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158. Gemeindebrief zum 30.07.2023

Siebzehnter Sonntag im Jahreskreis am 29.07./ 30.07.2023

Einführung

An diesem Sonntag haben wir Zeit (hoffentlich), uns neu auszurichten und den Blick von Gott in den biblischen Erzählungen weiten zu lassen.

Manche Fragen werden wohlmöglich unser Denken bestimmen:
Was ist gerade wichtig in meinem Leben?
Worum kreisen meine Gedanken?
Was nimmt mich in Beschlag?

Eingeladen sind wir, das Kostbare von Unwichtigem unterscheiden zu lernen und neu zu erfragen, was unser Leben im Tiefsten trägt und hält.

Klaus Koltermann, Pfarrer

Telefon: 02133 91591
Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

Erste Lesung 1 Kön 3, 5.7–12 Lesung aus dem ersten Buch der Könige.

In jenen Tagen erschien der Herr dem Sálomo nachts im Traum und forderte ihn auf:
Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!
Und Sálomo sprach: Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein. Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast:
einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann.

Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz,
damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!

Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?
Es gefiel dem Herrn, dass Sálomo diese Bitte aussprach.
Daher antwortete ihm Gott:
Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.

Gedanken zur Lesung aus dem Buch der Könige

Wer kennt sie nicht: Die gute Fee im Märchen: Drei Wünsche hast du frei! Dieses Märchen gibt’s in tausend Variationen, doch man weiß von vornherein, wie es ausgeht: Die Leute wünschen sich manchmal so verrückte, sinnlos, überflüssige Sachen, dass sie am Ende mit schöner Regelmäßigkeit wieder im Elend ihrer alten Probleme landen. Nichts hat sich geändert. Wenn Sie jetzt einen Wunsch hätten, von dem Sie wissen: Er geht sicher in Erfüllung - was würden Sie wählen? Dass ich gesund bleibe, wird der eine sagen; dass uns der Friede erhalten bleibt, jemand anderer. Ein langes Leben, Erfolg im Beruf, ein gutes, erträgliches Auskommen, eine glückliche Familie, dass aus den Kindern was wird, dass ich immer ein paar Freunde habe, die zu mir stehen. All das sind sehr löbliche Dinge, die sicher wichtig sind!

Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll, so fordert Gott den König Salomo auf. Der ist gerade König geworden. Er ist jung und unerfahren (der hebräische Text sagt wörtlich: „ein kleiner Junge“), er fühlt sich seiner Aufgabe fast nicht gewachsen.

Und was wünscht er sich? Er erbittet sich ein „hörendes Herz“, er erbittet die Fähigkeit, das Gute vom Bösen unterscheiden zu können. Das Gute und das Böse: Das ist hier in einem sehr umfassenden Sinn zu verstehen: Salomo erbittet sich die Weisheit, das Richtige zu tun, die richtigen Entscheidungen treffen zu können, zum Wohl der ihm anvertrauten Menschen. Salomo wird hier sympathisch dargestellt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der wirkliche Salomo hat diesem Idealbild keineswegs immer entsprochen! Dieser Text zeichnet ein sehr idealisiertes Bild von Salomo. Unser Text sagt, wie ein König sein sollte. Aber: solche Ideale und Leitbilder sind notwendig!

Für das Volk, für die Menschen ist der König bestellt - ein Leitbild, an dem sich alle Regierenden und alle Mächtigen bis heute messen lassen müssen! Wahre Regierungskunst besteht darin, das Richtige für die Menschen zu tun. Wie weit ist auch unsere Politik oft von einem solchen Ideal entfernt! Neulich las ich in der Zeitung, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht. Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher - Wo ist die Politik, die hier wirksam gegensteuert?

            Salomo erbittet sich von Gott ein hörendes Herz, ein sensibles Gewissen, die Fähigkeit zur richtigen Entscheidung. Ein hörendes Herz: Dieses originelle Bild meint die innere Fähigkeit, bei allen Entscheidungen vor allem auf Gott zu hören. In diesem biblischen Bild kommt die Überzeugung zur Sprache: Vieles mag uns in unserem Leben wichtig sein. Entscheidend ist das eine: ein Herz, das auf Gott hört. Das ist entscheidend, dass er die Mitte unseres Lebens ist, dass er unser Handeln und unsere Lebensziele bestimmt.

Ein bisschen altmodisch ist das, wird vielleicht mancher denken, und Hand aufs Herz: Wer von uns könnte sich ehrlicherweise sagen: Ja, Gott steht ganz und gar im Mittelpunkt meines Lebens. Ich versuche, mein Leben von ihm her zu sehen, meine Entscheidungen im Hören auf sein Wort zu treffen.

Es täte uns gut, würden wir uns mit König Salomo vor allem dieses für unser Leben wünschen: Weisheit. Ein Herz, das auf Gott hört, das mit ihm in lebendiger Verbindung steht. Dann hätten wir vermutlich einen festen Halt, in gesunden und in kranken Tagen, in Erfolg und Misserfolg, im Leben und im Sterben.

Pastor Klaus Koltermann

Zweite Lesung Röm 8, 28–30 Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!

Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, die gemäß seinem Ratschluss berufen sind;
denn diejenigen, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei.

Die er aber vorausbestimmt hat,
die hat er auch berufen,
und die er berufen hat,
die hat er auch gerecht gemacht;
die er aber gerecht gemacht hat,
die hat er auch verherrlicht.

Evangelium Mt 13, 44–52 Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war.
Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.
Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen.
Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.
So wird es auch bei dem Ende der Welt sein:
Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Habt ihr das alles verstanden?
Sie antworteten ihm: Ja.
Da sagte er zu ihnen:
Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

Fürbitten – 30. Juli 2023, 17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

(Einladung)

Gott hält seinen Getreuen die Treue.
Für alle, die Gott lieben soll ihr Weg zum Guten führen.
Deshalb dürfen wir mit unseren Sorgen und Nöten zu ihm kommen:

(Bitten:)

  1. Wir bitten für alle, die durch Waldbrände und Hitze,
    durch Starkregen, Sturm und Gewitter verletzt werden oder sterben –
    in Südeuropa, Nordafrika und weltweit;
    für alle, die durch Feuer und Unwetter ihre Lebensgrundlagen verlieren;
    für alle, die in Katastrophen helfen und dabei selbst in Gefahr geraten;
    und für alle, die auch bei uns unter extremer Trockenheit und Hitze leiden.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  2. Wir bitten für alle, die weltweit in Not geraten,
    weil das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine aufgekündigt ist;
    für alle, die unter Hunger leiden;
    und für alle, die nach Wegen suchen,
    damit Menschen überall satt werden können.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  3. Wir bitten für alle, die in der Ukraine und weltweit
    unter Krieg und Terror leiden;
    für alle, die den Menschen in Kriegsnot helfen,
    und für alle, die sich um politische Lösungen bemühen.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  4. Wir bitten für die Menschen und die Natur,
    die durch den Brand des Autofrachters in der Nordsee gefährdet sind;
    für alle, die dort helfen, um den Schaden zu begrenzen;
    und für alle Verantwortlichen weltweit,
       die Transportwege über die Meere sorgfältig planen.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  5. Wir bitten für alle, die sich in Israel und überall auf der Welt
    um den Erhalt der Demokratie sorgen und sich dafür einsetzen;
    für alle, die in gesellschaftlichen und politischen Konflikten
    wertschätzend miteinander umgehen;
    und für alle, denen das noch besser gelingen sollte.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  6. Wir bitten für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen,
    auf dem Weg zum Weltjugendtag nach Lissabon,
    die sich bereichernde Begegnungen wünschen;
    für alle, die die Veranstaltungen organisieren und Gastfreundschaft schenken;
    und für Papst Franziskus,
    der zu diesem Fest nach Portugal eingeladen hat.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

  7. Wir bitten für alle,
    die von Ferienreisen zurückkehren nach Hause und in ihren Alltag;
    für alle, die ihre Ferien zuhause verbracht haben;
    und für alle, die in den kommenden Wochen verreisen
    oder zuhause Erholung und Abwechslung suchen.
    (Kurze Stille) V: Guter Gott, A: erhöre die Bitten deines Volkes.

Schlussgebet

Guter Gott,
wir vertrauen darauf,
dass du uns in den Nöten unseres Lebens beistehst
und unsere Bitten erhörst.
Wir danken dir für deine Liebe und Treue
und loben dich jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

Autorin: Judith Schütz, Kirchheim
judithschuetz@web.de

28.07.2023

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