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148. Gemeindebrief zum 21.05.2023

Einführung zum 7. Sonntag in der Osterzeit

„Es geht wieder aufwärts“.
Das antworte ich schon mal auf die Frage, wie es mir geht.
Wenn sich zum Beispiel ein Bekannter erkundigt,
ob es mir nach einer Erkrankung wieder besser geht.

Bei Jesus ist es auch gerade „aufwärts gegangen“.
Am Donnerstag haben wir es gefeiert: Christi Himmelfahrt.
Und es ist sogar schon das zweite Mal, dass es für Jesus „aufwärts gegangen“ ist. Das erste Mal war es seine Auferstehung vom Tod: Ostern.

Dass es mir nach einer Erkrankung wieder besser geht, wird mein Bekannter wahrscheinlich erfreut hören. Dass er mich bei dieser Antwort ungläubig ansieht, ist eher nicht zu erwarten. Wenn ich ihm allerdings erzählen würde, dass ich an Jesu Auferstehung glaube, an seine Himmelfahrt und ein ewiges Leben bei Gott und ich auch für meine Lieben und mich an ein ewiges Leben nach dem Tod glaube, könnte er mich schon eher irritiert ansehen.
Eine verständliche Reaktion eigentlich.
Auch der Apostel Thomas konnte nicht an etwas glauben, was er nicht selbst gesehen bzw. erfahren hat.

Ja, und ehrlich gesagt stelle ich mir auch immer wieder die Frage:
Wie kann ich das verstehen?
Glaube ich das wirklich?

Bei allem Suchen und Fragen freue ich mich dann sehr über gute Gespräche, Predigten, Impulse, Gebete, Lieder, die mir vielleicht helfen können, Gottes Spuren in meinem Leben zu erkennen. Auch die heutige Frohe Botschaft enthält einen besonderen Satz, der mich zu einem neuen, hoffnungsvollen Gedanken führt.

Ralph Bergande
Mail: pgr@dormagennord.de

1. Lesung: Apg 1, 12 - 14

Lesung aus der Apostelgeschichte:

Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.

Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben:
Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philíppus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelót, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

2. Lesung: 1 Petr 4, 13 – 16

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus:

Schwestern und Brüder!

Freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt;
denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln.

Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen;
denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch.

Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein,
weil er ein Mörder oder ein Dieb ist,
weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt.

Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen,
sondern Gott darin verherrlichen.

Evangelium: Joh 17, 1 – 11a

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte:
Vater, die Stunde ist gekommen.
Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht!
Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben,
damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.
Das aber ist das ewige Leben:
dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und den du gesandt hast, Jesus Christus.

Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war!

Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt.
Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.
Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen.
Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.
Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.
Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht.
Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.

Gedanken zum Evangelium

Rückblick: Ostern 2023, noch gar nicht so lange her.

Auferstehungsfeier in St. Odilia, Gohr.

Was für ein berührendes, bewegendes und erhebendes Erlebnis, diese von einigen Gemeindemitgliedern in monatelanger Arbeit vorbereitete Glaubensfeier!

Anschließend auf dem kurzen Weg zum gemeinsamen Frühstück im Pfarrheim steht die Morgensonne noch tief über dem Wald. Und dann, zwischen Brötchen und bunten Ostereiern, wird sie auf einmal ausgesprochen, die Frage, die mich in dieser besonderen Osterstimmung trifft und bis heute immer wieder beschäftigt: „Glaubst Du das wirklich?“

Nicht rhetorisch oder mitleidig oder sogar spöttisch.
Sondern im Gespräch eher an sich selbst gerichtet.
Glaube ich das wirklich?
Was glaube ich wirklich?
Glaube ich wirklich an die Auferstehung?
Die von Jesus und die uns allen versprochene?
Glaube ich wirklich an ein Leben nach dem Tod?
An das ewige Leben?

Tja, und so bin ich auf einmal mittendrin in einem richtig guten Gespräch. Über das, worum es ja gerade ging, in dieser besonderen Auferstehungsfeier. Wenn ich zu meiner Gesprächspartnerin und zu mir selbst ehrlich sein will, dann sind diese Fragen nicht leichtfertig zu beantworten. Denn es geht ja nicht darum, anerzogene Glaubenssätze zu wiederholen, sondern mir selbst darüber klar zu werden, was ich wirklich glauben kann.

Vor diesem Hintergrund komme ich jetzt zum heutigen Evangelium.
Da gibt Johannes wieder, was Jesus gebetet haben soll: „Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.“
Da habe ich sie nun: Eine Beschreibung des ewigen Lebens. Keine leichte allerdings. Kann ich daran glauben? Was heißt das, „Gott erkennen“? Viele Gedanken schießen mir dazu durch den Kopf. Und dann stoße ich in meiner Zeitung auf ein Gespräch mit dem Theologen Georg Essen, Direktor des Zentralinstituts für Katholische Theologie der Humboldt-Universität zu Berlin:

„Was hat mich eigentlich in Lebenskrisen wirklich getragen, wenn wirklich kein Ende in Sicht war, kein Licht am Ende des Tunnels?...Ich kann es nicht gewesen sein. Ich habe mich selbst mehrfach in meinem Leben als sehr schwach und vor allen Dingen sehr angstbesetzt erfahren…Und dann gib es einige Religionen, die diesen tragenden Grund „Gott“ nennen“.

Vielleicht ist diese Überlegung ja das, was Jesus mit „Gott erkennen“ gemeint hat. Dass ich nicht alles selbst bewältigen kann oder muss, und dass das, was mir geholfen hat, was mich getragen hat, eben nicht bloß ein Zufall gewesen ist. Sondern dass Gott mich getragen hat, mich trägt. Ich glaube, wenn ich diesen Gedanken, dieses Vertrauen zulassen kann, dann fange ich an, die Blockade der Vernunft ein wenig zu durchbrechen und „Gott zu erkennen“. Und damit hat das ewige Leben vielleicht tatsächlich schon jetzt begonnen. Und auf unseren unausweichlichen Tod folgt wirklich die Auferstehung, und das ewige Leben geht danach, auf positiv überraschende Weise, weiter. Was für eine frohe Botschaft!

Fürbitten

Guter Gott,
unser Glaube liegt zwischen hoffnungsvollem Vertrauen
und hinterfragender Vernunft.

Wir bitten

  1. Für alle, die glauben wollen.
    Lass sie Dich erkennen!

  2. Für alle, die zweifeln.
    Lass sie Dich erkennen!

  3. Für alle, die angesichts der täglichen Nachrichten von Gewalt
    und Friedlosigkeit Deine Wege nicht verstehen.
    Lass sie Dich erkennen!

  4. Für alle, die leiden oder Leid erfahren haben.
    Lass sie Dich erkennen!

  5. Für alle, die sich ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt
    gegenüber rücksichtslos verhalten.
    Lass sie Dich erkennen!

  6. Für alle, die trauern.
    Lass sie Dich erkennen!

Guter Gott, wir vertrauen darauf,
dass Du der tragende Grund unseres Lebens bist.
Schon jetzt und für immer. Amen.

19.05.2023

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