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Gemeindebrief zum 09.04.2023 - Ostern

Maria von Magdala – eine Frau, die jeder von einer anderen Seite sieht.

Eine Frau, die in unzähligen theologischen und populistischen Kommentaren
beschrieben und gedeutet worden ist.
Eine Frau, die Schriftsteller und Regisseure immer wieder zu neuen Romanen und Filmen inspiriert hat.
Lieder wurden über sie geschrieben und auch Maler hat sie über viele Jahrhunderte fasziniert, die sie in vielfältigen Szenen gemalt und damit auch versucht haben, sie und ihr Leben, ihr Verhalten zu interpretieren.

Jeder hat sein eigenes Bild von dieser Frau – Maria von Magdala.

Wie auch immer man Maria von Magdala sehen mag, sie ist diejenige,
der Jesus als erste nach seiner Auferstehung erscheint.

Jesus war tot, aber nun erscheint er Maria,
denn er ist von den Toten auferstanden!

Er ist auferstanden!

Was für eine Sensation!

Und diese Sensation dürfen wir heute zusammen mit Maria von Magdala feiern!

Halleluja!

Birgit Linz-Radermacher
Vorsitzende des Pfarrgemeinderates

pgr@dormagennord.de

Hochfest der Auferstehung des Herrn

Wir beginnen diesen sensationellen, wunderbaren Festtag
im Namen Gottes, der uns seinen Sohn geschenkt hat,
im Namen Jesu, der von den Toten auferstanden ist,
im Namen der Heiligen Geistkraft, mit der wir jubeln, feiern und danken dürfen!  Amen.

Kyrie-Rufe

Jesus Christus, du hast den Tod überwunden und das Leben neu geschaffen.
Kyrie, eleison.

Du hast deine Jüngerin Maria Magdalena zur Verkündigung gerufen.
Christe, eleison.

Du rufst auch uns, deine Hoffnung zu bezeugen.
Kyrie, eleison.

1. Lesung: Apg 10,34a.37-43

Lesung aus der Apostelgeschichte

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.

Er hat das Wort den Israeliten gesandt,
indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus:

Dieser ist der Herr aller. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft,
wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.
Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen:
Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.

Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt,
durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.
Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten.

Wort des lebendigen Gottes für uns. Dank sei Gott dem Herrn!

2. Lesung Kol 3,1-4

Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolossä

Schwestern und Brüder!

Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist,
wo Christus zur Rechten Gottes sitzt!
Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!

Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird,
dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

Wort des lebendigen Gottes für uns. Dank sei Gott dem Herrn!

Evangelium: Joh 20,1-18

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Mágdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.

Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen:
Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein.

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein.
Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
er sah und glaubte.
Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.
Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte.
Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du?
Sie antwortete ihnen:
Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.
Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du?
Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast!
Dann will ich ihn holen.

Jesus sagte zu ihr:
Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbúni!, das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen:
Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.
Maria von Mágdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen.
Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Evangelium unseren Herrn Jesus Christus. Lob sei dir Christus.

Auslegung

Als ich dieser Tage in einer Gesprächsrunde mit älteren Damen und Herren den Namen Maria von Magdala ins Gespräch brachte, sagte eine 88jährige Dame spontan: „Die Freundin Jesu.“ Auf meine Frage wieso sie Maria von Magdala die Freundin von Jesu nennt, antwortet sie: „Sie wollte Jesus Gutes tun.“

Es hat mich sehr beeindruckt, dass eine demenzerkrankte Frau, die vieles vergessen hat, sich so an Maria von Magdala erinnert. Was muss Maria für einen Eindruck auf diese Frau gemacht haben, dass sie trotz ihrer Demenz diese Szene am Grab in Erinnerung behalten hat und sie als einen Akt der Freundschaft nachempfindet.

Ja, Maria von Magdala war eine Freundin Jesu.
Die Freundin Jesu?
Sicher, denn wäre sie sonst an diesem Tag zum Grab gegangen, um Jesus zu salben?

Maria Magdalena gehört zu der Frauengruppe, die Jesus begleitet hat.
Wir erfahren in den Evangelien nur wenig Persönliches über sie:
sie stammt aus Magdala, einem Dorf am See Genezareth. Jesus hat sie geheilt, von einer schweren, vielleicht psychischen Erkrankung. Maria Magdalena folgt als Jüngerin Jesus nach und unterstützt ihn bei seiner Verkündigung, materiell und ideell. Sie geht mit ihm den Weg. Sie steht unter dem Kreuz (Joh 19,25) und weint. Das ist für sie aber noch nicht das Ende ihrer Beziehung zu Jesus, denn sie geht zum Grab um ihn mit wohlriechenden Ölen einzureiben. Sie will wenigstens das festhalten, was ihr geblieben ist von dieser Beziehung: die Verehrung des toten Jesus.

In allen Evangelien ist diese Szene beschrieben!

Was sie am Grab durchlebt, lässt sich als ein Prozess von Trauerbewältigung lesen:
Am Anfang stehen ihr Schmerz und ihre Trauer:
Sie lässt ihren Tränen freien Lauf.
Sie stellt sich dem Dunklen und beugt sich in das Grab hinein.

Sie spricht aus, was sie belastet.

Und sie wird für ihre Treue zu Jesus „belohnt“. Er spricht mit ihr und im Dialog mit dem Auferstandenen begreift sie Schritt für Schritt, dass sich die Beziehung zu ihrem toten Freund verändern muss. Sie kann sich umwenden und eine neue Perspektive gewinnen.

Sie erkennt ihren Freund, sie erkennt Jesus. Er ist nicht mehr tot, er lebt!!!

Er hat die Mauer des Todes aufgebrochen und lebt!
Er hat das Leid durchbrochen und die alten Strukturen gesprengt.
Er ist wahrhaft auferstanden! Was für eine Sensation!

Lassen wir uns von dieser Begegnung am Grab anrühren!

Stellen wir uns vor, wir wären zum Grab unseres Freundes gegangen und dürften in unserer Trauer erleben, dass er uns gegenübersteht und mit uns spricht!

Es ist heute die Frage an uns, wie damals an Maria von Magdala: Wie viel traue ich dieser Botschaft zu? Maria von Magdala hat auch gezögert. Aber als Jesus sie beim Namen nennt, erkennt sie: Ja er ist es! Und sie vertraut ihm! Sie vertraut ihm wie sie es immer getan hat und sie ist in der Lage, Schritte zurück ins Leben zu tun und wieder eine Zukunft zu sehen.

Und dann? Dann schickt Jesus sie zu seinen Jüngerinnen und Jüngern.

Jesus schickt sie vollmächtig als seine Gesandte, wörtlich „Apostelin“. Sie erfüllt den Auftrag des Auferstandenen und wird zur „Apostelin der Apostel“, wie Augustinus sie nennt. Oder wie Papst Franziskus 2016 feierlich erklärt hat: Sie ist als Apostelin den anderen Aposteln gleichgestellt.

Sie ist Zeugin des auferstandenen Christus und verkündet die Botschaft von der Auferstehung des Herrn wie die übrigen Apostel. Maria von Magdala am Ostermorgen ermutigt also zum Glauben an den Auferstandenen und ermutigt zur Verkündigung dieser Auferstehung.

So wollen auch wir uns von Maria von Magdala berühren lassen wie die alte Dame und es Maria Magdalena gleich tun und nicht zögerlich und zweifelnd am Grab stehen bleiben, sondern wie sie die Botschaft verkünden, dass Jesus Mauern aufgebrochen hat und dass aus diesen aufgebrochenen Mauern neues Leben wachsen kann. Frieden, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Wertschätzung, Liebe und all das, was Jesus vorgelebt hat, soll weiterleben – in uns und durch uns!

Lassen Sie uns also heute und an allen Tagen mit dem Auferstandenen aufbrechen, Mauern durchbrechen und voller Hoffnung und Zuversicht leben. Halleluja, Jesus lebt, er ist wahrhaft auferstanden!

Fürbitten

Auf die Fürsprache der Heiligen Maria Magdalena tragen wir unsere Fürbitten vor Gott.

Wir bitten, dass wir uns wie Maria Magdalena
immer neu faszinieren lassen von Jesus,
von seinen Worten, seiner Botschaft und seinen Zeichen.

Wir bitten, dass wir wie Maria Magdalen treu bleiben
auf unserem Lebens- und Glaubensweg.

Wir bitten, dass wir wie Maria Magdalena von unserem Glauben,
unserem Hoffen, unserem Leiden und Lieben sprechen.

Wir bitten, dass wir wie Maria Magdalena mutig
unseren Glauben als Zeuginnen und Zeugen leben.

Wir bitten, dass unsere Kirche Frauen den Zugang
zu allen Diensten und Ämtern öffnet
so wie Jesus selbst Maria Magdalena zur Apostelin erwählt hat.

Lied: Melodie: Das ist der Tag GL 329

  1. O Wort der Liebe, Gottes Sohn,
    für deine Liebe sei gelobt,
    die heute Magdalena ruft
    in grenzenloser Herrlichkeit.

  2. Du heiltest sie von ihrer Not,
    da wurde ihre Liebe groß.
    Sie folgte dir auf deinem Weg
    von Anbeginn bis in den Tod.

  3. Am Ostermorgen weinte sie
    und suchte dich im leeren Grab.
    Du aber sandtest sie hinaus
    zu künden, dass du für uns lebst.

  4. Wahrhaftig, ja du lebst für uns;
    dein Herz kennt unser aller Last.
    Wir danken dir, o Jesus Christ,
    für deine Liebe grenzenlos.

Schlussgebet

Auferstandener, lebendiger Gott und Jesus,
die heilige Maria Magdalena durfte dich sehen
und als Erste den Jüngern die österliche Freude verkünden.

Du bist ihr erschienen und erscheinst auch uns heute und an allen Tagen.

Wir danken dir, dass du die Mauern des Todes für uns durchbrochen hast
und auferstanden bist, um mit uns zu leben.
Wir danken dir, dass du durch deine Auferstehung
uns zum Bruder geworden bist, der uns begleitet.

Wir wollen dich und die Auferstehung verkünden und dich preisen und ehren.

Dazu segne uns heute an diesem Festtag deiner Auferstehung.
Damit wir kraftvoll und hoffnungsvoll mit dir in die Zukunft gehen können.

Segne uns im Namen des Vaters und der Mutter
und im Namen unseres auferstandenen Bruders
und im Namen der Heiligen Geistkraft. Amen.

Auferstehung

Und wenn am Ende der Passionszeit

wirklich die Auferstehung steht?

Wenn nach Verrat, Leid und Tod

tatsächlich ein neues Licht jegliche Finsternis vertreibt,

alte, überholte Herrschaftsstrukturen überwindet

und die Liebe zur obersten Handlungsmaxime erhebt?

Dann gibt es kein Zurück und nichts gilt mehr wie davor.

Dann findet auch heute Auferstehung statt, mitten in meinem Herzen!

 

Und wenn am Ende der Coronakrise

wirklich ein Neuanfang steht?

Wenn nach Unsicherheit, Angst und Krankheit

tatsächlich ein neues Bewusstsein jegliche Ignoranz vertreibt,

alte, überholte Handlungsmuster aufbricht

und das Mitgefühl mit allem Leben zum Maßstab erhebt?

Dann gibt es kein Zurück und nichts gilt mehr wie davor.

Dann findet heute Wandlung statt, mitten in meinem Leben!

Helge Burggrabe

06.04.2023

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