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180. Gemeindebrief zum 31.12.2023

Einführung zum Fest der Hl. Familie im Lesejahr B

In St. Odilia, Gohr, gab es in diesem Jahr ein besonderes „Krippen-Erlebnis“.

Die Krippe wurde nicht, wie üblich, vor dem Odilienaltar errichtet, sondern in der Mitte des Stuhl-Ovals wurde eine „wachsende Krippe“ aufgebaut. Dabei diente der Raum unter dem Altartisch als „Stall von Bethlehem“, in dem Ochs, Esel und die Futterkrippe Platz fanden.
Im Verlauf von 4 Wochen konnten wir Woche für Woche miterleben, was damals geschah.

Am ersten Adventssonntag bestand das Krippenbild nur aus 2 Figuren:
Maria und der Verkündigungsengel, der Maria die Geburt Jesu verhieß.
Am 2. Sonntag war Josef schlafend dargestellt und im Traum erschien ihm ein Engel, der ihm auftrug, Maria nicht zu verlassen.
Schließlich machten Maria und Josef sich am 3. Sonntag auf den Weg von Nazareth nach Bethlehem, um sich in ihrer Geburtsstadt registrieren zu lassen.
Die schwangere Maria saß auf dem Rücken eines Esels.
Am 4. Adventssonntag kamen die beiden schließlich an dem Stall an,
den Josef noch ein wenig herrichten musste.

Am Weihnachtsmorgen lag dann das göttliche Kind in der Krippe und die Hirten hatten sich nach der Verkündigung des Engels auf den Weg zur Krippe gemacht.

Heute, am „Sonntag der Heiligen Familie“, freuen wir uns darauf, die komplette heilige Familie im Stall zu sehen, bevor am kommenden Sonntag die 3 Weisen aus dem Morgenland zu Besuch kommen. 

Hildegard Ziemons
Mitglied der Pfarrbriefredaktion und bei Maria 2.0
E-Mail: pgr@dormagennord.de

Erste Lesung Sir 3, 2–6.12–14 (3–7.14–17a)

Lesung aus dem Buch Jesus Sirach.

Der Herr hat dem Vater Ehre verliehen bei den Kindern
und das Recht der Mutter bei den Söhnen bestätigt.
Wer den Vater ehrt,
sühnt Sünden, und wer seine Mutter ehrt, sammelt Schätze.
Wer den Vater ehrt,
wird Freude haben an den Kindern und am Tag seines Gebets wird er erhört.
Wer den Vater ehrt,
wird lange leben, und seiner Mutter verschafft Ruhe, wer auf den Herrn hört.
Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an und kränke ihn nicht, solange er lebt!
Wenn er an Verstand nachlässt, übe Nachsicht
und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft!

Denn die dem Vater erwiesene Liebestat wird nicht vergessen;
und statt der Sünden wird sie dir zur Erbauung dienen.

Zweite Lesung Hebr 11, 8.11–12.17–19

Lesung aus dem Hebräerbrief.

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte;
und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.
Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden;
denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte.
So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann.
Aufgrund des Glaubens hat Abraham den Isaak hingegeben, als er auf die Probe gestellt wurde; er gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißungen empfangen hatte und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben.

Er war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, von den Toten zu erwecken;
darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Evangelium Lk 2, 22–40

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden.

Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.

Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.

Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück.

Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

Gedanken zum Evangelium - Zum Fest der heiligen Familie

„Auch wenn die biblische Familie Jesu im Zentrum steht und diese als eigenständiges Bildthema schon in der mittelalterlichen Kunst populär war, ist die Entstehung des Festes jüngeren Datums. Erst im 19. Jahrhundert nahm die Verehrung der Familie Jesu, von Kanada ausgehend und von Papst Leo XIII. gefördert, einen weltweiten Aufschwung. Man sah in der Familie aus Nazareth ein Vorbild für das als gefährdet verstandene christliche Familienleben. Und so durfte das Fest der Heiligen Familie ab 1893 von Diözesen und Ordensfamilien am 3. Sonntag nach Erscheinung des Herrn gefeiert werden, sofern sie hierfür einen Antrag stellten. 1920 wurde das Fest schließlich von Papst Benedikt XV. für die gesamte lateinische Kirche verbindlich eingeführt und auf den ersten Sonntag nach Epiphanie gelegt. Erst mit der Kalenderreform von 1969 erhielt es seinen heutigen Termin.

Die liturgischen Texte beten dafür, dass auch unsere Familien „in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben“ (Tagesgebet), dass Gott sie in seiner Gnade und seinem Frieden erhalte (Gabengebet) und dass „wir das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen“ (Schlussgebet).“   
Herder „Gottesdienste“ vom 31.12.2023

Was aber bedeutet nun für uns das Fest der „heiligen Familie“?
Was bedeutet „heilig“?
Und was ist an dieser Familie so besonders?
War der kleinen Familie im Stall von Bethlehem bewusst,
dass sie „heilig“ waren oder wurde ihnen das erst im Laufe der Jahre klar?

Im Evangelium finden sich wenige Stellen, die über die „heilige Familie“ etwas aussagen.

Angefangen hat alles ein wenig ungewöhnlich. Ein Engel erscheint Maria, der ihr verkündet, dass sie einen Sohn gebären wird, der den Namen Jesus tragen soll. Der Heilige Geist wird über sie kommen und sie in das Geheimnis dieser Geburt einweihen. Maria willigt ein, sie will „die Magd des Herrn“ sein. (Lk, 1,26-38)

Maria zieht sich für 3 Monate zurück zu Elisabeth, die ebenfalls ein Kind erwartet, obwohl sie schon im fortgeschrittenen Alter ist. Bei Elisabeth erfährt Maria großes Vertrauen, sie beginnt zu ahnen, welch besonderes Kind sie erwartet. (Lk, 1,39-56)

Von Josef, dem Verlobten Marias, erfahren wir wenig. Offenbar ist er nicht der Vater des Kindes und er will deshalb Maria verlassen. Auch Josef erscheint ein Engel im Traum, der ihn eindringlich bittet, Maria nicht zu verstoßen, sondern an ihrer Seite zu bleiben. Begreift auch er, dass es ein besonderes Kind sein wird? (Mt 1,18-25)

Jedenfalls machen die beiden sich auf den Weg nach Bethlehem, wo das Kind in einem Stall geboren wird. (Lk, 2, 1-20)

Das Nächste, was wir in der Bibel lesen, ist die Darstellung Jesu im Tempel. Es war damals nach dem Gesetz des Mose so üblich, dass „jede männliche Erstgeburt dem Herrn heilig genannt werden soll“. Hier erlebt die Familie mit Erstaunen, dass der fromme Simeon und die Prophetin Hanna das Kind als den Erlöser erkennen.
Sie kehren nach Hause zurück und „das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm“. (Lk, 2, 21-40)

Die letzte biblische Quelle, die uns vom Leben der Familie erzählt, beschreibt den zwölfjährigen Jesus im Tempel, wo er das Gespräch mit den Schriftgelehrten dem Heimweg mit seinen Eltern vorzieht. Vielleicht ein erster Schritt in die Selbständigkeit und ein Zeichen der Abnabelung vom Elternhaus, so wie alle Eltern das erleben. (Lk, 2, 41-52)

Bis hierhin klingt die Geschichte zwar ein wenig sonderbar, aber noch nicht so richtig „heilig“. Eher wie eine kleine „Patchwork-Familie“, in der sich jeder bemüht, alles möglichst gut zu machen. Maria nimmt die große Herausforderung an, dieses Kind zur Welt zu bringen. Josef entscheidet sich gegen alle traditionellen Vorbehalte für Maria und das Kind, Jesus nabelt sich schon früh von seiner Familie ab, um seinen Weg zu gehen.

Eigentlich passiert das in vielen Familien. Sie stehen zueinander, sie halten zusammen, sie kümmern sich in Liebe umeinander, sie lassen zu - auch wenn es schwerfällt – dass ihre Kinder eigene Wege gehen. 

Ist das schon „heilig“? - Vielleicht!

Zumindest ist eine solche Familie ein guter Nährboden für gelingendes Leben.

Vielleicht braucht es kirchliche Dogmen und Verbote gar nicht, damit eine Familie heilig ist.

Vielleicht braucht es keine Engel in weißen Kleidern, die uns sagen, was wir zu tun haben.

Vielleicht müssen wir die Geschichten der Bibel gar nicht so wörtlich nehmen.

Was wäre denn, wenn Maria nicht als Jungfrau das Kind geboren hätte?
Wenn Josef sein wirklicher Vater gewesen wäre?
Wenn das Kind nicht in Bethlehem in einem armseligen Stall geboren worden wäre?
Wäre es trotzdem der Sohn Gottes gewesen?
Warum nicht?
Brauchen wir wundersame Geschichten, um glauben zu können?

Ich glaube, wir brauchen solche Geschichten, um uns das alles besser vorstellen zu können, zum Beispiel: die wachsende Krippe in St. Odilia.

In der Bibel finden wir Geschichten, die uns etwas verständlich machen wollen, die von Gottes Größe und Liebe erzählen und die vom Wirken Gottes unter den Menschen berichten. Was wirklich passiert ist, kann uns niemand sagen und es ist auch gar nicht so wichtig.

Aber, Gott wirkte vor tausenden von Jahren und wirkt auch heute in unserem Leben und in unseren Familien. Wir müssen es nur erkennen und zulassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes und Gott erfülltes neues Jahr!

Hildegard Ziemons

Fürbitten

Gott kennt die Sorgen und Nöte der Familien und aller Menschen.
Darum lasst uns voll Vertrauen zu ihm beten:

Für alle Menschen, die in Familien zusammenleben:
um Zusammenhalt und Liebe zueinander in guten wie in schlechten Tagen.
– Stille – Gott, unser Vater.

Für die Mütter und Väter, die ihre Kinder allein erziehen:
um gute Wegbegleiter, die ihnen beistehen.
– Stille – Gott, unser Vater.

Für die Eltern, die von ihren Kindern verlassen wurden:
um Überwindung ihrer Enttäuschung und um neuen Lebensmut.
– Stille – Gott, unser Vater.

Für die Kinder, die von ihren Eltern nicht verstanden werden:
um neue Wege zu Verständigung und Gemeinschaft.
– Stille – Gott, unser Vater.

Für die Jugendlichen und Heranwachsenden:
um eine gute Zukunft auf dem Weg in die Selbständigkeit.
– Stille – Gott, unser Vater.

Herr, unser Gott, durch deinen Sohn, Jesus Christus,
hast du uns in die Gemeinschaft deiner großen Familie berufen.
Dir gelten unser Dank und unser Lobpreis jetzt und in Ewigkeit.

28.12.2023

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