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178. Gemeindebrief zum dritten Adventssonntag 17.12.2023

Einführung

Vorfreude sei die schönste Freude, so wird bekanntlich behauptet.
Das freudige Ereignis ist noch nicht eingetreten und doch werden
die Vorboten der Freude schon erkennbar.

Eine Woche vor Weihnachten wird uns am heutigen Festtag „Gaudete“
deshalb der Grund unserer Freude auch schon deutlich in Erinnerung gerufen:

Jesus Christus, Gottes Sohn. Er kommt!

Klaus Koltermann, Pfarrer
Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

Erste Lesung Jes 61, 1–2a.10–11 Von Herzen freue ich mich am HERRN

Lesung aus dem Buch Jesája.

Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir.

Denn der Herr hat mich gesalbt;

er hat mich gesandt,

um den Armen frohe Botschaft zu bringen,

um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind,

um den Gefangenen Freilassung auszurufen

und den Gefesselten Befreiung,

um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.

Von Herzen freue ich mich am Herrn.

Meine Seele jubelt über meinen Gott.

Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,

er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit,

wie ein Bräutigam sich festlich schmückt

und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.

Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und der Garten
seine Saat sprießen lässt, so lässt Gott, der Herr,
Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Nationen.

Zweite Lesung 1 Thess 5, 16–24 Der Gott des Friedens bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib, damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalónich.

Schwestern und Brüder!

Freut euch zu jeder Zeit!

Betet ohne Unterlass!

Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.

Löscht den Geist nicht aus!

Verachtet prophetisches Reden nicht!

Prüft alles und behaltet das Gute!

Meidet das Böse in jeder Gestalt!

Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar
und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt,
damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.

Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.

Evangelium Joh 1, 6–8.19–28 Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.

Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?

Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus.

Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elíja?

Und er sagte: Ich bin es nicht.

Bist du der Prophet?

Er antwortete: Nein.

Da sagten sie zu ihm: Wer bist du?
Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben.
Was sagst du über dich selbst?

Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste:
Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesája gesagt hat.

Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern.

Sie fragten Johannes und sagten zu ihm:
Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist,
nicht Elíja und nicht der Prophet?

Johannes antwortete ihnen:
Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt,
der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.

Dies geschah in Betánien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.

Gedanken zum Evangelium

Die Stimme erheben und einstehen für Demokratie, Gerechtigkeit und Solidarität, für eine geschlechtergerechte Kirche eintreten, Unrecht anprangern und lautstark dagegen angehen, sich als Klimaaktivisten einsetzen für die Schöpfung, so können wir in dieser Zeit zahlreiche Menschen in unserem Umfeld wahrnehmen. Gott sei Dank gibt es diese Menschen. Diejenigen, die nicht tatenlos zusehen, sondern sich einsetzen und engagieren. Auch wenn ihre Aktivitäten manchmal auf Unverständnis stoßen und bei einigen kräftigen Ärger hervorrufen, weil sie als zu radikal erscheinen, braucht unsere Gesellschaft solche wachen Geister. Ihr Zeugnis fordert auch uns heraus, es ist für uns unbequem und anstrengend, aber es braucht hin und wieder eine solche Zuspitzung der genannten Aktionen als Weckruf.

Eigentlich ist so die Adventszeit gedacht. Inzwischen ist sie jedoch zu einer gemütlichen, behäbigen und oft auch geselligen Zeit verkommen, die uns in ungestörter Vorfreude auf die besinnliche Weihnachtszeit einstimmen soll. Doch will die Adventszeit uns vielmehr zum Wachen und Warten auffordern. Wir mögen aufmerksam sein für das Kommende, das noch mehr bereithält, als wir schon kennen. Wir dürfen noch etwas erwarten; ja, wir dürfen auf etwas aus sein.

Diese Haltung war den Menschen zur Zeit Jesu nicht fremd. Sie hatten die große Sehnsucht nach Veränderung. Die verhassten Besatzer sollten endlich aus dem Land gejagt werden, dann konnten Frieden und Freude Einkehr halten. Freilich konnte diese Aufgabe nur der Messias erfüllen. Daher hielten viele Ausschau nach diesem Befreier und Erlöser und suchten mögliche Anzeichen seiner Ankunft. Das war die Hoffnung der damaligen Menschen.

In Johannes dem Täufer erkannten die Menschen seine großen prophetischen Kräfte und erhofften mehr von ihm. Denn das eindrucksvolle Auftreten des Täufers weckte in vielen die Hoffnung, dass nun die erwartete Sehnsucht sich erfüllen könnte. Sein Lebensstil und sein wirkmächtiges Reden ließen die Erwartung immer größer werden. Kein Wunder, dass die Menschen ihn fragen: Bist du es?

Doch Johannes macht unmissverständlich klar: „Ich bin nicht der Christus, auf den ihr wartet.“ Er ist vielmehr Zeuge für das Licht, damit die Menschen zum Glauben kommen können. Johannes ist nicht selbst das Licht, er ist Wegbereiter für den Kommenden. Er ist das menschliche Hinweisschild auf Jesus, der schon unerkannt mitten unter den Menschen steht. Johannes ist Zeuge und gibt Zeugnis.

Denn Johannes wollte die Menschen zu Jesus führen. Deshalb ist das Entscheidende, was er zu sagen hat, kurz und bündig: „Ich bin es nicht!“ - Er ist nicht der Messias, er ist vielmehr notwendiger Zeuge und Bote. Man könnte sein Leben als einen einzigen Verweis auf Gott selbst sehen, denn durch seine Rede und sein Tun zeigt er immer auf Jesus hin. Das ist sein Charisma, das ist seine Aufgabe.

Darin wird uns Johannes der Täufer zum Vorbild. Auch heute braucht es die Stimme für Gott. Mehr denn je sind Boten und Zeugen für das Licht der Welt gefragt und gefordert. Seine Aufgabe von damals hat er jetzt uns allen übertragen. Wir sind die Zeuginnen und Zeugen für den christlichen Glauben in unserer Zeit.

Die Berichte und Zeugnisse aus den Evangelien müssen heute weitererzählt werden - nicht nur von den amtlich bestellten Verkündigerinnen und Verkündiger. Alle sind gefragt, alle sind herausgefordert, zu Zeugen und Boten im Heute zu werden. Wir alle dürfen, ja müssen, den Glauben verbürgen, der uns überliefert worden ist. Dazu sind wir heute herausgefordert, uns in diese Erfahrungen unserer Glaubensvorgängerinnen und Glaubensvorgänger hineinzustellen.

Natürlich ist das heute mehr denn je eine herausfordernde Aufgabe. Denn die frohe Botschaft lebt nicht durch den Bericht von Gehörtem und Gesehenem, sondern viel mehr durch uns! Wie wir den Glauben leben, bezeugen und sichtbar machen, werden wir erst zu authentischen Zeugen. Das ist eine große Herausforderung mitten in der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche! Es ist eine persönliche Herausforderung, denn wir sind ja selbst bedürftig und halten Ausschau nach der Begegnung mit dem Licht der Welt, mit Jesus Christus: Die Authentizität eines jeden Christenmenschen!

Wie kann Zeugin und Zeuge sein gelebt werden? - Jede und jeder muss seinen Weg der Nachfolge darin finden. Für mich wird es immer dort konkret, wo Menschen aus der Hoffnung und Zuversicht des Glaubens heraus die Menschliebe Gottes weiterschenken. Gelegenheiten gibt es dazu in unserem Alltag genügend: ein freundliches und ermutigendes Wort dem schenken, der es braucht; die Geste der Versöhnung und Vergebung nicht verweigern, sondern sie auch noch aktiv leben; die Not von Menschen sehen und dann auch nicht vorübergehen, sondern die Großherzigkeit Gottes konkret werden lassen in der eigenen Tat.

Das kann unser Weg sein, heute Zeugnis abzulegen für Jesus Christus in dieser Gesellschaft.

Pastor Klaus Koltermann

Fürbitten

Treuer Gott, dein Sohn Jesus Christus wurde von Johannes dem Täufer angekündigt als Heiland und Licht für die Welt.
Mit Johannes warten wir auf sein Kommen und rufen voll Vertrauen:

  1. Wir beten für alle Menschen,
    die am Glauben zweifeln und sich mit Sehnsucht nach Gott ausstrecken.
    Wir beten für alle, die ihr Vertrauen in die Kirche verloren haben.
    (GL 182/2 Du sei bei uns)

  2. Für alle wollen wir beten,
    die sich sorgen und fürchten angesichts der schrecklichen Situation in unserer Welt: dem Krieg an vielen Orten in dieser Welt,
    den hungernden und leidenden Menschen in vielen Regionen
    und den Veränderungen der klimatischen Bedingungen.
    (GL 182/2 Du sei bei uns)

  3. Wir beten für alle Familien,
    in denen Streit herrscht und die sich um Ausgleich und Versöhnung bemühen.
    Wir beten für alle, die Mut aufbringen, sich den Konflikten zu stellen,
    und sie im Miteinander beilegen wollen.
    (GL 182/2 Du sei bei uns)

  4. Beten wollen wir für alle Menschen,
    die sich in einer Notlage befinden, weil sie ein Schicksalsschlag,
    ein Unglück oder eigenes Verschulden in eine Krise oder finanzielle Not geführt hat.
    (GL 182/2 Du sei bei uns)

  5. Wir wollen in diesen adventlichen Tagen beten
    für unsere Verstorbenen und für die Menschen, die um sie trauern.
    (GL 182/2 Du sei bei uns)

Jesus Christus, du bist das Licht der Welt und machst unser Leben hell.
Wir loben dich und danken dir. Heute und in Ewigkeit. Amen.

15.12.2023

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