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176. Gemeindebrief zum 03.12.2023 - 1. Adventssonntag

EINFÜHRUNG

Willkommen im Advent.

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr.
Gott nimmt Anteil an unserem Leben, an unseren Freuden, an unseren Sorgen und Nöten. Darum ist er in Jesus in diese Welt gekommen.

Wir warten auf IHN, auf sein Wiederkommen.
Wir gehen immer mehr auf IHN zu, auf unser Heil.

Das zeigen sich die 4 Adventskerzen.
Je mehr Kerzen wir entzünden,
umso heller wird es im Raum,
umso näher ist Weihnachten, das Fest seiner Geburt,
umso näher kommt auch unser Heil.

Ihr Pater Jaison
02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. LESUNG - JES 63,16B-19. 64,1-7

Lesung aus dem Buch Jesaja.

Du, HERR, bist unser Vater, Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart,
sodass wir dich nicht fürchten?

Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind!
Für eine kurze Zeit haben unsere Feinde dein heiliges Volk in Besitz genommen;
dein Heiligtum haben sie zertreten.

Wir sind geworden wie die, über die du nie geherrscht hast, über denen dein Name nie ausgerufen wurde. Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten, wie Feuer Reisig entzündet, wie Feuer Wasser zum Sieden bringt, um deinen Feinden deinen Namen bekannt zu machen, sodass die Nationen vor dir erbeben.

Als du Furcht erregende Dinge tatest, die wir nicht erwarteten, stiegst du herab; vor dir erzitterten die Berge. Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken.

Siehe, du warst zornig und wir sündigten; bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden. Wie ein Unreiner sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.

Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld. Doch nun, HERR, du bist unser Vater.

Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.

ANTWORTPSALM - PS 80, 2AC. 3BC 15-16. 18-19

Kv - Stelle uns wieder her, o Gott!
Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. - Kv

Du Hirte Israels, höre!
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!
Wecke deine gewaltige Kraft
und komm zu unserer Rettung! - Kv

Gott der Heerscharen, kehre doch zurück,/
blicke vom Himmel herab und sieh,
sorge für diesen Weinstock!
Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat,
und den Sohn, den du dir stark gemacht! - Kv

Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten,
über dem Menschensohn, den du dir stark gemacht.
Wir werden nicht von dir weichen.
Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.- Kv

2. LESUNG - 1 KOR 1,3-9

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater,
und dem Herrn Jesus Christus!
Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde, dass ihr an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller Erkenntnis.

Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt, sodass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet. Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos dasteht am Tag unseres Herrn Jesus Christus.

Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

RUF VOR DEM EVANGELIUM - PS 85,8

Halleluja. Halleluja.

Lass uns schauen, o Herr, deine Huld,

und schenke uns dein Heil.

Halleluja.

EVANGELIUM - MK 13,24-37

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist.

Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.

Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

GEDANKEN ZUM EVANGELIUM

Liebe Schwestern und Brüder, Schlaf ist wichtig, sogar lebenswichtig.

Und Schlaflosigkeit ist quälend und kann auf Dauer krank machen.
Wie also kann es sein, dass Jesus uns zum ‚Wachen‘, zum ‚Wach-Bleiben‘ auffordert?
Und zwar nicht nur mal für eine Nacht oder ein besonderes Ereignis, sondern allgemein und immer?

Wir ahnen es schon: es geht nicht um den Schlaf, den wir brauchen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben.

‚Schlafen‘ und ‚Wachen‘: Wie so oft stellt die Natur uns Bilder zur Verfügung, die uns helfen, unser Leben zu beschreiben und zu deuten. Jesus hat oft und gern solche starken Bilder verwendet, wenn es ihm besonders wichtig war, verstanden zu werden. So auch hier: Ganz eindringlich schärft er seinen Jüngern ein, wach zu sein, wach zu bleiben, sich nicht in eine Haltung bringen zu lassen, die dem Schlaf ähnlich ist, in der man gar nicht wahrnimmt, was um einen herum geschieht und wie schlafwandlerisch, wie ferngesteuert durchs Leben geht.

Wie sollen wir aber dann leben? Was macht einen Menschen aus, der ‚wach‘ bleibt und ‚wach‘ lebt? Auch dafür zeigt uns Jesus ein Bild. Es ist der ‚Türhüter‘. Und der hat eine Aufgabe, eine ganz spezielle. Die sollen sicherstellen, dass niemand unberechtigt eintritt, dass keine Waffen mitgeführt werden und dass das Haus nicht überfüllt wird. Für ‚Türhüter‘ ist es zu allen Zeiten wichtig, dass sie ‚wach‘ sind, ‚wach‘ bleiben in der Nacht, damit andere ruhig schlafen können. Und aufmerksam bei Tag, damit Gefahren aller Art erkannt werden und nichts Schlimmes passiert.

‚Türhüter‘ sollen wir sein, wie ‚Türhüter‘ leben, sagt Jesus. Was also könnte Jesus meinen, wenn er das sagt, wir sollen ‚Türhüter‘ sein, wie ‚Türhüter‘ leben?

Ein ‚Türhüter‘ steht an der Schwelle, er kennt das Innere des Hauses und ebenso die Umgebung, die ‚Welt draußen‘. Vielleicht meint Jesus eben das: gleichsam auch ein ‚Auf-der-Schwelle-Leben‘ – wie ein Türhüter, wie eine Türhüterin: Mich nicht verkriechen, nicht in der Wärme und Behaglichkeit des Hauses verharren, mich nicht so sehr im Privaten einrichten, dass ich gar nicht mehr wahrnehme, was ‚draußen‘ geschieht, wo ich gebraucht werde, wo ich gefordert bin, wo ich eingreifen soll, die Welt mitgestalten und zum Guten verändern; aber auch nicht ins andere Extrem fallen.

Auf der Schwelle zwischen ‚‘Innen‘ und ‚Außen‘ leben heißt auch: Nicht ganz und gar aufgehen in den Aufgaben, ‚draußen‘ mich nicht verlieren, mich nicht aufreiben lassen von den Anforderungen des Lebens.

‚Menschen der Schwelle‘ sollen wir also sein, so wie der Türhüter im Gleichnis, im Dazwischen leben. Das heißt einerseits: Die Innenräume unseres Lebens kennen und bewohnen, die Räume, in denen wir zu uns selbst kommen können, die Räume der Ruhe, des Nachdenkens, des Hörens, die Räume der Stille, des Nichtstuns, die Räume des Gebets, der Zwiesprache mit Gott, der Gemeinschaft mit Jesus, die Räume, in denen neue Ideen und neue Kräfte entstehen.

Und dann aber auch: Aus der Kraft der Ruhe nach außen gehen, aufmerksam sein und aufmerksam bleiben, wirklich wach sein und sehen, was ist – und dann entschieden tun, was nötig ist. Das kann ganz unterschiedlich aussehen, ebenso unterschiedlich wie sich das Leben jeden Tag zeigt.

Auf der Schwelle leben, zwischen innen und außen, zwischen Himmel und Erde, zwischen Beten und Handeln, zwischen mir selbst und anderen Menschen, zwischen Erwartung und Erfüllung.

Auf der Schwelle leben – man könnte stattdessen auch sagen: im Advent leben, darauf warten, dass Jesus kommt – und damit rechnen, dass er immer schon da ist. Das wäre wirklich ‚adventlich‘ zu leben. Immer, nicht nur in diesen Tagen des Advents.

Sondern jetzt, ganz bewusst!

01.12.2023

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