zurück

191. Gemeindebrief zum 5. Fastensonntag im Jahreskreis B – mitgestaltet von der Gruppe Maria 2.0

Einführung

Im heutigen Evangelium hören wir von einigen Griechen, die nach Jerusalem gepilgert waren, um Jesus zu sehen. Ob sie Jesus wirklich zu Gesicht bekamen, erfahren wir nicht. Nun könnten wir auf die Idee kommen, dass sie Jesus Christus auch in jedem von uns Christen und Christinnen entdecken könnten. Man müsste uns Christen doch ansehen, dass wir vom Geist Jesu Christi erfüllt sind!? Christus müsste doch durch uns hindurchscheinen wie die Sonne durch ein Kirchenfenster!?

Aber ist das so?

Mahatma Gandhi, der die Bibel und insbesondere die Bergpredigt sehr schätzte, hat einmal gesagt: „Das Einzige, was mich immer davon abgehalten hat, Christ zu werden, waren die Christen.“ Hier, wahrhaftig, liegt unsere größte Verantwortung.

Hildegard Ziemons

Mitglied der Pfarrbriefredaktion und bei Maria 2.0
E-Mail: pgr@dormagennord.de

Kyrie

  1. Herr Jesus Christus, du hast dich wie ein Weizenkorn verschenkt,
    um neues Leben zu schaffen: - Herr, erbarme dich.
  2. Du berufst die Menschen in deine Nachfolge: - Christus, erbarme dich.
  3. Du gibst uns die Hoffnung auf die Auferstehung: - Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Guter Gott, dein Sohn Jesus Christus hat aus Liebe zur Welt
den Hass der Menschen ausgehalten und ist gestorben für uns Menschen.
Hilf uns, seine Liebe wirklich – und das heißt wirksam! – anzunehmen,
damit wir fähig werden, sie weiterzugeben.
Darum bitten wir dich durch ihn, unseren Bruder und Herrn. Amen.

1. Lesung JER 31,31-34

Lesung aus dem Buch Jeremia

Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war - Spruch des Herrn.
Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen:
Erkennt den Herrn!, sondern sie alle, klein und groß, werden mich erkennen - Spruch des Herrn. Denn ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.

2. Lesung HEBR 5,7-9

Lesung aus dem Hebräerbrief

Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden. Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden.

Evangelium JOH 12,20-33

Aus dem Evangelium nach Johannes

Auch einige Griechen waren anwesend - sie gehörten zu den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten. Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.
Jesus aber antwortete ihnen:
Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.

Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.

Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Gedanken zum Evangelium

Manche Menschen unternehmen große Anstrengungen, um beliebte Persönlichkeiten zu treffen. Da säumen Hunderttausende Straßen oder Plätze, wenn der neue König gekrönt wird, die erfolgreiche Fußballmannschaft den Pokal gewonnen hat, die beliebte Popgruppe ein Konzert gibt, der Papst zum Weltjugendtag anreist… Sie jubeln und kreischen, sie winken und klatschen, es ist für sie ein großartiger Augenblick, einem Menschen zu begegnen, der ihnen sehr wichtig ist, den sie bewundern oder gar verehren.
Sie leben für solche Augenblicke. Zeit, Kosten und Mühe spielen keine Rolle.
Wie enttäuschend wäre es, wenn der angesagte Popstar nun aber zum Mikrophon greifen würde und der jubelnden Menge mitteilen würde:
Ich bin gar nicht der, den ihr in mir seht!
Ich bin in Wirklichkeit arm und klein, ich werde bald sterben.
Wer weiterhin zu mir stehen will, soll es genauso machen.

Ich will mir nicht vorstellen, was dann passieren würde.
Was haben die Griechen, von denen wir im Evangelium hören, wohl gedacht? Sie haben eine weite Pilgerreise unternommen, um Jesus zu sehen, ihm zuzuhören und vielleicht auch mit ihm zu sprechen – und nun hören sie von ihm, dass er sterben wird und dass sie, die Zuhörer, ebenfalls ihr Leben verlieren werden, wenn sie daran hängen.
Den Griechen, die Jesus bisher nicht kannten, wird viel zugemutet. Aber, wenn sie nicht sofort flüchten, sondern weiter zuhören, erfahren sie die „frohe Botschaft“: Das Weizenkorn (Jesus), das in die Erde fällt und stirbt, bleibt nicht tot, sondern es bringt reiche Frucht.
Diese Frucht wird Hunger stillen und neues Leben bringen.
Alles was lebt, verändert sich ständig. Das ganze Leben ist Veränderung, ein beständiger Neuanfang. Was sich nicht mehr verändert, ist tot. Aber wir Christen dürfen darauf vertrauen, dass selbst unser Sterben nicht unser Ende bedeutet, sondern Platz macht für neues Leben. Und mehr noch: Den Beginn unseres eigenen neuen Lebens!
Deshalb ist es für uns gut, wenn wir unser (altes) Leben loslassen, damit wir das neue Leben finden. Die frohe Botschaft ist, dass nichts verloren geht. Im Gegenteil: alles was wir loslassen um es zu geben, wird reiche Frucht bringen! Wer loslassen kann, kann anderen geben. Und zugleich: wer loslässt, darf auch entgegennehmen: das Geschenk des ewigen Lebens.
Gott kommt uns mit seiner großen Liebe längst entgegen. Er schenkt uns Verzeihung, auch wenn wir noch so oft vor ihm weglaufen und seinen Bund brechen, wie wir in der ersten Lesung gehört haben. Wir dürfen ihm vertrauen, denn er traut uns zu, dass wir sein Wort verstehen und annehmen. Und wenn wir sein Wort annehmen, dann erkennen wir ihn, so wie die Griechen es wollten, als sie nach ihm fragten. Jemanden zu erkennen ist in der Sprache der Bibel eine Liebeshandlung.
Ein Neuanfang für alle Menschen in die Liebe Gottes!
Das ist die Zusage der heutigen Lesungen.
Wenn wir unser altes Leben loslassen und im neuen Leben im Annehmen seines Wortes Gott erkennen, kann das nicht bedeuten, dass wir nur auf uns schauen und unser Heil im Auge haben, sondern dann haben wir das Wohl des anderen im Blick. Es ist ein Abschied, um neues Leben zu ermöglichen, nicht eine zerstörerische Selbstaufgabe, weil doch ohnehin alles den Bach runtergeht.
Dieses Loslassen ist in die heutige Zeit vielleicht so zu übersetzen, dass wir überlegen müssen, was sich in unserem Verhalten ändern muss, damit andere bessere Lebensbedingungen haben.
Wenn das „Weizenkorn“ (unsere Güter, unser Wohlstand) alleine bleibt und sich nicht auch für die anderen hingibt und verteilt, dann wird das neue Leben in Christus nicht erfahrbar.
Erst da, wo wir bereit sind, manches aufzugeben oder so zu verändern, dass es nicht den anderen schadet, sondern ihnen nützt, wird Christus durch unser Handeln sichtbar. Erst dann bewahren wir Leben, anstatt es durch Desinteresse und Habgier zu zerstören.
Wenn wir beispielsweise an den drohenden Klimawandel denken, entstehen viele Bilder vor unseren Augen, wo wir eingreifen und uns engagieren können. Auch Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und Missbrauch nehmen wir nicht tatenlos hin.
Als Mitglieder der Bewegung „Maria 2.0“ setzen wir uns ein für eine erneuerte und zukunftsfähige Kirche.
Jesus will als der gesehen werden, der durch seine Hingabe das Leben bewahrt.
Wenn wir es ihm gleichtun, wird man uns als Christen und Christinnen erkennen, weil wir die Liebe und Hingabe Gottes, die wir erfahren, an andere weitergeben.
Vielleicht würde dann auch Mahatma Gandhi heute ein Christ werden.

Credo

Ich glaube an den schöpferischen Gott, der am Ende jedes Schöpfungstags alles Geschaffene ansah und erkannte, dass es gut war.

Ich glaube an Jesus Christus,
der selbst Gott und zugleich Mensch ist,
der unter uns Menschen gelebt, geliebt, gewirkt und gefeiert hat,
um uns Gottes grenzenlose Liebe zu schenken,
der seinem brutalen Leiden nicht ausgewichen ist,
um uns seine nicht endende Liebe zu zeigen,
der vom Tod auferstanden ist,
um uns zu zeigen, dass sein Leben, Lieben und Wirken nicht vergeblich ist, sondern reiche Frucht trägt und der uns aufgetragen hat, seine Liebe und sein Wirken jeweils in unserer Zeit fortzusetzen.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
der in Ewigkeit nicht aufhört zu wehen, um uns zu verändern ganz in Gottes Sinn,
der uns Mut macht, die Welt zu gestalten.

Ich glaube an die Gemeinschaft der Glaubenden,
die sich von Gottes Geist bewegen lassen.

Ich glaube daran, dass nicht Hass, Gewalt und Tod das letzte Wort haben,
sondern die Liebe unseres Gottes. Amen

Fürbitten

Einleitung:

Guter Gott, wir stellen uns vor dich hin und bitten dich,
unsere Anliegen in deine Liebe aufzunehmen.

  1. Wir beten für die Menschen in der Ukraine.
    Sie erleben nun schon mehr als zwei Jahre einen Krieg, mit Gewalt und Terror, mit Leid und Zerstörung. Wir bitten dich um Frieden und Versöhnung zwischen den verfeindeten Völkern.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

  2. Wir beten für den Frieden im Heiligen Land und die Menschen im Gaza Gebiet.
    Wir bitten um Verständigung zwischen Juden, Moslems und Christen, zwischen
    Israelis und Arabern, zwischen Religiösen und Säkularen.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

  3. Wir beten für alle die durch Gewalt und Terror
    einen lieben Menschen verloren haben.
    Wir bitten um Trost in ihrem Leid und um Heilung und Versöhnung,
    damit sie Wege des Friedens finden.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

  4. Wir beten für die Politiker und Verantwortlichen dieser Erde.
    Wir bitten darum, dass sie Frieden und das Wohl der Menschen
    im Blick haben und sich an ihre politische Verantwortung
    für Sicherheit und Gerechtigkeit erinnern.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

  5. Wir beten für unsere Erde.
    Lass uns das Wunder der Schöpfung erkennen, achten und bewahren,
    damit auch nachfolgende Generationen auf dieser Erde leben können.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

  6. Wir beten auch für uns,
    dass wir nicht nachlassen im Einsatz für eine gute Welt,
    in der Frieden und Versöhnung herrscht,
    in der Diskriminierung und Missbrauch keinen Platz haben,
    in der Gleichberechtigung und eine erneuerte Kirche möglich sind.
    Gütiger Gott! Alle: Wir bitten um deine Liebe.

Schluss:

Guter Gott, du unsere Mutter und unser Vater, sieh auf alle Menschen und schenke ihnen deine Liebe. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Freund und Bruder. Amen.

Schlussgebet

Guter Gott,
wir danken Dir für deine Liebe.

Gib uns auch in Zukunft den Mut und die Kraft,
Dir nachzufolgen, loszulassen und die Wege zu gehen,
die Du gemeinsam mit uns gehen willst:

die Wege der Güte
die Wege der Geduld,
die Wege der Wahrheit
und die Wege der Liebe,
auf denen wir zueinanderfinden.

Es sind die Wege, die uns zum Frieden führen. Amen

Alle Text wurden entworfen oder zusammengestellt von der Gruppe Maria 2.0

15.03.2024

drucken | zurück