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Gemeindebrief zum 02.04.2023 - Palmsonntag

Einführung

Heute mischen sich Freude und Jubel, die Dunkelheit des Leids und Trauer.

Wir sind hier, weil wir mit Jesus gehen wollen.

Durch die Tage der Fastenzeit haben wir uns vorbereitet auf die Feier von Tod und Auferstehung. Die Heilige Woche nimmt uns mit in die Bewegung aus der Verlorenheit der Sünde, die mächtig ist in der Welt und in uns, hinein in die Erlösung.

Wir kommen mit Jesus vom Tod zum Leben.

Ihr Pater Jaison
Tel: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

EVANGELIUM ZUR PALMWEIHE - MT 21,1-11

Das letzte Wegstück nach Jerusalem legt Jesus nicht mehr zu Fuß zurück,
sondern er reitet auf einem Esel. Damit setzt er ein prophetisches Zeichen.

Schon der Prophet Sacharja hatte von einem Friedenskönig geträumt,
der nicht hoch zu Ross unterwegs ist.
Er beherrscht Menschen nicht, sondern richtet sie auf.

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr.

Bindet sie los, und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.

Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:

Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.

Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen:

Hosanna dem Sohn Davids!

Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.

Hosanna in der Höhe!

Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser?

Die Leute sagten:

Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

1. LESUNG - JES 50,4-7

Im Buch Jesaja taucht eine rätselhafte Gestalt auf: der sogenannte Gottesknecht,
ein Gerechter, der von den Menschen abgelehnt und misshandelt wird.

Die Urgemeinde deutet mit diesen Texten das Schicksal Jesu.

Lesung aus dem Buch Jesaja.

GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören.

GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.

Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.

ANTWORTPSALM - PS 22,8-9. 17-20. 23-24

Kv: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? – Kv  (Oder GL 293)

Alle, die mich sehen, verlachen mich,

verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:

Wälze die Last auf den HERRN! /

Er soll ihn befreien,

er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat! - Kv

Denn Hunde haben mich umlagert, /

eine Rotte von Bösen hat mich umkreist.

Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.

Ich kann all meine Knochen zählen;

sie gaffen und starren mich an. - Kv

Sie verteilen unter sich meine Kleider

und werfen das Los um mein Gewand.

Du aber, HERR, halte dich nicht fern!

Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! - Kv

Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden,

inmitten der Versammlung dich loben.

Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; /

all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn;

erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! - Kv

2. LESUNG - PHIL 2,6-11

In einem kurzen Hymnus haben die frühen Christinnen und Christen Menschwerdung, Leben, Sterben und Auferweckung Jesu Christi zusammengefasst und gedeutet.

Der Apostel Paulus stellt dieses Lied der Gemeinde als Vorbild für ein Leben in Christus vor Augen.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi.

Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.

Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.

RUF VOR DER PASSION - PHIL 2,8B-9

Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv

Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.

Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!

PASSION - MT 26,14 - 27,66

Die Passionslesung aus dem Matthäusevangelium lässt uns den Leidensweg Jesu mitgehen, Schritt für Schritt. Wichtiger als der genaue Ablauf ist für Matthäus jedoch die Tiefendimension, die theologische Deutung des Geschehens. Jesus trägt sein Schicksal im Einklang mit dem Willen Gottes. Leider enthält das Evangelium auch zahlreiche antijüdische Passagen: Hohepriester und Schriftgelehrte werden verzerrt dargestellt, Menschen aus dem Volk über Gebühr belastet. Das Matthäusevangelium ist mehr als 50 Jahre nach dem Tod Jesu in einer Zeit von Konflikten entstanden, die die Erinnerung an die Passion Jesu zusätzlich verschärfen. Die Passion heute hören bedeutet auch, sich dieser Fragen bewusst zu werden und keine Feindbilder weiterzutragen. Jesus nimmt seinen Weg aus freiem Willen auf sich.

Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Matthäus.

GEDANKEN ZUM TAG

Sicher haben Sie schon einmal versucht, jemanden von etwas zu überzeugen.

Dabei kann es passieren, dass man allmählich verzweifelt, weil das Gegenüber nichts begreifen und die Wahrheit nicht hören will. Das Ganze kann noch eskalieren, wenn der andere dann zu spotten anfängt oder gar aggressiv wird.

Die Bibel kennt auch diese Erfahrung. In der heutigen Lesung haben wir das sogenannte „dritte Gottesknechtslied“ gehört. Es gibt im Buch des Propheten Jesaja vier Texte, die sich von ihrem Umfeld deutlich unterscheiden. Sie sprechen in poetischer Form von einer geheimnisvollen Gestalt, die als „Knecht Gottes“ bezeichnet wird.

Im ersten Lied (Jes 42,1–4) wird diese Figur als jemand vorgestellt, der das Recht und das Heil Gottes für die Schwachen und Armen bringen soll.

Im zweiten Lied (Jes 49,1–6) spricht der Knecht selbst über seine Berufung durch Gott. Gott unterstützt und fördert diesen Knecht.

Doch im dritten Lied (Jes 50,4–9) muss dieser Knecht einigen Widerstand einstecken: Er wird geschlagen, der Bart wird ihm ausgerissen, er wird verspottet. Doch er setzt seine Hoffnung weiter auf Gott.

Im vierten Lied schließlich (Jes 52,13–53,12) wird über das Scheitern des Knechts und seinen Tod gesprochen – und darüber, dass er stellvertretend die Schuld aller getragen habe und dass durch ihn alle gerettet werden.

Wer ist dieser geheimnisvolle Gottesknecht?

Die Frage ist sehr umstritten, und wahrscheinlich gibt es keine eindeutige Antwort. Es spricht vieles dafür, hinter dem Knecht das geschundene Volk Israel zu sehen, das hier seine Aufgabe in der Welt reflektiert: Das Volk Israel sollte Gottes Weisung vorbildhaft leben, doch es scheiterte – und setzt doch seine Hoffnung weiter auf Gott. Das ist eine Möglichkeit, den Gottesknecht zu deuten.

Vielleicht ist der Text bewusst als Rätsel und offen formuliert, sodass wir mehr darin sehen können, anderes und Grundsätzlicheres.

Woran haben Sie gedacht, als Sie diese Worte hörten?

Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören – ist das vielleicht ein Lehrer, der verzweifelt versucht, seinen Schülerinnen und Schülern etwas beizubringen? Man könnte auch an eine Person in der Seelsorge denken: Gott hat mir das Ohr geöffnet, also eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger, die/der sehr gut verstanden hat, was Gott sagen möchte – aber mit dieser Botschaft nicht punkten kann, nicht ankommt, nicht verstanden wird.

Warum ist es oft so mühsam, über den Glauben zu sprechen und andere für die eigene Überzeugung, für das, was einem wichtig ist, zu gewinnen?

Ich weiß es nicht. Gott weiß es.

Unser Gottesknechtslied geht weiter und wird zu einem Text, der Mut macht:

Gott wird mir helfen, darum werde ich nicht in Schande enden. Es geht nicht immer „im Guten“, das lehrt uns die Bibel leider auch. Manchmal muss man hart bleiben und durchhalten. Vor allem bei „Gegenwind“ und wenn Schläge und Spott drohen.

Rohe Gewalt werden wir hier in den deutschsprachigen Ländern kaum erfahren, aber Spott und Hohn können auch sehr wehtun. Diese Erfahrung wird einem kaum erspart bleiben, wenn man von seiner Glaubensüberzeugung öffentlich spricht – da wird es immer jemanden geben, der den Vogel zeigt, mit dem Kopf schüttelt, abfällige Bemerkungen macht und einen zu einem „religiösen Spinner“ erklärt. Als Christinnen und Christen müssen wir damit eigentlich rechnen: Warum sollte es uns besser gehen als Jesus selbst, an den wir glauben?

Jesus hatte am heutigen Palmsonntag einen großartigen Erfolg – scheinbar.

Man jubelte ihm zu – aber nur kurz. Es folgten harte Auseinandersetzungen.

Aber Jesus ließ sich nicht von seiner Botschaft abbringen – wie der Gottesknecht im Jesajabuch. Daher haben die ersten Christen das Schicksal Jesu gerne vom Buch Jesaja her gedeutet: Jesus ging es wie dem geheimnisvollen Gottesknecht. Warum sollte es ihnen besser gehen? Dann haben sie aus den Texten Mut gewonnen:

Gott wird mir helfen.

Gott hat Jesus geholfen, Jesus ist nicht in Schande geraten und untergegangen.

Bitten wir Gott, unseren Glauben und unser Vertrauen zu stärken, gerade, wenn wir Widerstände und Misserfolge erfahren:

Ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.

18.11.2022

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