, probieren wir es aus.
Vielleicht muss ich morgen einmal nicht Recht haben.
Vielleicht muss ich meinem Nachbarn eine unbedachte Bemerkung nicht übelnehmen.
Vielleicht begegne ich mal jemandem, den ich eigentlich nicht kenne,
mit einem freundlichen Lächeln...
Und aktuell heute? Wie gehen wir mit unserer zerstörten Welt um?
Dass wirklich alle Tränen getrocknet werden, Gerechtigkeit herrscht und wir als Kinder Gottes in Frieden leben können, steht nicht in unserer Macht.

Aber wir haben Hoffnung.
Wir wagen, auf den zu hoffen, der noch Möglichkeiten hat,
wo sie uns ausgegangen sind.
Geben wir dieser Hoffnung Raum in unserem Reden und Handeln, so gut wir können.

Claudia Pfrang, Domberg Akademie EB München-Freising schreibt:
„In Situationen, in denen wir als Menschen nicht mehr lieben können, kann es tröstlich sein, darauf zu vertrauen, dass Gott letztlich Gerechtigkeit schafft – gerade da, wo wir nicht mehr dazu in der Lage sind oder da, wo uns Gerechtigkeit versagt ist. (CiG 08/2023)
Diese Verheißung Gottes gilt jedoch nicht für heute oder morgen,
sondern sie ist der „Lohn im Himmel":
„Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein". (Mt 5,12).

Fürbittgebet

Ach Gott, du meine Gottheit.
Wie kann ich heute beten,
Heute beten zu dir, auf sicherem Grund
Beten über den Abgrund deines Zulassens hinweg,
Beten mit nur einer Ahnung von so viel Schmerz, der aufsteigt zu dir.
Wärst du doch ein schützender Fels gewesen,
Eine feste Burg, alle diese Menschen zu retten.
Und doch hat deine haltende Hand die Erde nicht beruhigt,
Hat beben und einstürzen lassen, Tonnen von Trümmern über all diesen Menschen.
Die Bilder verschwinden, das Leiden bleibt.
Weit weg für uns, so unfassbar das Elend der anderen.
Was wird am Grund der staubigen Trümmer bleiben
Von dir und von all diesen Menschen, deinen Kindern?
Wenn diese Erde kein sicherer Ort ist,
Wo finden unsere Seelen dann Ruhe?
So viel Schmerz, o Gott,
So unfassbar viel Tod und Leid und Zerbrochenes.
Mögest du doch eine Zuflucht bleiben
Die Tränen sammeln, die Überlebenden bewahren
Das Weiterleben erträglich machen
und die zerstörten Leben bewahren in Sicherheit, bei dir.

(Annette Jantzen
https://www.bistum-aachen.de/Frauenseelsorge)

17.02.2023

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