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179. Gemeindebrief zum 24. Dezember 2023 - Heiligabend

Einführung

Manchmal mussten wir umkehren.
Nochmal zurück.
Denn auf dem Rückweg vom Familiengottesdienst am vierten Advent war es ausgegangen. Unser Friedenslicht.
Wir hatten es nicht genug vor dem Wind geschützt.
Wie froh waren wir, Groß und Klein, wenn die Tür der Kirche von St. Gabriel noch offen war und wir unsere Kerze erneut am Friedenslicht anzünden konnten!

Irgendwie ist es uns schließlich immer gelungen, das Friedenslicht brennend nach Hause zu bringen, wo wir es über die Weihnachtstage sorgfältig behütet haben. Und wie dankbar sind wir den Pfadfindern, dass sie dieses Zeichen der Sehnsucht und Hoffnung aus Bethlehem schon all die Jahre zu uns bringen – in diesem Jahr übrigens über Jordanien, mit dem eindringlichen Friedenswunsch besonders für die Menschen in Israel, dem Gazastreifen und dem Westjordanland.

Friede auf Erden.

Es ist die Verheißung der Heiligen Nacht!
Deren Evangelium und Lesungen sind in diesem Gemeindebrief wiedergegeben.

Ralph Bergande

pgr@dormagennord.de

1. Lesung: Jes 9, 1 – 6

Lesung aus dem Buch Jesája:

Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht;

über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.

Du mehrtest die Nation, schenktest ihr große Freude.

Man freute sich vor deinem Angesicht,

wie man sich freut bei der Ernte,

wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.

Denn sein drückendes Joch und den Stab auf seiner Schulter,

den Stock seines Antreibers zerbrachst du wie am Tag von Mídian.

Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,

jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.

Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.

Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.

Man rief seinen Namen aus:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.

Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit.

Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird das vollbringen.

2. Lesung: Tit 2, 11 – 14

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus:

Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.

Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Evangelium: Lk 2, 1 – 14

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.

Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen:
Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte und sprach:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.

Gedanken zu Weihnachten

Manchmal ist es nicht leicht, eine kleine brennende Kerze vor dem Verlöschen
zu schützen. Auch wenn es ein Friedenslicht ist.

So scheint es mir allerdings auch mit dem Frieden selbst zu sein:
„Wir Menschen können Krieg – Frieden können wir nur, wenn der Herr uns hilft“.
So wird Pfarrer Grütering aus Wuppertal-Barmen in der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln vom 15.12.23 zitiert. Wie leicht ist es, die kleine Kerze auszupusten, wütend mit der Faust auf den Tisch zu hauen, etwas zu zerschlagen, einen Schwächeren anzugreifen. Und wie schwer fällt es mir, diesem Impuls zu widerstehen, vor allem, wenn ich mich im Recht fühle.

„Ehre sei Gott in der Höhe und
Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“.
So verkünden es der Engel des Herrn und ein großes himmlisches Herr den Hirten von Bethlehem in der Heiligen Nacht. Friede auf Erden! Dieser uralte Wunsch, diese Sehnsucht und Hoffnung. Gerade im Advent und in der Weihnachtszeit wird die Sehnsucht nach Frieden besonders spürbar. Die Hoffnung, dass sich die mit der Geburt des Gottessohnes verbundene Zusage erfüllt. Gerade auch in diesem Jahr angesichts der schrecklichen Kriege zwischen der Hamas und Israel, in der Ukraine und all der anderen Kriege in vielen Teilen der Erde.

Gegen alle Vernunft hat Maria dem Engel geantwortet:
„Mir geschehe, wie du es gesagt hast“         Unter so prekären Umständen ein Kind bekommen?

Gegen alle Vernunft hat Josef Maria nicht verstoßen, obwohl er wusste, dass er nicht der Vater ihres Kindes ist.

Gegen alle Vernunft haben die Hirten ihre Herde verlassen und sie somit den nächtlichen Gefahren ausgesetzt.

Gegen alle Vernunft haben sich die drei Weisen dem Befehl des Herodes widersetzt.

Gegen alle Vernunft? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber bestimmt im Vertrauen, dass es gut ausgeht. Im Vertrauen auf Gott.

Und so kann auch ich vielleicht versuchen, gegen alle Vernunft, trotz aller damit verbundenen Risiken, trotz aller Zweifel, meine Komfortzone zumindest ein wenig zu verlassen. Den schweren ersten Schritt zur Versöhnung zu machen, obwohl ich vielleicht zurückgewiesen werde. Jemandem zu helfen, obwohl ich sie/ihn (noch) gar nicht richtig kenne und vielleicht ausgenutzt werde. Oder einzutreten für mehr Warmherzigkeit gegenüber Schutzbedürftigen, obwohl ich selbst vielleicht dafür angefeindet werde. Oder auf andere Weise ein wenig von dem umzusetzen, was uns der, dessen Geburtstag wir nun an Weihnachten feiern, in seiner Frohen Botschaft vermittelt hat. Gegen manche Vernunft, aber im Vertrauen auf Gottes gute Führung und Hilfe. Für ein klitzekleines bisschen mehr Friede auf Erden.

Ihnen und allen, die Ihnen wichtig sind,
ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest!

Fürbitten

Herr, du kennst unser Elend:
Wir reden miteinander und verstehen uns nicht.
Wir schließen Verträge und vertragen uns nicht.
Wir sprechen vom Frieden und rüsten zum Krieg.

Zeige uns einen Ausweg.
Sende deinen Geist, damit er den Kreis des Bösen durchbricht
- für Friede auf Erden. Wir bitten Dich:

Schenke Frieden, Herr, den Menschen,
die überwältigt worden sind von Krieg und Terror. - Stille –

Schenke Frieden, Herr, den Menschen,
die fliehen und alles zurücklassen müssen. - Stille –

Schenke Frieden, Herr, den Armen, Alten und Kranken,
die in den Kriegsgebieten weiter ausharren,
weil sie nicht fliehen können. - Stille

Schenke Frieden, Herr, den Kindern,
die traumatisiert und verstört sind. -Stille –

Schenke Frieden, Herr, den Helfern,
die unter Einsatz ihres Lebens Unterstützung leisten. - Stille –

Schenke Frieden, Herr, den Toten
in diesen Kriegen und ihren Angehörigen. - Stille –

Herr, unser Gott, sieh auf die große Not,
die durch Krieg und Terror entstanden ist,
aber auch auf unsere Gebete um einen dauerhaften Frieden.
Du wirst sie nicht unbeantwortet lassen.
Dafür danken wir dir in Ewigkeit. Amen

Quelle: Mit dem Friedenslicht durch den Advent, www.katholisch-im-broeltal.de

Schlussgebet

Komm, Geist des Friedens, entwaffne die Herzen der Gewalttätigen.

Komm, Geist der Versöhnung, befreie die Streitenden aus ihren Konflikten.

Komm, Geist der Feuersglut, läutere die Gedanken der Verhärteten.

Komm, Geist der Hoffnung, begleite die Flüchtenden auf ihrem Weg.

Komm, Geist des Trostes, lindere den Schmerz der Trauernden.

Komm, Geist der Geborgenheit, bereite eine Heimat in der Fremde.

Komm, Geist der Wahrheit, schenke uns Worte voller Kraft.

Komm, Geist der Liebe, öffne unser Herz und unsere Hände.

Komm, Heiliger Geist!

Amen.

Quelle: Mit dem Friedenslicht durch den Advent, www.katholisch-im-broeltal.de

22.12.2023

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