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182. Gemeindebrief zum 14.01.2024

Einführung -  zweiter Sonntag im Jahreskreis (B)

Jesus muss für seine Mitmenschen vom Beginn seines öffentlichen Auftritts an eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein. Als er den Prediger Johannes am Jordan aufgesucht hatte und von ihm getauft wurde, hat er bei den Menschen einen so starken Eindruck hinterlassen, dass zwei Männer sich an seine Fersen hefteten und ihm folgten. So beschreibt es der Evangelist Johannes. Jesus wollte wissen, wer ihm da hinterherläuft und fragt sie, was sie suchen. Worauf die beiden mit der Gegenfrage kommen "Wo wohnst du?" Sie wollen sich Gewissheit verschaffen, ob sie Jesus trauen können, ob das, was Jesus zu sagen hat, hilfreich ist, um das Leben zu bestehen. Ja, ob er vielleicht gar der erwartete Retter ist, der Israel aus der Knechtschaft führt und von der römischen Besatzung befreit?

Wir richten uns ja auch gerne Schubladen ein, um einen Menschen einzuschätzen und einzuordnen. Die Frage nach der Herkunft und der Wohnung gibt da einen ersten Anhaltspunkt. Wenn die Antwort z.B. Berlin-Charlottenburg, Berlin-Prenzlauer Berg oder Berlin-Kreuzberg heißt, ziehen wir die entsprechende Schublade auf und packen den Menschen dort hinein. Wir glauben dann zu wissen, mit wem wir es zu tun haben und was wir von ihm erwarten können.

Hans-Jürgen Oeynhausen
St. Odilia
E-Mail: hans-juergen@oeygohr.de

Kyrie

Herr Jesus Christus,

  • du hast uns gerufen.
               Herr, erbarme dich.
  • du hast uns gelehrt zum Vater zu beten.
               Christus, erbarme dich.
  • Du rufst uns in dieser Feier aufs Neue und willst uns beschenken.
               Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Herr und Gott, deine Gemeinde ist versammelt
und wir sind voller Erwartung auf das,
was du uns heute wieder erfahren lässt.

Schenke uns deinen Heiligen Geist,
damit wir besonders die leisen Töne aufnehmen können,
die deinen Weg mit uns markieren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Erste Lesung 1 Sam 3, 3b–10.19

Samuel ist ein von Gott Berufener. Seine Mutter hat ihn schon früh dem Dienst am Heiligtum in Schilo geweiht. Noch ehe der junge Samuel es recht begreifen konnte, hat Gott ihn mit einem harten Prophetenauftrag zum Hohepriester Eli geschickt. Samuel hört das Wort, das Gott ihm sagt, mit der ganzen Kraft seines Herzens. Sein Leben lang wird er nichts anderes tun, als auf das Wort hören und es treu weitersagen.

Lesung aus dem ersten Buch Sámuel.

In jenen Tagen schlief der junge Sámuel im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand. Da rief der Herr den Sámuel und Sámuel antwortete: Hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen!

Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: Sámuel! Sámuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen! Sámuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.

Da rief der Herr den Sámuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Sámuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört. Sámuel ging und legte sich an seinem Platz nieder.

Da kam der Herr, trat heran und rief wie die vorigen Male: Sámuel, Sámuel! Und Sámuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört. Sámuel wuchs heran und der Herr war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.

Antwortpsalm Ps 40 (39), 2 u. 4ab.7–8.9–10 (Kv: vgl. 8a.9a)

Kv Mein Gott, ich komme; deinen Willen zu tun, ist mein Gefallen  (GL 31, 1)

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. *
Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.
Er gab mir ein neues Lied in den Mund, *
einen Lobgesang auf unseren Gott. – (Kv)

An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, /
doch Ohren hast du mir gegraben, *
Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme. *
In der Buchrolle steht es über mich geschrieben. – (Kv)

Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen *
und deine Weisung ist in meinem Innern.
Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet, *
meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es. – Kv

Zweite Lesung 1 Kor 6, 13c–15a.17–20

Paulus war ein leidenschaftlicher Prediger der christlichen Freiheit. Aber er weiß auch, wie gefährdet diese Freiheit ist. Christen sollen ihren Leib weder verachten noch vergötzen; der Leib, das ist der ganze Mensch, für den Christus gestorben und vom Tod auferstanden ist. Sich der Begierde versklaven, heißt Christus entehren. Leib und Seele und Geist des Getauften sind Christus geweiht.

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Schwestern und Brüder! Der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken.

Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?
Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm.

Meidet die Unzucht! Jede Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib.

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!

Ruf vor dem Evangelium: Vers: vgl. Joh 1, 41.17b

Halleluja. Halleluja.

Wir haben den Messias gefunden, den Gesalbten des Herrn.
Die Gnade und die Wahrheit sind durch ihn gekommen.

Halleluja.

Evangelium Joh 1, 35–42

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister —, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus – der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.

Gedanken zum Evangelium

Wo wohnst du?
fragen wir, wenn wir einen Menschen kennen lernen wollen.

Wo wohnst du?
fragt die SCHUFA, wenn sie die Kreditwürdigkeit eines Menschen beurteilen will.

Where are you from?
war die erste Frage bei der Ankunft auf einem Campingplatz in den USA.

Meine Wohnungsanschrift kann auch eine Rolle spielen,
wenn ich mich bei einem Arbeitgeber bewerbe.
Der Ort. wo jemand wohnt, ist wohl ein wesentlicher Mosaikstein,
wenn wir uns ein Bild von einem unbekannten Menschen machen wollen.

Wo wohnst du?
wird Jesus von Andreas und Johannes (der Apostel Johannes) gefragt, weil die beiden Gewissheit wollen, ob sie Jesus trauen können. Sie wollen Argumente finden für ihre Überlegung, ob sie Jesus folgen sollen, und so ihre Entscheidung absichern.

Es muss eine Begegnung gewesen sein, die Andreas und Johannes tief beeindruckt hat. Und wie das so ist, wenn einander fremde Menschen einen gemeinsamen Weg gegangen sind und ein Grundvertrauen entstanden ist, so lädt man zum Essen ein. Sicherlich haben Jesus und seine beiden neuen Freunde dann auch gemeinsam Mahl gehalten. Denn die Mahlgemeinschaft war für Jesus immer ein wichtiges Zeichen, um mit Menschen Gemeinschaft zu haben und um Menschen an sich zu binden. So haben die Jünger Jesu und die nach Jesu Tod entstandenen Christengemeinden gemeinsam Mahl gefeiert.

Wie können wir Mahlgemeinschaft halten bei uns, in unseren Familien, in unseren Gemeinden und in unseren Eucharistiefeiern, dass wir spüren können: Jesus ist in unserer Mitte, die Botschaft Jesu prägt unser Leben?

Allgemeines Gebet (Fürbitten)

Zu unserem Herrn Jesus Christus,
der uns in seine Nachfolge gerufen hat, lasst uns voll Vertrauen rufen:

  • Wir bitten um Offenheit und Bereitschaft für deine frohe Botschaft.
  • Wir bitten darum,
    deine Stimme auch im Getöse des Alltags zu hören und ihr bereitwillig zu folgen.
  • Wir bitten darum, dass du auch in Not,
    Schmerz und Leiden zum Menschen sprichst und ihn zum Heil rufst.
  • Gedenke aller Verstorbenen, die an dich geglaubt haben,
    damit sie das Licht der Verheißung sehen.

Du bist der Herr unseres Lebens.
Bewahre uns in deiner Nachfolge jetzt und alle Tage unseres Lebens.
Dich loben und preisen wir in Ewigkeit.

Gabengebet

In dieser Feier halten wir mit Brot und Wein Mahl
und nehmen Christus in unsere Mitte.
Wir vertrauen darauf, dass du, Vater, uns an die Hand nimmst und uns wandeln kannst durch Christus, unseren Bruder und Herrn.

Hochgebet

Wir danken dir, guter Gott. Du hast dich uns zugewandt in Jesus, deinem Sohn und unserem Bruder. In ihm erkennen wir, wer du für uns sein willst. Du bist befreiend da für die Armen und Bedrängten und bist jenen nahe, die auf deren Seite stehen.

Wir danken dir für Jesus, der gelebt hat, was ein Mensch sein könnte. Ihm dürfen wir nachfolgen und so zu seiner Gemeinde werden, dankbar, nicht allein auf dem Weg unseres Lebens und Glaubens zu sein. Das gibt uns Mut und lässt uns bekennen: Sanctus

Guter Gott, du bist mit uns unterwegs, wenn wir uns im Glauben an deine Treue auf den Weg der Nachfolge Jesu machen und als seine Gemeinde vor dir versammelt sind.

Im Namen und Auftrag Jesu sind wir hier, um in Erinnerung an ihn das Brot zu brechen und den Wein auszuteilen. Wir bitten dich um deinen Geist, damit im Teilen von Brot und Wein Jesus + Christus unter uns gegenwärtig wird.

Es war in der Nacht vor seinem Leiden. Im Angesichte des Todes kam Jesus mit den Seinen zusammen um von ihnen Abschied zu nehmen und ihnen sein Vermächtnis zu hinterlassen. In jener Nacht nahm er während des Essens Brot in seine Hände, dankte dafür, brach es und reichte es den Seinen mit den Worten:

NEHMT UND ESST ALLE DAVON.

DAS IST MEIN LEIB,

DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD.

Ebenso nahm er in jener Nacht nach dem Essen den Becher mit Wein, dankte wiederum und reichte ihn den Seinen mit den Worten:

NEHMT UND TRINKT ALLE DARAUS.

DAS IST DER BECHER

DES IMMER WÄHRENDEN BUNDES,

MEIN BLUT, DAS FÜR EUCH

UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD

ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN.

TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS.

Geheimnis des Glaubens

Guter Gott, Jesus hat uns aufgezeigt, woran wir uns halten sollen, um zur Gemeinde in seinem Geist zu werden: Er pries die Armen selig und redete den Reichen ins Gewissen; er ging auf die ausgegrenzten Kranken und die geächteten Sünder zu; er begegnete den gering geschätzten Frauen und Kindern mit Achtung und hielt Tischgemeinschaft mit jenen unten und am Rand der Gesellschaft. Deswegen wurde er als Fresser und Weinsäufer, als Freund der Zöllner und Sünder beschimpft und von seinen Verwandten für verrückt erklärt.

Weil er trennende Grenzen überwand, trachteten ihm die Frommen und Mächtigen nach dem Leben, da sie auf den Grenzen beharrten, die die Armen von den Reichen, die Schwachen von den Mächtigen, die Kranken von den Gesunden und die Sünder von den Frommen schieden.

Wir erinnern uns daran, dass Jesus mit dem Tod am Kreuz nicht verloren ging und sein Geist nicht ausgelöscht wurde. Seine Jüngerinnen und Jünger bezeugten, dass das Leben stärker ist als der Tod und führten als seine Gemeinde weiter, womit er heilend und befreiend begonnen hatte.

Wir bitten um die Kraft des Heiligen Geistes. Gib, dass wir als Gemeinde Jesu Christi den Mut haben, trennende Grenzen zu überwinden, damit niemand mehr ausgegrenzt oder geringgeachtet wird.

Lass uns solidarisch sein mit den Armen und Bedrängten heute bei uns. Lass uns all jenen Raum geben, die keine Heimat haben. Lass uns eine offene Gemeinde sein, in der Herrschaft keinen Platz hat.

Gib, dass wir uns einsetzen für eine geschwisterliche Kirche und Gesellschaft. Erfülle mit deinem Geist, die im Glauben an Jesus Christus mit uns unterwegs sind. Stärke jene, die in der Kirche eine besondere Verantwortung tragen. Wir bitten für den Bischof von Rom, unseren Papst Franziskus und unseren Bischof N.

Guter Gott, gedenke all der Menschen, die uns nahegestanden sind und die der Tod uns entrissen hat und vergiss die nicht, um die niemand mehr trauert. (Hier kann der Toten gedacht werden.)

Lass uns in Gemeinschaft mit Maria, der Mutter Jesu, mit dem hl. Josef, seinem Ziehvater, mit den Aposteln und Blutzeugen, (mit dem/der Heiligen ...) und mit allen Heiligen und Gläubigen dich loben und preisen durch Jesus, deinen Sohn und unseren Bruder.

Schlussgebet und Segen

Himmlischer Vater, die heilige Versammlung löst sich jetzt wieder auf
und jeder wird seines Weges gehen.
Wir wollen im Getriebe des Alltags nicht vergessen, was wir hier gefeiert haben.
Segne uns und sende uns aus, dass wir Hoffnung in die Welt tragen.

Dazu segne uns der gute und menschenfreundliche Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Quellen:
Erzabtei Beuron:  Tagesliturgie 2. Sonntag im Jahreskreis (B)  
Steyler Missionare:  2. Sonntag im Jahreskreis (B)

12.01.2024

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