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145. Gemeindebrief zum 30.04.2023

Einführung zum 4. Sonntag in der Osterzeit

Vor einigen Wochen war in unserem Ort eine Schafherde zu Gast.
Sie weidete auf den Wiesen und Feldern rund um das Dorf und ich freute mich über dieses Bild aus längst vergangenen Tagen. Auf meiner Morgenrunde durchs Feld hörte ich mit einem Mal lautes Blöken, Bellen und Getrappel hinter mir. Ich flüchtete mich in einen Hofeingang und erwartete gespannt die Herde. Voran schritt mit großen, ruhigen Schritten der Schäfer in seinem langen Mantel. Er grüßte freundlich. Ihm folgten 2 muntere Ziegen und mit etwas Abstand dann das große „Schafmeer“. Die Schafe liefen dicht an dicht, wer nicht so schnell mitkam, wurde geschubst. Einige drängelten ein wenig nach links oder rechts, doch wurden sie von den anderen Schafen immer wieder weiter nach vorne getrieben. Auch der Hund tat seine Pflicht und scheuchte jedes Schaf, das nicht nah genug bei der Herde blieb, wieder in die richtige Richtung.

Unwillkürlich kam mir ein Gedanke:

Ich möchte kein Schaf sein!

Ich möchte nicht so mitrennen müssen, von anderen angetrieben werden, immer nur in eine Richtung laufen müssen und dabei nicht mal nach rechts und links schauen dürfen …

Hildegard Ziemons
Mitglied der Pfarrbriefredaktion und bei Maria 2.0
pgr@dormagennord.de

1. Lesung: Apg 2,14a.36–41

Lesung aus der Apostelgeschichte

Am Pfingsttag trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel:
Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?
Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.

Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht! Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.

2. Lesung: 1 Petr 2,20b–25

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus

Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.

Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war keine Falschheit. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit.

Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Hüter eurer Seelen.

Evangelium: Joh 10,1–10

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Amen, Amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.
Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, Amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Gedanken zum Evangelium

Im heutigen Evangelium geht es auch um Schafe und den Hirten.

Aber hier sind es nicht Schafe, die scheinbar willenlos ihrem Anführer folgen, sondern Jesus beschreibt sich als den „guten Hirten, der seine Schafe – also uns Menschen – nicht im Stich lässt, der alle mit Namen kennt, sie begleitet und Türen öffnet in Räume, wo sie Schutz und Ruhe finden können.

Zugegeben, das Bild der Menschen als Schafherde ist heute weder beliebt noch zeitgemäß!
Und auch im Evangelium hören wir, dass die Menschen Schwierigkeiten hatten, den Sinn dessen zu verstehen, was Jesus mit diesem Bild eigentlich sagen wollte.

Dieses Bild bedarf also einer Erklärung und Jesus liefert sie mit seinem Schlusswort: „Ich bin gekommen, damit sie (die Menschen) das Leben haben und es in Fülle haben.“ Genau darum geht es also: Jesus ist da, um uns den Weg zum Leben in Fülle zu zeigen, uns auf diesem Weg zu begleiten und dafür zu sorgen, dass wir dieses Ziel auch erreichen.

Doch, was bedeutet denn dieses „Leben in Fülle“ genau?  Was stelle ich mir unter einem „Leben in Fülle“ konkret vor?

Dass es mir gut geht?
Dass es meiner Familie gut geht?
Dass ich gesund bin, ein gesichertes Einkommen habe,
ein Dach über dem Kopf, Freunde?
Dass ich Urlaub machen kann, wo ich will?

Sicherlich hat da jeder eine andere Vorstellung von dem, was das Leben in Fülle ist, aber wir ahnen, dass es hier nicht um die kurzfristige Erfüllung unserer Wünsche geht.

Wenn Jesus im Evangelium vom heutigen Sonntag dieses starke Bildwort von den Schafen und ihrem Hirten benutzt, dann geht es ihm nicht nur um die Bodenständigkeit, die ihn mit dem einfachen Volk verbindet, sondern er fordert mit seinen Ansagen die Gesellschaft bist in ihre höchsten Spitzen heraus, denn er berührt die Frage von Führungsmacht.

Die angeblichen Hirten entlarvt er als Eindringlinge, als Räuber und Diebe, die gekommen sind um zu stehlen und zu vernichten. An den Schafen sind sie nicht interessiert.

Die Schafe aber schenken ihnen kein Gehör. Sie sind keine dümmlich blökenden Naivlinge! Sie haben aufmerksame Ohren, um die Stimmen zu unterscheiden und die fehlende Liebe wahrzunehmen.

Bei Jesus ist das anders. Jesus ist der gute Hirt, der legitime Hüter der Herde, den die Wächter in den Stall einlassen, der seine Schafe kennt und sie einzeln beim Namen nennt. Und die Schafe kennen seine Stimme, sie vertrauen und folgen ihm, weil sie wissen, dass er sie nicht im Stich lässt.

Und wir? Was erwartet uns, wenn wir Jesus folgen?

Neue ungewohnte Wege tun sich auf, wenn wir durch die Tür gehen, die Jesus selber ist. Sie künden von der Fülle des Lebens, die Jesus verheißt und an der wir schon hier auf Erden anfanghaft teilhaben dürfen.

Wie verletzlich wir als Einzelne und als Gesellschaft sind und wie dringend wir gute Hirtinnen und Hirten brauchen, erfahren wir gerade jetzt in den großen Krisen hautnah.
Lassen wir uns in diesen Zeiten, in denen plötzlich vieles weggebrochen ist, inspirieren und leiten vom guten Hirten Jesus Christus, den weder Tod und verschlossene Türen noch sonst etwas davon abhalten können, uns tröstend und stärkend nahe zu sein.

Bleiben wir auch zusammen im Gebet!

Inspiriert von: „Frauen verkünden das Wort“
Katrin Bockmöller/ Aurica Jax (Hrsg.)
Angela Repka: „Gute Hirtinnen und Hirten gesucht“

Fürbitten

Einleitung

Jesus ist die Tür, durch die wir ein Leben in Fülle erlangen.
Wenn wir seinem Ruf folgen, erfahren wir Ermutigung auf unserem Weg.
Bitten wir ihn für alle, die Trost und Stärkung suchen:

Bitten

1. Für alle, die sich vor ihrer Zukunft ängstigen;
für alle, die ihre Arbeit verloren haben;
für alle, die aus ihrer Heimat fliehen müssen;
für alle, die von Hunger und Armut bedroht sind;

kurze Stille – V: Lebendiger Christus – A: Du bist die Tür zum Leben.

2. Für alle, die für ihre guten Ziele eintreten oder kämpfen;
für alle, die auch negative Auswirkungen für sich ertragen.

kurze Stille – V: Lebendiger Christus - A: Du bist die Tür zum Leben.

3. Für alle, die sexualisierte Gewalt erlebt und erlitten haben
oder kirchlichen Machtmissbrauch ertragen mussten;
für die Vielen, die für ihr Leben geschädigt sind,
und die Menschen an ihrer Seite.

kurze Stille – V: Lebendiger Christus – A: Du bist die Tür zum Leben.

4. Für alle, die in diesen Wochen durch Taufe, Kommunion und Firmung
in unsere Glaubensgemeinschaft aufgenommen werden;
für alle, die anderen helfen, Gottes Spuren in der Welt
und im eigenen Leben zu erkennen.

kurze Stille – V: Lebendiger Christus – A: Du bist die Tür zum Leben.

5. Für alle, die andere ermutigen, neue Wege im Glauben zu wagen;
für alle, die statt aufzugeben einen neuen Anlauf nehmen.

kurze Stille – V: Lebendiger Christus – A: Du bist die Tür zum Leben.

6. Für alle, die an das letzte Ufer ihres Lebens gelangen;
für alle, die Sterbende und / oder Trauernde begleiten.

kurze Stille – V: Lebendiger Christus – A: Du bist die Tür zum Leben.

Schluss

Für sie alle und in unseren persönlichen Anliegen
rufen wir dich an, Christus;
du bist uns die Tür zum Gott des Lebens.
Wir preisen den Vater durch dich im Heiligen Geist. Amen

28.04.2023

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