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157. Gemeindebrief zum 23.07.2023

Gemeindebrief zum 16. Sonntag im Jahreskreis  -  Einführung

Paulus schreibt vor seiner Reise nach Rom der dortigen Gemeinde einen Brief.
Darin breitet er seine Lehre aus, damit die Gemeinde sich auf seinen Besuch geistlich vorbereiten kann. In dem Textausschnitt des heutigen Sonntags sagt er "Wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen", und er spricht uns zu, dass sich der Geist unserer Schwachheit annimmt und für uns eintritt.

Meine Praxis des Betens gründet auf dem, was ich von meiner Großmutter und meiner Mutter und im katholischen Internat erfahren habe. Dies ist für mich, seit ich erwachsen geworden bin, kein tragender Grund mehr.
Ich stehe heute so hilflos da, wie Paulus es formuliert, und ich hoffe darauf,
dass der Geist sich meiner Schwachheit annimmt.

Hans-Jürgen Oeynhausen

Mail: hans-juergen@oeygohr.de

Kyrie-Litanei

Gott,
wir wissen oft nicht, worum wir beten sollen
und was gut und richtig für uns und andere ist:

            Herr, erbarme dich.

Gott,
schenke uns den Geist,
der uns in alle Wahrheit einführen und leiten will:

            Christus, erbarme dich.

Gott,
dein Heiliger Geist tritt für uns ein und lehrt uns,
uns als Geschöpfe deiner Schöpfung zu begreifen:

            Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast.

Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.

Amen.

Erste Lesung Weish 12,13.16–19

Lesung aus dem Buch der Weisheit.

Es gibt keinen Gott, Herr, außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich alles schonen.
Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die anmaßende Auflehnung.
Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Schonung; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst.

Antwortpsalm

Kehrvers: Du, mein Herr, bist gut und bereit zu vergeben. – GL 517

Du, mein Herr, bist gut und bereit zu vergeben,
reich an Liebe für alle, die zu dir rufen.
Vernimm, Herr, mein Bittgebet,
achte auf mein lautes Flehen! – Kv

Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen
und sich niederwerfen, mein Herr, vor deinem Angesicht,
sie werden deinen Namen ehren.
Denn du bist groß und tust Wunder,
nur du bist Gott, du allein. – Kv

Du, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott,
langsam zum Zorn und reich an Huld und Treue.
Wende dich mir zu und sei mir gnädig,
gib deinem Knecht deine Stärke
und rette den Sohn deiner Magd! – Kv

Zweite Lesung Röm 8,26–27

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!

Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.
Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen;
der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist.
Denn er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.

Ruf vor dem Evangelium

Halleluja. Halleluja.

Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.

Halleluja.

Evangelium Mt 13,24–43

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war. Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war.

Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!

Gedanken zum Evangelium

In seinem Gleichnis setzt Jesus nicht auf das schnelle Eingreifen, sondern auf Geduld und Gelassenheit. Eine Situation soll erst mal zur Reife gelangen. Dann ist es leichter, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden und zu trennen. Dieses Abwarten ist beim Gegenüber von Weizen und Unkraut gut hinnehmbar. Aber die deutsche Übersetzung verflacht den Gegensatz. Jesus hat, wenn wir den griechischen Urtext dazu nehmen, den Gegensatz zwischen Weizen und Unkraut wesentlich schärfer ausgeprägt. Dort ist die Rede nicht vom Unkraut, sondern vom "Lolch", dem "Weidelgras" (im griechisch Text: ζιζάνιον ausgesprochen: Zizánion). Diese Pflanzenart enthält ein Nervengift, das die Weidelgras-Taumelkrankheit auslöst und bei entsprechender Dosis tödlich wirkt. Martin Luther war der erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Weil das Weidelgras damals in Mitteleuropa nicht bekannt war, hat er den Begriff Unkraut gewählt, der dann Eingang in die mitteleuropäischen Übersetzungen fand. Jesus predigt also Geduld und Gelassenheit nicht gegenüber Unkraut, sondern gegenüber Giftpflanzen, die zwischen dem Weizen wachsen. Diese bis zur Ernte wachsen zu lassen, erfordert schon mehr Mut, als wenn es sich nur um Unkraut handelt.

Auch ein anderes Gleichnis fordert uns zu Geduld auf. Es ist das Gleichnis vom barmherzigen Vater (vom verlorenen Sohn). Der Vater wartet geduldig, bis der Sohn seine Reifung durchlaufen und durchlitten hat. Der Sohn muss schmerzhaft lernen, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden.

Die Erklärung, die Jesus zu seinem Gleichnis gibt, stellt auch einen Anspruch an uns als Gemeinde und an uns als Kirche. Wir sollen Geduld und Gelassenheit üben, bis zur Ernte warten und immer mit der Möglichkeit rechnen, dass – wie beim verlorenen Sohn – eine Umkehr stattfindet. Heißt das in letzter Konsequenz auch, dass es uns als Gemeinde und als Kirche nicht zusteht, Menschen aus unserer Gemeinschaft auszuschließen oder an den Rand zu drängen?

Allgemeines Gebet (Fürbitten)

Herr und Gott, in unserer Ungeduld und dem Bemühen, alles schon jetzt ändern zu wollen, vergessen wir oft, auf deine Gnade zu vertrauen. Wenn wir dir jetzt unsere Anliegen vortragen, so bitten wir dich nicht, dass du unsere Wünsche und Pläne erfüllst.

Gib uns die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können,
und den Mut, tätig zu werden, wo dies möglich ist,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  • Für die Einheit der Christen, die oft daran scheitert, dass jeder meint,
    allein den wahren Glauben zu kennen und zu besitzen.

Wir rufen zu dir:
Herr, sende uns den Geist der Unterscheidung

  • Für die Menschen in den politischen Parteien in unserem Land,
    die oft versucht sind, mehr durch Abwerten der Anderen
    als durch eigene Ideen und Vorhaben unser Verhalten zu steuern.

Wir rufen zu dir:
Herr, sende uns den Geist der Unterscheidung

  • Für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind,
    um Geduld und Einsicht im Umgang mit Situationen,
    wo wir an die Grenzen unseres Könnens geraten.

Wir rufen zu dir:
Herr, sende uns den Geist der Unterscheidung

  • Wir gedenken auch unserer Verstorbenen.
    Sie sind jetzt bei dir im ewigen Licht und Frieden.

       Stille 

Herr, wir legen unser Heil vertrauensvoll in deine Hände
und loben und preisen dich jetzt und alle Zeit.
Amen.

Quellen:
Kyrie, Allgemeines Gebet (Fürbitten) nach Vorlagen der Steyler Missionare
Tagesgebet nach Vorlage des Messbuches

21.07.2023

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