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183. Gemeindebrief zum 21.01.2024, 3. Sonntag im Jahreskreis, LJ B

EINFÜHRUNG

Liebe Schwestern und Brüder,

in der ersten Lesung hören wir heute vom Propheten Jona, jenem Jona, der drei Tage und Nächte im Bauch des großen Fisches war. In dieser Zeit zu sich selbst gekommen, kann er neu an den Auftrag gehen, den Gott ihm gegeben hat und: auf einmal klappt es!

Im Evangelium sagt Jesus seinen ersten Jüngern Simon und Andreas, die er am Ufer des Sees Gennezareth in seine Nachfolge ruft, dass er sie zu „Menschenfischern“ machen möchte.
Und von diesem Simon, der später den Beinamen Petrus erhält, leitet sich der Anglergruß „Petri Heil“ ab.

Wenn ich Sie und euch zu diesem Gottesdienst mit „Petri Heil!“ begrüße,
dann wünsche ich euch und mir heute in diesem Gottesdienst
auch einen reichen Fang:
dass wir in den Texten heute vielleicht das eine Wort angeln,
das uns mit Hoffnung und Freude erfüllt.

Am Beginn des Gottesdienstes tragen wir vor Gott all das, was uns gelungen ist und das, wo wir hinter unseren eigenen Erwartungen zurückgeblieben sind im Vertrauen, dass Gott mit seiner Fülle das bestärkt, was uns in dieser Woche erfüllt hat und das vollendet und heilt, wo uns die Erfahrung der Fülle gefehlt hat.

Pater Jaison Kavalakatt CMI, Pfarrvikar
Tel.: 02133 238670
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. LESUNG - JONA 3,1-5. 10

Lesung aus dem Buch Jona.

Das Wort des Herrn erging an Jona:

Mach dich auf den Weg und geh nach Nínive, der großen Stadt,
und rufe ihr all das zu, was ich dir sagen werde!
Jona machte sich auf den Weg und ging nach Nínive,
wie der Herr es ihm befohlen hatte.
Nínive war eine große Stadt vor Gott;
man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren.

Jona begann, in die Stadt hineinzugehen;
er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage und Nínive ist zerstört!
Und die Leute von Nínive glaubten Gott.
Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.
Und Gott sah ihr Verhalten;
er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten.

Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.

ANTWORTPSALM - PS 25,4-9

Kv: Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! – Kv
(GL 142,2)

Zeige mir, Herr, deine Wege, *
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /
denn du bist der Gott meines Heiles. *
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag. – (Kv)

Gedenke deines Erbarmens, Herr, /
und der Taten deiner Gnade; *
denn sie bestehen seit Ewigkeit!
Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel! *
Nach deiner Huld gedenke meiner, Herr, denn du bist gütig! – (Kv)

Der Herr ist gut und redlich, *
darum weist er Sünder auf den rechten Weg.
Die Armen leitet er nach seinem Recht, *
die Armen lehrt er seinen Weg. – Kv

2. LESUNG - 1 KOR 7,29-31

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth.

Ich sage euch, Brüder:
Die Zeit ist kurz.
Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten,
als habe er keine, wer weint, als weine er nicht,
wer sich freut, als freue er sich nicht,
wer kauft, als würde er nicht Eigentümer,
wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht;
denn die Gestalt dieser Welt vergeht.

RUF VOR DEM EVANGELIUM - MK 1,15

Halleluja. Halleluja.

Das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Halleluja.

EVANGELIUM - MK 1,14-20

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer.

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach!

Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.

Sogleich rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

GEDANKEN ZUM EVANGELIUM

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“
dieser aus einem Gedicht herausgebrochene Halbsatz hat sich verselbständigt und eine unglaubliche Beliebtheit erlangt.

Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ nimmt Abschied und Aufbruch ins Wort.
Und so kann dieses Wort vom Anfang und vom Zauber auch über dem heutigen Evangelium stehen.

Es markiert den Abschied Jesu aus seinem Herkunftsleben und den Aufbruch zur Bestimmung seines Lebens.
In diesen Aufbruch hinein hören wir die ersten Worte, die Jesus öffentlich kundtut.
Die Zeit ist voll!
Das Reich Gottes ist da!
Kehrt um und vertraut dem Evangelium!

Hier in dieser Ankündigung schlägt das Herz Jesu, hier hören wir, was ihm das Allerwichtigste war. Und wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über.

Die Zeit ist voll, sie ist reif. Das Reich Gottes ist nicht irgendwo, ist nicht irgendwann; das Reich Gottes ist da! In diesem Anfang, in diesen Worten wohnt der Zauber der Botschaft Jesu – und wie es in Hesses Gedicht im zweiten Halbsatz weiter über den Zauber heißt: „Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“.

Simon und Andreas, die Fischer, waren die ersten, die sich von diesem Zauber eines Neuanfangs anstecken ließen. Die Zeit ist voll! Das Reich Gottes ist da!

Der Apostel Paulus hat Jesus, obwohl er ihn nicht persönlich kennengelernt hatte, wohl verstanden. Rund 30 Jahre nach Jesu Tod schreibt er in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth – etwas pointiert ausgedrückt: Zeit der Gnade: Jetzt! Tag des Heils: Heute! (2 Kor 6,2). Nicht morgen, nicht übermorgen und schon gleich gar nicht erst im Jenseits. Und Paulus war kein Schönfärber, er beschreibt kein Wellnessprogramm für die Seele. Nein, unmittelbar nach diesem Ausruf kommt er auf das zu sprechen, was alles an Leiden er und seine Mitstreiter zu ertragen hatten und haben.

Wenn man unsere Zeit beschreiben möchte, dann fällt mir ein Charakteristikum auf. Viele Menschen scheinen ein Gefühl, ja die Befürchtung in sich zu tragen, im Leben zu kurz zu kommen. Und Paulus sagt mit Jesus: Mit Gott könnt ihr gar nichts verpassen, weil ihr nicht aus der Zeit, nicht aus Gottes Zeit herausfallen könnt. Lasst euch doch beschenken von dem, was Gott in diese Zeit, in eure Zeit gelegt hat: Die Zeit ist voll. Das Reich Gottes ist da! Zeit der Gnade: Jetzt! Tag des Heils: Heute! Das schließt alle Zeiten ein, auch alle meine Zeiten, weil alle meine Zeiten in seiner Gnade gehalten sind.

Was das heißt, das hat der Jesuitenpater Alfred Delp in ein Wort des Vertrauens gefasst, das erprobt ist vom eigenen Leben, vom eigenen Glück und vom eigenen Leiden. Delp war mit vielen anderen vereint im Widerstand gegen Hitler und seinen nationalsozialistischen Terror. Man machte auch ihm den Prozess, obgleich man ihm den Widerstand nicht nachweisen konnte. Und das hieß für ihn: Gefängnis, Folter, Hinrichtung. Delp aber wusste, dass keine Zeit, auch keine des Leidens, aus Gottes Verheißung herausfallen kann. Und so fasste er diese in unverwechselbarer Weise ins Wort:

Die Verheißungen Gottes stehen über uns / gültiger als die Sterne / und wirksamer als die Sonne. // An ihnen wollen wir gesund werden / und frei / von innen her. / Sie haben uns umstellt / und den Raum des Lebens / zugleich ins Unendliche geweitet; // selbst die Klage behält noch ihr Lied / und die Not ihren Klang / und die Einsamkeit ihre Zuversicht.

Diesen Verheißungen können wir auf der Spur bleiben, ihnen nachspüren im Leben, in unserer Zeit!

Der Theologe Meinrad Limbeck sagt: „Vergessen Sie es nie: Die Güte und die Liebe, die einmal allem die Vollendung schenken will – sie ist Ihnen wirklich auch schon heute in der Mitte, in der Tiefe Ihres Lebens nahe. Sie ist jeden Tag aufs Neue für Sie da. Lassen Sie sich daher nie für längere Zeit ängstigen und jagen. Leben Sie in der Gegenwart, halten Sie es darin aus. Denn das Leben ist im Grunde gut und es empfängt vom Ende her sein Licht. Vertrauen Sie und wagen Sie es, darauf zu bauen!“

19.01.2024

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