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162. Gemeindebrief zum 27.08.2023

Einführung

Ein Missionar aus Indien wurde einmal gefragt:
„Wie steht es denn bei euch mit Gandhi?“
Er sagte:
„Wie bei euch im Westen mit Jesus Christus!
Er wird zitiert, verehrt, aber nicht ernst genommen.“

Das Evangelium des Sonntags gehört zu den Texten,
die auch immer wieder gerne zitiert werden.

„Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

„Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.“
Diese Sätze werden immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen und bei vielen Gelegenheiten genutzt.
Und auch der Satz: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ wird gerne „ausgeschlachtet“.
Aber wird er ernst genommen?
Fragen wir uns ernsthaft, wer Jesus heute für uns ist?
Was wir in der heutigen Zeit von ihm halten?

Birgit Linz-Radermacher

Vorsitzende des Pfarrgemeinderates

œMail: pgr@dormagennord.de

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr ist in unserer Mitte. Er ist wirklich unter uns.

Kyrie-Rufe

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Diese Frage stellt Jesus nicht nur seinen Jüngern, sondern heute auch uns.
Für wen halte ich Jesus? Wer ist Jesus für mich?

Herr Jesus Christus, du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du bist der Auferstandene, der Leben schenkt.
Herr, erbarme dich.

Lesung aus dem Buch Jesaja, Jes 22, 19 – 23

So spricht der Herr zu Schebna, dem Palastvorsteher: Ich werde dich von deinem Posten stoßen und dich aus deiner Stellung reißen. An jenem Tag werde ich meinen Knecht Éljakim, den Sohn Hilkíjas, berufen. Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und ihm deine Schärpe fest umbinden.

Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda.

Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter legen. Er wird öffnen und niemand ist da, der schließt; er wird schließen und niemand ist da, der öffnet. Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen

und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.

Wort des lebendigen Gottes für uns.

Dank sei Gott.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom, Röm 11, 33-36

O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!

Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!

Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt?

Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?

Oder wer hat ihm etwas gegeben, sodass Gott ihm etwas zurückgeben müsste?

Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung.

Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Wort des lebendigen Gottes für uns.

Dank sei Gott.

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus, Mt 16, 13-20

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?

Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten.

Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.

Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

Lob sei dir Christus.

Gedanken zum Evangelium

Ist es nicht die Frage schlechthin, die uns Menschen immer wieder umtreibt:

Wer bin ich?

Und da wir Menschen in Beziehungen leben - mit der Familie, mit Freunden, den Kollegen und Nachbarn ist damit auch immer die Frage verbunden: Für wen halten mich die Anderen?

Wie sehen mich die Anderen? Was bin ich für sie? Manchmal fragen wir es uns ängstlich, weil wir in uns bestimmten Situationen unsicher fühlen und Angst haben vor der Meinung der Anderen. Manchmal aber ist es uns auch egal, was andere über uns denken, da wir uns gut fühlen und in diesem Moment nicht auf die Meinung der Anderen angewiesen sind. Aber eigentlich steht diese Frage: Für wen halten mich die Anderen? immer im Raum und bestimmt unser Verhalten.

Wenn Jesus seine Jünger fragt: Für wen halten mich die Menschen?, dann geht es ihm nicht darum, zu erfahren, ob er einen guten Ruf hat, wie die Menschen ihn sehen. Das weiß er und für ihn sind andere Themen wichtig. Er zielt mit seiner Frage vielmehr darauf ab, dass die Jünger überlegen, wie sie ihn sehen. Ihnen fallen da gleich eine Reihe von Vorbildern ein: Johannes der Täufer, Elija, Jeremia …

Aber das ist nicht das, was Jesus erwartet. Er möchte nicht einfach „runtergeleiherte“ Antworten erhalten. Er möchte die Jünger ins Herz treffen und sie dazu bringen zu überlegen, was sie mit ihm verbindet, wie sie zu ihm stehen und ob sie bereit sind, mit ihm weiterzugehen. Sie sind schon einen langen Weg miteinander gegangen, aber sie haben auch noch einen langen Weg vor sich. Einen langen und vor allem einen schweren Weg. Und die Frage ist, ob seine Jünger diesen Weg mit ihm gehen - und gehen können.

Sehen sie ihn als das, was er ist, als den Sohn Gottes?

Und sind sie bereit, das weiterzutragen, was er angefangen hat?

Sind sie bereit, seine Botschaft der Liebe zu verkünden?

Sie sind von Jesus beeindruckt und begeistert, gehen mit ihm, aber auch in schwierigen Zeiten? 

Petrus scheint bereit zu sein, denn er antwortet kurz und präzise: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Er bringt es auf den Punkt, was über Jesus zu sagen ist. Denn Dank Jesus ist Gott für die Menschen lebendig geworden.

Und wenn wir heute nicht nur die Worte Jesu zitieren wollen, sondern die Frage: „Für wen haltet ihr mich?“ ernst nehmen, dann können wir mit Petrus antworten:

„Du bist der Sohn Gottes. Dank dir, Jesus, unserem Bruder, ist Gott zu unserem Vater, unserer Mutter geworden. Und wenn wir Gott in unsere Mitte, in unser Herz lassen, wenn wir auf seine Liebe bauen und seine Liebe weitertragen, bitten wir dich um deinen Segen, so wie du Petrus geantwortet hast: „Selig bist du.““

Noch eine Bemerkung zum Schluss:

Der römische Katholizismus hat aus diesem Evangelium den Schluss gezogen, dass die ganze Kirche auf dem „Felsenmann“ Simon Petrus ruht. Und weil die Katholiken Petrus für den ersten Papst halten, hat der Papst bis heute eine so machtvolle Stellung. Aber wer so folgert, der hat nicht richtig auf Jesu Worte geachtet. Jesus hat nämlich nicht gesagt: „Auf diesen Felsenmann Petrus will ich meine Kirche bauen“, sondern: „Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Denn Christus baut seine Kirche nicht auf einen einzelnen Menschen.

Ohne die anderen Jüngerinnen und Jünger, ohne die vielen Menschen, die Jesus nachgefolgt sind, hätte sich keine Kirche bauen lassen. Ohne die Menschen, die an Jesus geglaubt haben, die sich zu ihm – auch unter den widrigsten Umständen bekannt haben, gäbe es keine Kirche. Nicht der Mensch Petrus ist das Fundament, der Fels. Sondern sein Bekenntnis, dass Jesus der Christus und Gottes Sohn ist, ist zum Fundament der ganzen christlichen Kirche geworden bis zum heutigen Tag.

Und die Menschen, die bis heute zu diesem Bekenntnis stehen, sind Kirche. Nicht auf den Felsenmann Petrus baut Jesus seine Kirche, sondern auf das felsenfeste Fundament unseres Glaubens an Gottes Liebe.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Schlussgebet

Herr Jesus Christus, du bist unser Bruder geworden,
damit wir Gott als unseren Vater, unsere Mutter erkennen.
Wir danken dir! Wir loben und preisen dich!

Auf uns und unseren Glauben hast du deine Kirche gebaut.
Hilf uns, dass wir immer weiter an dieser Kirche bauen
und uns nicht beirren lassen,
sondern deine Liebe und Güte verkünden und deine Botschaft weitertragen!

Dazu schenke uns deinen Segen heute, morgen und an allen Tagen!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Meditation

Wer ist er?

Jesus kann auch neugierig sein.
Heute will er es genau wissen:
„Für wen halten die Leute mich?
„Was wird über mich getratscht?“

Manche halten ihn für Johannes den Täufer
oder für Elija oder für Jeremia
oder sonst einen Propheten.

Und für halten ihn die Leute heute?

Manche halten ihn für ihren Wegbegleiter
oder für ihren Lebenswanderer.
Manche halten ihn für ihren Prediger
oder ihren Nachrichtensprecher.

Manche halten ihn für ihren Polizisten
oder ihren Sicherheitsdienst.
Manche halten ihn für ihren Hausarzt
oder ihren Facharzt für alle Fälle.

Manche halten ihn für ihren Notdienst
oder für ihren Sanitäter.
Manche halten ihn für ihren Pfleger
oder ihre Reinigungsfrau.

Für wen hältst du Jesus?

Freund, Kollege. Kunde, Bruder ….

Hält Jesus zu uns?
Oder sind wir nicht mehr zu halten,
wenn wir gefragt werden,
wer zu uns hält?

Halten wir diese Frage einmal fest!

Peter Schott

25.08.2023

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