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189. Gemeindebrief: Sonntag, 03.04.2024

3. Sonntag im Österlichen Bußzeit/ Lesejahr B 2024

Einführung

Wenn jemand ausrastet, wird es ungemütlich. Welche Auswirkung ein solch emotional heftiges Geschehen hat, lässt sich nicht einfach sagen. Oft genug erzeugt es eine störrische Gegenreaktion, aber es schließt nicht aus, dass jemand seine Haltung verändert, Neues anfängt und sich auf Wesentliches konzentriert. Im Evangelium erleben wir heute Jesus, wie er ausrastet. So nehmen wir ihn wohl selten wahr. Schießt er damit übers Ziel hinaus? Oder wird hier einfach deutlich, wie er seine konsequente Haltung zu Gott und zum Leben lebt - und bereit ist, die Konsequenzen zu tragen?

Klaus Koltermann, Pfarrer

Erste Lesung Ex 20, 1–17 Lesung aus dem Buch Éxodus

In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sínai alle diese Worte:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, ein eifersüchtiger Gott: Ich suche die Schuld der Väter an den Kindern heim, an der dritten und vierten Generation, bei denen, die mich hassen; doch ich erweise Tausenden meine Huld bei denen, die mich lieben und meine Gebote bewahren.

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.

Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun.
Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin und dein Vieh und dein Fremder in deinen Toren.

Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.

Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas,das deinem Nächsten gehört.

Erste Lesung Ex 20, 1–3.7–8.12–17 -Kurzfassung-

Lesung aus dem Buch Éxodus.

 

In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sínai alle diese Worte:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.

Zweite Lesung 1 Kor 1, 22–25 Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth.

Schwestern und Brüder!
Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.
Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten:
für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit,
für die Berufenen aber, Juden wie Griechen,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gottist stärker als die Menschen.

Evangelium Joh 2, 13–25 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Das Paschafest Sprich: Paschafest. der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.

Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um

und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?

Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle
und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.

Gedanken zum Evangelium

Liebe Mitchristen,

 

Können Sie sich erinnern, wann jemand Ihnen gegenüber ausgerastet ist? Oder wann waren Sie selbst emotional so geladen, dass es knallte? Erinnern Sie sich an den Auslöser? Vielleicht war es nur eine Kleinigkeit, über die man sonst hinwegsieht. Oder war es, wie man sagt, der letzte Tropfen bei etwas, was sich schon lange aufgestaut hat und dann den Damm brechen ließ? Was folgte dem Ausrasten? Es gibt immer eine Reaktion: Entweder provoziert es eine ebenso massive Gegenreaktion, die möglicherweise in verhärteten Positionen endet. Oder die andere Seite schweigt und verzieht sich oder … es kommt bestenfalls zu einer konsequenten Auseinandersetzung, weil eine neue Achtsamkeit auf das gelenkt wurde, was sich als Problem zeigt. Es besteht also immer Hoffnung, dass ein Ausraster zum Impuls wird, Veränderung zu wollen, auf dem Weg umzukehren und sich auf das neu einzurichten, was notwendig ist.

Auch Jesus überrascht uns heute im Evangelium mit seinem Ausrasten. Was ist geschehen? Er kommt als Pilger zum Passah-Fest. Dieses Fest feiert das jüdische Volk, weil es dankbar auf Gottes befreiendes Tun schaut und sich deshalb den Lebensweisungen Gottes anvertraut. Jesus kommt unter vielen Pilgern nach Jerusalem und ihm springen im Tempelbezirk die zugelassenen Händler und Geldwechsler ins Auge. Es kommt, wie gehört, zum Eklat.

Das Johannesevangelium erzählt dies wie eine große Inszenierung: Jesus treibt mit zusammengerafften Stricken Rinder und Schafe hinaus und lässt die Tauben wegschaffen. Das sorgsam geordnete Geld verstreut er mit den umgestürzten Tischen auf dem Boden. Welch ein autoritärer Auftritt! Aber: Musste das sein? Was haben die Betroffenen denn falsch gemacht? Bieten sie nicht die vorgeschriebenen makellosen Opfertiere für den rechtmäßigen Kult an? Erleichtern sie nicht den Pilgern, ihren religiösen Verpflichtungen nachzukommen? Helfen die Geldwechsler nicht auf einfache und sichere Weise, die gängigen Münzen in die vorgeschriebene Tempelwährung umzutauschen? Alles geschieht doch mit Zustimmung und in Abstimmung mit der religiösen Führerschaft, der Tempelbehörde. Warum also diese Provokation? Es wundert einen nicht, dass die Verantwortungsträger auflaufen, weil sie sich infrage gestellt fühlen. Macht sich Jesus nicht klar, welche Konsequenzen sein Tun haben wird?

Jesu Verhalten und Aussage über den Tempel lässt erkennen: Er sieht nicht nur auf das vordergründig scheinbar Hilfreiche und Gute eines legitimierten Verhaltens. Die Menschen, die zum Tempel pilgern, sie sollen tatsächlich mit Gott in Beziehung treten. Diese Gottesbeziehung wird aber gefährdet und womöglich verstellt, wenn aufwändige Rituale und Bedingungen gefordert werden oder wenn sie sogar davon abhängig gemacht wird, ob man es sich leisten kann - und da ist vielleicht das Materielle nur eine Seite. Zwischen die Beziehung von Mensch und Gott soll sich kein materielles oder rituelles Medium schieben.

Denn es birgt auch die Gefahr, dass sich Menschen dahinter vielleicht verstecken. All das Beachten und Handeln mit Voraussetzungen birgt die Gefahr, eine Scheinbeziehung mit Gott zu pflegen, statt sich offen Gott zu stellen. Sich Gott zu stellen, mit dem, was im Herzen des Menschen ist, das fordert auch heraus, aber es fordert dazu heraus, bereit zu sein, den äußeren Anschein abzulegen und sich als Mensch Gott hinzuhalten, damit er diese Tochter und den Sohn nach seinem Bild zum neuen Menschen formen kann. Zu einem Menschen, der sich unbedingt auf Gott einlässt, der sich seinen Weisungen ins Leben hingibt. Jesus will also davon befreien, sich mit bloß mittelbaren Beziehungen den bloßen Schein eines Lebens mit Gott anzueignen.

Menschen hängen oft an solchen Mitteln, die sie gut aussehen lassen. Denn im Spiel des Lebens scheinen sie einen sicheren Platz zu gewähren. Sie aber abzureißen und sich so vor Gott und die Menschen zu stellen, wie der Mensch in seinem Wesen ist, das ist meist ein schmerzhafter Augenblick. Dies ist ein Moment, ein wirklicher Bewegpunkt, von dem aus alles im weiteren Leben verändert werden kann. Mit welchen Ängsten, welchen Machtspielen, welchem Ehrgeiz und welcher Hoffnungslosigkeit kämpfe oder handle ich, kämpfen oder handeln Sie in diesem Haus des Lebens? Mit Blick auf Jesus entdecke ich, dass wir den Mut haben können, Gott hinter all das schauen zu lassen, was bei uns nicht stimmt und was eine Renovierung, eine Erneuerung braucht.

Pastor Klaus Koltermann

Fürbitten

Gott ist ein Gott des Lebens.

Er lässt uns Menschen immer wieder erfahren, dass er für uns da ist.

Ihn bitten wir in den Sorgen und Nöten dieser Zeit:

Fürbitten:

Für Papst Franziskus, dem die Leitung der Kirche anvertraut ist.

Für alle, die mit ihm Verantwortung tragen.

Für alle, die sich einbringen, um Gemeinschaft im Glauben heute zu gestalten.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Für unsere jüdischen Mitmenschen, die zum von Gott zuerst auserwählten Volk gehören;

Für sie beten wir, die auch heute wegen ihres Glaubens um ihre Sicherheit fürchten.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Für die Menschen in der Ukraine, im Heiligen Land und den vielen Kriegsgebieten der Erde.

Für alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit weltweit einsetzen.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Für alle, die sich mit ihrer Kraft und Zeit für andere einsetzen.

Für alle, die in Familie oder in Pflegeeinrichtungen für kranke oder hilfsbedürftige Menschen da sind.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Für die Menschen in unserer nächsten Umgebung, deren Not uns berührt; für Kranke, Trauernde und Einsame.

Für alle, die sich nach neuer Lebensfreude sehnen.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Für unsere Verstorbenen, die das Leben in dieser Welt mit uns geteilt haben.

Stille – Gott, Quelle des Lebens. – Wir bitten dich …

Abschluss

Gott, du liebst uns Menschen.

Wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus, der uns in seinem Tod die Größe deiner Liebe zeigt. Dich loben wir, heute und in Ewigkeit. Amen.

Quelle: Bistum Trier

01.03.2024

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