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Gemeindebrief zum 26.02.2023

1. FASTENSONNTAG – LJ A - EINFÜHRUNG

Schwestern und Brüder!

Fastenzeit, das ist die Einladung an uns alle:
Überprüfe dich!
Schau genau hin!
wo deine Mängel sind, die dem Getriebe deines Lebens schaden.
Die dich ganz langsam kaputt machen und auch die anderen.
Ehrlich hinschauen und den Entschluss fassen:
Das muss sich ändern!
Dazu haben wir jetzt 40 Tage Zeit.
Gehen wir dran!
Es schadet uns nicht.
Es nutzt uns und den andern.

Pater Jaison

Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. LESUNG AUS DEM BUCH GENESIS. 2,7-9. 3,1-7

Die Lesung aus dem Buch Genesis führt uns in die berühmte Erzählung vom Baum der Erkenntnis. Unmittelbar auf die Erschaffung des Menschen folgt die urtümliche Episode zum Umgang des Menschen mit Versuchungen und seinem Drang nach Erkenntnis. Von der Idealwelt im Garten Eden schlittert er in eine gebrochene Realität.

Gott, der HERR, formte den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.

Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.

Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß.

Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.

ANTWORTPSALM - PS 51,3-6B. 12-14. 17

Kv: Erbarme dich unser, o Herr,
denn wir haben gesündigt. – Kv
(GL 639,1)
Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, *
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
Wasch meine Schuld von mir ab *
und mach mich rein von meiner Sünde! – (Kv)

Denn ich erkenne meine bösen Taten, *
meine Sünde steht mir immer vor Augen.
Gegen dich allein habe ich gesündigt, *
ich habe getan, was böse ist in deinen Augen. – (Kv)

Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz *
und einen festen Geist erneuere in meinem Innern!
Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, *
deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! – (Kv)

Gib mir wieder die Freude deines Heiles, *
rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!
Herr, öffne meine Lippen, *
damit mein Mund dein Lob verkünde! – Kv

2. LESUNG AUS DEM BRIEF DES APOSTELS PAULUS AN DIE GEMEINDE IN ROM. 5,12-19

In der Lesung aus dem Römerbrief stellt Paulus einen theologischen Zusammenhang zwischen Adam und Christus her. Allen Menschen ist etwas Gemeinsames und Menschliches eingeschrieben. Für Paulus versinnbildlicht Adam genau diesen Aspekt. Mit Christus hat sich dem Menschen jedoch etwas Neues und Größeres eröffnet, schreibt Paulus nach Rom.

Schwestern und Brüder!

Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.

Sünde war nämlich schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt; dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten wie Adam, der ein Urbild des Kommenden ist.

Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteilgeworden.

Und anders als mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde, verhält es sich mit dieser Gabe: Denn das Gericht führt wegen eines Einzigen zur Verurteilung, die Gnade führt aus vielen Übertretungen zur Gerechtsprechung.

Denn ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht diejenigen, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteilwurde, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.

Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung, die Leben schenkt.

Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.

RUF VOR DEM EVANGELIUM - MT 4,4B

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
Nicht nur vom Brot lebt der Mensch,
sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!

AUS DEM HEILIGEN EVANGELIUM NACH MATTHÄUS 4,1-11

Zu Beginn der Fastenzeit hören wir aus dem Evangelium nach Matthäus die Versuchungen Jesu in der Wüste nach seiner Taufe. Der Abschnitt liegt der Fastenzeit in zweifacher Weise zugrunde. Zunächst wegen des vierzigtägigen Fastens, dann aber auch im Hinblick auf unsere eigenen Versuchungen.

In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.

Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.

Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht:
Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.
Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.

Gedanken

Der erste Fastensonntag hat jedes Jahr ein eindeutiges, prägnantes Gesicht.
Wir hören das Evangelium von der Versuchung Jesu – nach Matthäus, Markus oder Lukas. Wir spüren an diesem Sonntag, dass wir durch ein großes Tor gehen und die österliche Bußzeit beginnen.
Der Kampf Jesu in der Wüste vollzieht sich im Fasten, in Hunger und Durst und in verlockenden Versuchungen.
„Engel kamen und dienten ihm."
Wir beobachten geradezu ein Vorspiel des Ostergeheimnisses.
In seinem Ursprung wurde der Mensch so geschaffen, dass er in seinem ganzen Sein auf Gott ausgerichtet war. Das ist seine Natur, seine Glückseligkeit.
Sobald jedoch der Mensch aus diesem Gottesbezug herausfällt, beginnt das „Chaos", das „Durcheinander".
Jeder und jede Einzelne stellt sich selbst, seine eigenen Interessen, seine eigenen Vorteile und Wünsche in den Mittelpunkt. Darin besteht die Versuchung: sich selbst an die erste Stelle zu setzen. Unterschiedliche Gefühle lassen die Ichbezogenheit hervorbrechen. Wer Angst verspürt, sieht nur das eigene bedrohte Ich. Wer Wut empfindet, erlebt die Ohnmacht, seinem Ich keine Geltung verschaffen zu können. Wer anfängt, andere zu verachten, bemüht sich peinlich darum, dass er persönlich besser ins Licht kommt als der Verachtete.

Die Heilige Schrift ordnet die menschliche Ichbezogenheit in drei Gruppen ein:
-die Habsucht,
-die Machtsucht
-und die Ehrsucht.

Grundform der Ichbezogenheit ist die Habsucht.
Wir wollen haben, besitzen, was wir bei anderen sehen – gleich, ob wir es schon haben oder noch haben wollen:
Unser Herz ist in beiden Fällen an den Besitz gebunden.
Die Machtsucht ist von dem Drang durchdrungen, den eigenen Willen anderen aufzuzwingen. Mit unseren Plänen und Vorhaben stellen wir uns selbst in den Mittelpunkt.
Und die Ehrsucht besteht aus Stolz und Ehrgeiz.
Wir suchen nach Anerkennung, Bestätigung, Prestige und Lob.
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und Ansehen – mit welchen Tricks auch immer – zu gewinnen, sind Spielformen der Ehrsucht.

Zu Beginn der österlichen Bußzeit wird jedem von uns eine großartige Einladung ausgesprochen, nämlich die Ermutigung, doch alle Formen der Ichbezogenheit in Gottbezogenheit zu wandeln.
Das Grundmuster der Ichbezogenheit besteht ja darin, niemanden als Person anzuerkennen. Der Ichbezogene sieht sich selbst. Alle anderen erscheinen als Gegenstände, die zu gebrauchen sind.
Gegenstände können weder Besitz noch Macht oder Ansehen haben. Sobald wir jedoch neben und mit uns jeden und jede als Person anerkennen, wendet sich die Habsucht: Statt selbst nur haben und besitzen zu wollen, fangen wir an zu geben, zu schenken, zu teilen. Aus Ehrsucht wird Ehrfurcht und Anerkennung.
Der Ich-bezogene Mensch wird Du-bezogen.
Die Begegnung mit dem Du wird zu einer großen Chance.
Und weil unsere Beziehung zu den Mitmenschen immer parallel zu Gott verläuft, spiegelt sich unsere Du-Bezogenheit in der Hinwendung zu Gott wider.
Jede Habsucht kann sich im Blick auf unseren Mitmenschen in Teilen und großzügiges Entgegenkommen wandeln.

In der Beziehung zu Gott wandelt sich die Habsucht zur Hingabe.
Und die Machtsucht, die sich mitmenschlich zur Dienstbereitschaft ändert, wird in unserer Beziehung zu Gott zum Gottesdienst.
Jede Ehrsucht, die wir im Blick auf unsere Mitmenschen in Ehrfurcht wandeln, sollte in unserer Beziehung zu Gott zur Anbetung und zum Gotteslob werden.
Österliche Wandlung und Erlösung besteht also darin, dass Jesus Christus uns von Habsucht, Machtsucht und Ehrsucht befreit und uns stark macht zum Schenken, zur Dienstbereitschaft und zur Ehrfurcht. Und in unserer Gottesbeziehung werden wir bestärkt zur Hingabe, zum Gottesdienst und zur Anbetung.
Jeden Tag möchten wir durch das Gebet des Vaterunsers in diesen Haltungen bestärkt werden. Uns habsüchtige Menschen lehrt Jesus zu beten: „Dein Reich komme." Wir betonen damit: „Nicht mein Reich, o Herr, sondern dein Reich entfalte sich unter uns." Als machtsüchtige Menschen lassen wir uns korrigieren: „Nicht mein Wille, o Herr, sondern dein Wille geschehe. Niemandem möchten wir unseren Willen aufdrängen." Vor allem beten wir als ruhmsüchtige Menschen sehr bewusst: „Nicht mein Name, o Herr, werde geheiligt, sondern ausschließlich der deine. Unsere Ehre soll hinter allem Lob dir gegenüber zurücktreten."
Im abschließenden Lobpreis des Vaterunsers wird noch einmal auf den Punkt gebracht, worum es uns heute geht: „Denn dein ist das Reich (und aller Besitz, der nur dir gehört) und die Kraft (die sich vielfältig in deiner Macht äußert) und die Herrlichkeit (mit aller Ehre, die allein dir gebührt).

24.02.2023

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