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Gemeindebrief zum 15.10.2023; 28. Sonntag im Jahreskreis (A); Festtag der Hl. Theresia von Avila

Einführung

Wie schön ist es, zu einem Fest eingeladen zu werden, und das erst recht dann, wenn die Einladung völlig unverhofft kommt wie beim Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl, das im heutigen Evangelium erzählt wird. Die vom König ausgewählten Gäste wollen nicht kommen. Nun sollen spontan diejenigen, die von den Angestellten des Königs an den Straßenkreuzungen, an den Hecken und Zäunen aufgegriffen werden, als Lückenbüßer herhalten und die leeren Plätze füllen. Einem dieser Hochzeitsgäste wird nun übel mitgespielt. Die Einladung kam so unverhofft, so dass er sich in der Eile keine dem Anlass angemessene Kleidung mehr besorgen konnte. Das wird ihm gleich zu Beginn des Festes zum Verhängnis. Der Gastgeber – gnadenlos wie ein Tyrann – lässt ihn mit Schimpf und Schande hinauswerfen. Was wird derjenige jetzt denken? Wäre er, als er am Straßenrand stand, doch nicht der Versuchung erlegen, hier "für umsonst" ein gutes Essen und amüsante Unterhaltung zu bekommen. Wäre er doch, statt der Einladung zu folgen, nach Hause gegangen. Und wie bringe ich dieses Geschehen mit meinem Glauben an Gottes Barmherzigkeit zusammen? Hätte der König ihm nicht ein Gewand ausleihen können?

Hans-Jürgen Oeynhausen, St. Odilia

E-Mail: hans-juergen@oeygohr.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,

du hast mit vielen Menschen gemeinsam zu Tisch gesessen;
Herr, erbarme dich.

für dich war die Tischgemeinschaft mit Menschen,
vor allem den wenig geachteten, ein Herzensanliegen;
Christus, erbarme dich.

die Tischgemeinschaft mit dir und miteinander gibt uns Lebenskraft;
Herr, erbarme dich.

Wir loben dich und danken dir für die Tischgemeinschaft,
die du uns als dein Vermächtnis aufgetragen hast.

Tagesgebet (Schott und Steyl)

Gott und Vater, unser Leben liegt offen vor dir.

Schenke uns den Geist der Einsicht und Weisheit,
damit wir nach deinen Geboten leben und die Befreiung erfahren,
die du uns schenkst durch Jesus,
deinen Sohn und unsern Bruder,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und wirkt in Ewigkeit.

Erste Lesung Jes 25, 6–10a

Lesung aus dem Buch Jesaja.

An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen. Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt. Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.

Antwortpsalm Ps 23 (22), 1–3.4.5.6 (Kv: vgl. 6b)

Kv Im Haus des Herrn werde ich wohnen für immer und ewig. GL 37, 1

Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. / 
Er lässt mich lagern auf grünen Auen *
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück. *
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. – (Kv)

Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, *
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, *
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. – (Kv)

Du deckst mir den Tisch *
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, *
übervoll ist mein Becher. – (Kv)

Ja, Güte und Huld *
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn *
für lange Zeiten. – Kv

Zweite Lesung Phil 4, 12–14.19–20

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi.

Schwestern und Brüder! Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt. Doch ihr habt recht daran getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen. Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken. Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.

Ruf vor dem Evangelium vgl. Eph 1, 17–18

Halleluja. Halleluja.

Der Vater unseres Herrn Jesus Christus erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.

Halleluja.

Evangelium Mt 16, 21–27

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.

Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.

Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.

Gedanken zum Evangelium

Nimmt man den Text des heutigen Evangeliums isoliert und buchstäblich, bereitet er erhebliche Schwierigkeiten. Da ist viel von Rache, Unbarmherzigkeit und Angst die Rede. Ein König lässt zu einer Hochzeit einladen, die Eingeladenen ärgern sich und bringen sogar die Gesandten des Königs um, statt sich geehrt zu fühlen. Der König reagiert mit einem Feldzug gegen die Städte der Eingeladenen. Die Festvorbereitungen scheinen währenddessen weiterzugehen. Und am Schluss wird noch eins draufgesetzt. Der König lädt Leute von der Straße zum Fest ein. Einer hat verständlicherweise kein Hochzeitskleid an. Dafür lässt ihn der König in die Finsternis (Hölle) werfen.

Oberflächlich betrachtet würde sich dieses Gleichnis „gut“ als Vorlage für Drohbotschaften eignen. Vergleichen wir dazu den Text mit der Parallele bei Lukas! (Lk 14,15-24). Dort lädt kein König, sondern ein gewöhnlicher Gastgeber zum Festmahl ein. Auch er erhält nur Absagen. Dabei bleibt es aber – niemand wird umgebracht. Der Gastgeber ist zwar verärgert, unternimmt aber nichts gegen die Geladenen. Vielmehr lädt er Leute von der Straße ein und alles ist gut. Bei Lukas fehlt der Zusatz mit dem Mann ohne Hochzeitskleid, der verdammt wird. Durch den Vergleich mit Lukas kommen wir der Sache schon etwas näher.

Bei Matthäus stritt Jesus vor dem Erzählen des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl mit den Ältesten und dem Hohenpriester im Tempel in Jerusalem (Mt 21,1-23,39, Tempelreinigung, Frage nach der Vollmacht Jesu). Am liebsten hätten sie ihn gleich festgenommen, aber sie trauten sich nicht. Auf diese bedrohliche Situation folgt bei Matthäus die Schilderung des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl. Es gehört damit zur "großen Abrechnung" Jesu mit seinen Gegnern.

Wir wissen, dass das Evangelium lange nach dem Tod Jesu niedergeschrieben wurde und dass Glaubensboten jahrzehntelang vieles mündlich überlieferten. Jesus hat kein Buch geschrieben und das Evangelium ist auch kein diktiertes Wort Gottes, sondern eine von inspirierten Menschen überlieferte Glaubensbotschaft. Worte Jesu über zwei Generationen hinweg Buchstabe für Buchstabe originalgetreu zu erhalten war auf diesem Weg kaum möglich. Auch wenn es sicherlich noch Zeitzeugen und wahrscheinlich auch schriftliche Sammlungen von Reden und Sprüchen Jesu gab, so sah jeder Prediger doch alles durch seine Brille. Die Prediger und Glaubensboten bezogen sich immer wieder bewusst oder unbewusst auf ihre jeweilige Gegenwart und ihr Umfeld. So spiegeln sich besonders die Verfolgungen der ersten Christen und die Zerstörung Jerusalems nach einem Aufstand der Juden im Evangelium des Matthäus wider. Nachdem die Stadt und der Tempel zerstört worden waren, war für sie klar: „Das war die Strafe Gottes für die Ablehnung Jesu. Die Jerusalemer wurden zum Hochzeitsmahl des Lammes im ewigen Leben eingeladen. Aber sie schlugen die Einladung aus und brachten Jesus um.“

Außerdem hat Matthäus eine Vorliebe für den Gerichtsgedanken. Kein anderer Evangelist schreibt so viel übers Gericht Gottes. Das verarbeitet er dann auch in der Schilderung dieses Gleichnisses.

Es bleibt noch die Frage, was Matthäus sagen will mit der Nennung von Guten und Bösen, die am Ende eingeladen werden, und von dem Mann ohne Hochzeitskleid. Mit diesem Zusatz will Matthäus einem Missverständnis vorbeugen: Zwar lädt Gott Gute und Böse in sein Reich ein, aber er verschleudert seine Gaben nicht beliebig. Matthäus will seine Leser dazu führen, aufrichtig an Christus zu glauben und Werke in Sinne von Christi Botschaft zu vollbringen. Die Menschen sollen das Leben Jesu so annehmen wie man ein Hochzeitsgewand anzieht. Denn sie sind alle eingeladen zum Hochzeitsmahl des ewigen Lebens.

Allgemeines Gebet (Fürbitten)

Jeden Sonntag sind wir von Jesus zum Hochzeitsmahl eingeladen:

  • Wir bitten dich, Herr: Hilf uns und allen Christen, deine Einladung in Treue anzunehmen und daraus Kraft und Freude für unser Leben zu schöpfen. Erhöre unser Gebet.

  • Wir bitten dich für alle, die dich noch nicht kennen: Schenke ihnen die Möglichkeit, dich und deine erlösende Liebe zu entdecken. Erhöre unser Gebet.

  • Wir bitten dich für alle, die in Politik, Wirtschaft, Kirche und Wissenschaft für andere Verantwortung tragen. Stütze sie in ihrem Bemühen, zum Wohl der Menschen zu wirken. Erhöre unser Gebet.

  • Wir bitten dich für unsere Verstorbenen, ganz besonders für jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. Erhöre unser Gebet.

Schenke uns die Kraft und den Mut, andere einzuladen und zu Dir zu führen.
Darum bitten wir Dich, Jesus Christus unseren Herrn.

Gabengebet

Gott, unser Heil, du schenkst uns den Frieden und gibst uns die Kraft, dir aufrichtig zu dienen. Lass uns dich mit diesen Gaben ehren und die Gemeinschaft mit deinem Sohn und miteinander erfahren. Darum bitten wir dich durch ihn, Christus, unsern Herrn.

Einleitung zu Vaterunser

Gott sorgt für uns wie ein Vater oder wie eine Mutter. Er will, dass wir leben, und schenkt uns jeden Tag seine Gaben. So wollen wir uns ihm betend zuwenden, wie Jesus es uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel, …

Einleitung zum Friedensgebet

Die Einladung zur Hochzeit geht an jeden einzelnen von uns. Egal, was wir anziehen – wichtig ist, dass wir ein Versöhnungs- oder Friedensgewand tragen. Bitten wir den Herrn, dass er uns helfe, angemessene Kleidung zu finden.

Schlussgebet

Gott der Barmherzigkeit und Güte,
schon jetzt schenkst du uns im heiligen Mahl Anteil am Leben deines Sohnes.
Bewahre in uns das Feingefühl für die rechte Kleidung,
mache uns Christus immer ähnlicher und vollende unsere Gemeinschaft mit ihm,
damit wir ihn zu den Menschen tragen können.
Darum bitten wir durch ihn, unseren Bruder und Herrn.

 

Quellen:
Erzabtei Beuron, Tagesliturgie 28. Sonntag (A)
Steyler Missionare, 28. Sonntag im Jahreskreis (A); liturgische Bausteine und Predigtimpuls

13.10.2023

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