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159. Gemeindebrief zum 06.08.2023

Einführung zum 18. Sonntag im Jahreskreis A

Vor einiger Zeit hörte ich auf WDR 5 einen Beitrag mit dem Titel „Taborstunden für die Politik“.
Ich war sehr gespannt, was „Taborstunden“ sein sollten.
Pfarrer Stefan Jürgens aus Münster klärte auf:

„Was so eine Taborstunde – so nenne ich das mal –
für unsere Gesellschaft bedeuten kann?
Von oben hat man eine andere Perspektive.
Man bekommt einen klaren Kopf.
Perspektive ist lateinisch und bedeutet: Durchblick.
Jesus schenkt seinen Jüngern den richtigen Durchblick.
Damit sie das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden können.
Damit sie Kraft haben für die Dunkelstunden des Lebens.

Glauben heißt für mich, diese neue Perspektive zu gewinnen. Die Dinge einmal von oben sehen, in einem anderen Licht. Sozusagen grundsätzlich. Die Besinnung aufs Grundsätzliche ist wichtig, aber sie kann nicht alles sein. Man muss wieder hinuntersteigen, in den Alltag. Wer einmal die richtige Perspektive hat, kann auch die Alltagsprobleme anpacken.

Ich wünsche Ihnen solche Taborerfahrungen. Taborstunden, Höhenflüge, um den Alltag zu bestehen. Die Welt mit den Augen Gottes sehen. Ich wünsche unserer Gesellschaft eine Rückbesinnung auf ihre Grundlagen. Und ich wünsche unseren Politikern mehr Verantwortung für das Gemeinwohl, für die Weltgemeinschaft im Ganzen. Nicht so viel Parteiräson, lieber mehr das eigene Gewissen befragen. Die meisten unserer Politikerinnen und Politiker machen das ja auch sehr gut. Wer aber polarisiert, spaltet die Gesellschaft.
Angst war noch nie ein guter Ratgeber.“

Hildegard Ziemons
Mitglied der Pfarrbriefredaktion und bei Maria 2.0
Mail: pgr@dormagennord.de

1. Lesung: Dan 7,9-10.13-14

Lesung aus dem Buch Daniel.

Ich, Daniel, sah in einer nächtlichen Vision: Throne wurden aufgestellt und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder waren loderndes Feuer. Ein Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz und es wurden Bücher aufgeschlagen. Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.

2. Lesung: 2 Petr 1,16-19

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Petrus.

Schwestern und Brüder!
Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. Denn er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
 Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.

Evangelium: Mt 17,1-9

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein.
Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!

Gedanken zum Evangelium

Es ist eine wundersame, mystische Erzählung, die an diesem Sonntag in den Schriftlesungen angeboten wird: die Verklärung Jesu.

Aber was bedeutet eigentlich „Verklärung“?

Umgangssprachlich verwendet man „Verklärung“ um etwas Schwieriges zu beschönigen. Vieles verklärt sich im Nachhinein, so sagt man und meint, dass Erlittenes im Nachhinein oft freundlicher wirkt, als es war.

Verklärung heißt aber auch – es wird klar, was im Dunkel lag.

Und in diesem Sinne empfinde ich das heutige Evangelium. Es spricht von Verwandlung, von der Sonne auf Jesu Gesicht, von seinen Kleidern, blendend weiß wie das Licht.

Verklärung ist kein Dauerzustand, bleibt aber unvergessen. Ein Moment immenser Klarheit, reiner Freude, ein Augenblick der Ewigkeit. Ein Stück vom Himmel.

Wir hören heute: Jesus nimmt drei Jünger mit auf einen hohen Berg (Berg Tabor?) und vor den Augen der Jünger wird er verwandelt: Jesus erscheint im hellen Licht, dann im Gespräch mit den Freunden Gottes, Mose und Elija und schließlich im Beisein seines himmlischen Vaters, der ihn als seinen geliebten Sohn bezeugt.

Petrus ist fasziniert von diesem Ereignis und er möchte den besonderen Moment für immer festhalten: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen.“
 Er erkennt - ihm wird „klar“ -, dass dieser Jesus wahrhaftig der Sohn Gottes ist.

Doch das, was auf dem Berg der Verklärung aufleuchtet, währt nur kurz. Schnell ist diese Vision wieder vorbei und auf dem Rückweg hinunter ins Tal bittet Jesus seine Jünger, niemandem von diesem Ereignis zu erzählen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Die Jünger können das Erlebte nicht festhalten, weder mit den Händen, vermutlich auch nicht mit den Herzen, denn es folgen verstörende und bedrückende Ereignisse, die sie verunsichern und verängstigen und die das Licht-Ereignis auf dem Berg Tabor in den Hintergrund rücken.

Dennoch gibt es diese lichtvollen Augenblicke, auch in unserem Leben, in denen der Himmel nahe scheint und zu sprechen beginnt. In denen uns etwas „klar“ wird, in denen wir erkennen, was uns vorher nicht bewusst war, in denen wir plötzlich wissen, was zu tun ist.

Auch in unserem Glauben erleben wir solche lichten Momente. Unser Leben kennt Zeiten, wo uns das Glauben leichtfällt, wo wir die Nähe Gottes erahnen und spüren. Gipfelstunden, wo es keine Frage mehr ist, sondern wo uns ganz gewiss ist: Gott existiert, Gott ist da. Seine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns. Freude und Dankbarkeit erfüllen uns dann.

Aber, auch wenn wir feststellen, dass diese kostbaren Momente sich nicht festhalten lassen, weil sie wieder vergessen werden oder im täglichen Einerlei untergehen, sie erzählen vom Auf und Ab unseres Lebens, vom Auf-Gang und Nieder-Gang. Mal sind wir auf dem Gipfel des Berges, mal sind wir in der Ebene.

Wichtig ist, dass die Erinnerung und der Glaube an das Licht auf dem Gipfel uns nicht abhandenkommen, die Hoffnung auf die lichten Momente nicht aufhört.

Halten wir Dunkelheit nicht besser aus, wenn wir um das Licht wissen?
Überstehen wir eine lange Wanderung nicht besser, wenn wir an das ersehnte Ziel denken?
Können wir einen kalten Winter nicht besser ertragen, wenn wir uns auf den warmen Frühling freuen?

Darum ist es wohl ziemlich wichtig, dass wir - wie Petrus - während der guten und tragenden Erfahrungen „Hütten“ bauen, um die Momente zu behüten, um sie zu bewahren, um von ihnen zu zehren.

Lichtvolle Erinnerungen stärken. Sie zu pflegen, sie gut zu beheimaten, sie sich nicht nehmen, zerreden oder zerstören zu lassen, hilft, wenn es drunter und drüber geht, wenn uns Schweres an den Boden drückt.

Auch in unserer gegenwärtigen Kirchenkrise mit leeren Kirchbänken, zunehmenden Austrittszahlen und unbeweglichen Kirchenfürsten befinden wir uns seit längerer Zeit auf einer Talsohle. Aber es gibt diese Lichtmomente, die uns Hoffnung geben können: engagierte Priester und Laien, Jugendliche beim Weltjugendtag, mutige Frauen und Männer, gute Gespräche, gemeinsam geplante Gottesdienste …
Lasst uns Hütten bauen!

Inspiriert von: Andrea Trautmann – Geh und verkündige/
Bernd Mönkebüscher – Weggedanken/ Pater Pius – Predigten

Fürbitten

Im weißen Licht auf dem Berg Tabor wurde Jesus als Gottes Sohn offenbar.
So wie Jesus es ist, so sind auch wir geliebte Kinder Gottes.
Mit allem, was wir auf dem Herzen haben, oder was uns keine Ruhe lässt,
dürfen wir zum himmlischen Vater kommen und bitten:

  1. Wir bitten um Mut und Kraft für alle,
    die in der Verkündigung des Wortes stehen:
    für die Bischöfe, Priester, Diakone und für alle Menschen,
    die uns Gottes Geist und Wirken nahebringen.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  2. Wir bitten für die Eltern,
    die ihren Kindern deine Worte weitergeben wollen
    und für die Lehrer, die sich bemühen,
    ihren Schülern christliche Werte zu vermitteln.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  3. Wir bitten für alle Menschen in der weiten Welt,
    deren Sorgen und Nöte so groß sind,
    dass ihre Gedanken nur noch dem Überleben gelten.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  4. Wir bitten für die Menschen, die getauft sind:
    für alle, die fest in ihrem Glauben stehen, aber auch für die,
    denen der Glaube fremd geworden ist und für alle,
    die von der Kirche enttäuscht sind.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  5. Wir bitten für alle Liebenden,
    für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und für alle,
    die sich in unserer Kirche nicht gleichberechtigt behandelt fühlen.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  6. Wir bitten für alle,
    die uns lenken und leiten und ihre Richtung suchen in deiner Botschaft.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

  7. Wir bitten für unsere Verstorbenen,
    denen wir die Glaubensweitergabe verdanken.
    (kurze Stille) - Guter Gott, zeige dich in deinem Licht!

Herr, unser himmlischer Vater, wir bauen unsere Hoffnung auf das Wort,
das nicht vergeht, auf DEIN WORT.

04.08.2023

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