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163. Gemeindebrief: Predigt zum 03.09.2023

Gemeindebrief zum 22. Sonntag im Jahreskreis (A)     Einführung

Der Weg Jesu führt in die Erniedrigung und in den Tod, für ihn selbst und für seine Jünger. Nicht nur für Petrus ist dieser Gedanke unerträglich. Es ist nicht das, was die Menschen wollen. Aber wer es nicht versteht, der hat Jesu Botschaft nicht verstanden.

Wer sich auf Gott einlässt, muss auch bereit sein, durch eine harte Schule zu gehen. Wer aus seinem Leben etwas machen will, muss sich immer wieder an Gottes Maßstäben messen. Gottes Maßstab ist das Kreuz, nicht so sehr das selbstgezimmerte als vielmehr das auferlegte. Es ist die leidenschaftliche Hingabe, die den Menschen reif macht. Durchtragen aber kann es nur, der sich immer wieder von Gott Kraft und Stärkung holt und sich letztlich von ihm getragen weiß.

Hans-Jürgen Oeynhausen          

St. Odilia                                     

Mail: hans-juergen@oeygohr.de

Kyrie-Litanei

Herr Jesus Christus, du hast uns in deine Nachfolge gerufen, wir aber haben auf deinen Ruf oft nicht gehört.                                     Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, Du hast uns das Kreuz auf unsere Schultern gelegt, wir aber versuchen, es abzuschütteln.                        Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, Du willst uns Kraft und Stärke sein in unserem Leben, wir aber meinen allein fertig werden zu können.                Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Allmächtiger und gütiger Gott, du bist unser Ursprung und unser Ziel. Führe uns mit der Botschaft deines Sohnes Jesus auf unserem Weg durch unser Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Erste Lesung Jeremia 20, 7-9

Lesung aus dem Buch Jeremía.

Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, „Gewalt und Unterdrückung“ muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott. Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen, so brannte in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen. Ich mühte mich, es auszuhalten, vermochte es aber nicht.

Antwortpsalm Ps 63 (62), 2. 3–4. 5–6. 8–9 (Kv nach Vers 2)

Kehrvers:  Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. – KvGL 420

Gott, mein Gott bist du, dich suche ich,
es dürstet nach dir meine Seele.
Nach dir schmachtet mein Fleisch
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. – (Kv)

Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
zu sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Huld ist besser als das Leben.
Meine Lippen werden dich rühmen. – (Kv)

So preise ich dich in meinem Leben,
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen. – (Kv)

Ja, du wurdest meine Hilfe,
ich juble im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
fest hält mich deine Rechte. – (Kv)

Zweite Lesung Röm 12, 1-2

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Ich ermahne euch, Schwestern und Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen – als euren geistigen Gottesdienst. Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!

Ruf vor dem Evangelium nach Eph 1, 17–18

Halleluja. Halleluja.

Der Vater unseres Herrn Jesus Christus erleuchte die Augen unseres Herzens, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.              

Halleluja.

Evangelium Mt 16, 21–27

In jener Zeit begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, getötet und am dritten Tag auferweckt werden. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen, und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.

Gedanken zum Evangelium

Minderheiten in Gesellschaften haben es nicht leicht, gleichgültig, aus welchem Grund sie eine Minderheit bilden. Die Gründe können ethnischer, nationaler, religiöser Art sein oder sich aus Sprache, Moralvorstellungen, sexueller Identität ergeben. Eine Minderheit, muss häufig um ihre Existenz bangen und leidet nicht selten unter Verfolgung durch die Mehrheit. Die Mehrheit einer Gesellschaft neigt dazu, ihre Auffassung von Lebensgestaltung für die einzig richtige zu halten, und sie grenzt sich gegenüber Abweichlern ab. Insbesondere fürchten die Angehörigen der Mehrheit, die die Macht der gesellschaftlichen Führung innehaben, diese Macht zu verlieren. Dies führt letztlich zur Ausgrenzung, Vertreibung oder gar Vernichtung der Minderheit durch die Mehrheit. Dieses geschah zu allen Zeiten und geschieht auch heutzutage immer noch.

Jesus kannte sich aus mit dem Spannungsverhältnis zwischen Mehrheit und Minderheit. So war ihm klar, dass er mit seiner Lehre in Konfrontation zu den religiösen und politischen Führern geriet. Darüber hinaus hatte Jesus nach Aussage der Evangelien auch einzelne Sympathisanten unter den Schriftgelehrten und Pharisäern. Diese werden ihm sicherlich vermittelt haben, dass man sein Wirken nicht mehr hinnehmen und ihn mundtot machen wollte. Jesus hat sich dennoch nach langem Ringen (Wüstenerfahrung, gelegentlicher Rückzug an einsame Orte) entschlossen, diese Konfrontation anzunehmen und seinen Glauben an seinen Vater und sein Reich unter den Menschen zu verbreiten, wohlwissend, dass das die Anführer der Gesellschaft herausfordert und ihn das Leben kosten wird. Matthäus berichtet im heutigen Evangelium darüber, dass Jesus seinen Jüngern erklärt, was er auf sich zukommen sieht und was die Jünger, wenn sie ihm weiterhin folgen, als Angehörige einer Minderheit in der damaligen Gesellschaft erwartet.

In den ersten 3 Jahrhunderten des Christentums waren die Christen in der Minderheit. Sie litten unter Benachteiligung und Verfolgung. Als dann mit Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion wurde, wurden die Rollen getauscht. In den folgenden Jahrhunderten waren es die Christen, die zur Mehrheit wurden und als Machthaber Minderheiten vertrieben oder bis zur Vernichtung drangsalierten. Sie konnten sich auch auf die Lehre der Kirche berufen, die für sich beanspruchte, allein im Besitz der Wahrheit zu sein. Das letzte Konzil hat diese Auffassung 1964 so formuliert: "Denn nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren."

In einer Gesellschaft der Mehrheit anzugehören, gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Da schwimme ich nicht gegen den Strom, sondern mit ihm. Das kostet weniger Kraft und erleichtert das Leben. Aber wie soll ich mich dann zu Minderheiten verhalten in meinem Umfeld, in der Gesellschaft, zu der ich gehöre? Welches Verhalten im Umgang mit Minderheiten finde ich bei Jesus? Was schlägt er mir vor und was hat er als Beispiel vorgelebt?

Allgemeines Gebet (Fürbitten)

Liedruf: Du bist Licht und du bist Leben, Christus unsere Zuversicht.  GL373

Herr Jesus Christus, du bist uns auf dem Kreuzweg des Lebens vorausgegangen, wir bitten dich:

  • Wir beten für uns Christen, dass wir das Kreuz unseres Lebens erkennen und bereit sind, es anzunehmen.
    • Du bist Licht und du bist Leben, Christus unsere Zuversicht.
  • Wir beten um die Gnade und Bereitschaft, anderen das Kreuz tragen zu helfen.
    • Du bist Licht und du bist Leben, Christus unsere Zuversicht.
  • Wir bitten um Trost für die Kranken, die Verzweifelten und Sterbenden und um die Hoffnung auf ihr ewiges Heil bei dir.
    • Du bist Licht und du bist Leben, Christus unsere Zuversicht.

Herr Jesus Christus, du hast durch Kreuz und Leid den Tod auf dich genommen. Binde uns ganz an dich, damit wir dir immer folgen können. Darum bitten wir dich, der du für uns eintrittst, jetzt und in Ewigkeit.

Gebengebet

Herr, unser Gott, diese Feier bringe uns Heil und Segen. Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst, das vollende in deinem Reich. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Hochgebet

Ja, es ist würdig und recht, es ist gut und richtig, dir, guter Gott, immer und überall in unserem Leben zu danken, denn in Jesus Christus hast du uns offenbart, wer und wie du für uns bist: ein menschen- und lebensfreundlicher Gott. In ihm, Jesus Christus, sind wir mehr als Frauen und Männer, wir alle sind Schwestern und Brüder, die seinem Beispiel folgen wollen. Denn die frohe Botschaft deines Sohnes ruft uns Menschen zur Umkehr und zur Nachfolge, zu Solidarität und Achtung voreinander. So danken wir dir, Gott, für das Leben und die Berufung, die du einem jeden von uns geschenkt hast. Darum freuen wir uns und singen mit allen Engeln und Heiligen des Himmels:

Heilig. Heilig. Heilig.

Ja, guter Gott, du bist heilig und du schenkst Heil. Doch die Welt, in der wir leben, ist voll von Unrecht und Unterdrückung. Sie trennt zwischen Reich und Arm, unterscheidet zwischen mächtig und ohnmächtig, grenzt oben von unten ab. Als Christen sind wir oft sprachlos, wenn wir dann das eine Wort sagen sollen, das Menschen heilen kann; wir sind oft ratlos, wenn wir den ersten Schritt tun sollen, diese Zustände zu beseitigen.

Um dennoch nicht aufzugeben im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, feiern wir Eucharistie und denken an Jesus, der mit allen teilt. Mit ihm kam ein neuer Anfang in diese Welt. Denn da waren Menschen, blind vor Rechthaberei und Gesetzestreue; er sagte: Seht mit meinen Augen. Da gingen ihnen die Augen auf. Da waren Menschen, taub vor hohlen Phrasen. Er sagte: Hört mit meinen Ohren. Da waren Menschen, lahm und müde von stets neuer Enttäuschung. Er sagte: Geht auf meinen Wegen. Da folgten sie ihm nach.

Deshalb, guter Gott, feiern wir jetzt Eucharistie und sagen dir Dank für Jesus, deinen Sohn und unseren Herrn. Wir tun zeichenhaft, was er wirklich getan hat, denn ihn hat sein Tun das Leben gekostet. Er hat Menschen zum Durchblick zu verholfen, er hat Menschen zur Umkehr der Werte bewegt. Das störte allzu sehr die Großen und Mächtigen.

Jesus fasste sein ganzes Leben in einem einfachen Zeichen zusammen, in Brot und Wein, als er mit seinen Freunden das Abschiedsmahl hielt. So bitten wir dich, allmächtiger Gott: Segne diese Gaben von Brot und Wein durch deinen Geist und vollende sie für uns als den Leib und das Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.

Damals brach Jesus das Brot.
Er dankte dir und gab es seinen Jüngern mit den Worten:

NEHMT UND ESST ALLE DAVON:
DAS IST MEIN LEIB, DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD.

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch,
dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach:

NEHMT UND TRINKT ALLE DARAUS:
DAS IST DER KELCH DES NEUEN UND EWIGEN BUNDES.
MEIN BLUT, DAS FÜR EUCH UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN. TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS.

Das ist das Geheimnis unseres Glaubens.

 

Darum bitten wir dich, Vater, für deine Kirche: Beschütze und führe sie; gib ihr Frieden und Einheit überall auf der Welt. Gib unserem Papst Franziskus und allen Frauen und Männern, die in deiner Kirche ein Amt innehaben, Weisheit und Kraft.

Gedenke in deiner Güte auch der Menschen, die in unserem Herzen einen besonderen Platz haben. Bleib all jenen treu, die der Tod uns in diesem Leben genommen hat.

Mit deinem ganzen Volk, mit Maria, der Mutter des Herrn, dem gerechten und treuen Josef, mit den Aposteln und Märtyrern, mit all deinen heiligen Frauen und Männern, ja, mit allen Menschen auf der Erde, die auf dich vertrauen, bitten wir dich um deine Barmherzigkeit, neigen wir uns vor deiner Größe und sagen wir dir unseren Dank.

Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit.

Schlussgebet

Gott, unser Vater, durch deinen Sohn Jesus Christus, hast du Großes an uns getan. Wir danken dir für die Mahlgemeinschaft, die uns zusammengeführt hat. Gib, dass wir nie verlieren, was du uns in deinem Sohn geschenkt hast, und lass uns dabei sein. wenn du alles neu machst in Christus, unserm Herrn.

 

 

Quellen:

Erzabtei Beuron, Tagesliturgie 22. Sonntag (A)       

Steyler Missionare, 22. Sonntag im Jahreskreis (A)

01.09.2023

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