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192. Gemeindebrief zum 24.03.2024 - Palmsonntag

Liedvorschlag

Eröffnungsgesang: Singt dem König Freudenpsalmen (GL 280,1–4); 

Antwortgesang: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen (GL 293)

Ruf vor dem Evangelium: Christus Sieger, Christus König (GL 560,1)

BEGRÜSSUNG

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,

mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die Karwoche, die Woche,
in der wir Jesu Leiden, Sterben und Auferstehen miterleben und mitgehen.
Dieser Weg beginnt – kurioserweise – mit Jubel und Freude.
Jesus zieht in die Stadt Jerusalem ein
und wird begrüßt und empfangen wie ein König.
Gehen wir mit ihm!
Auch wir haben grüne Zweige und Palmbuschen mitgebracht,
denn Jesus ist unser König.
Segnen wir zu Beginn die Palmzweige.

Pater Jaison Kavalakatt CMI, Pfarrvikar
Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. LESUNG - JES 50,4-7 Lesung aus dem Buch Jesaja

GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören.

GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen.

Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.

ANTWORTPSALM - PS 22,8-9. 17-20. 23-24

Kv: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen? – Kv
(Oder GL 293)

Alle, die mich sehen, verlachen mich,
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
Wälze die Last auf den HERRN! /
Er soll ihn befreien, er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat! - Kv

Denn Hunde haben mich umlagert, /
eine Rotte von Bösen hat mich umkreist.
Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
Ich kann all meine Knochen zählen;
sie gaffen und starren mich an. - Kv

Sie verteilen unter sich meine Kleider
und werfen das Los um mein Gewand.
Du aber, HERR, halte dich nicht fern!
Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! - Kv

Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden,
inmitten der Versammlung dich loben.
Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; /
all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn;
erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! – Kv

2. LESUNG - PHIL 2,6-11

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi.

Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" -
zur Ehre Gottes, des Vaters.

RUF VOR DER PASSION - PHIL 2,8B-9

Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv

Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!

PASSION (KURZFASSUNG) - MK 15,1-39

DAS LEIDEN UNSERES HERRN JESUS CHRISTUS
E = Evangelist, † Worte Jesu, S = Worte sonstiger Personen
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Markus.

Das Verhör vor Pilatus
E: Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten,
also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus.  Pilatus fragte ihn:
S: Bist du der König der Juden?
E: Er antwortete ihm:
† Du sagst es.
E: Die Hohepriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte:
S: Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen.
E: Jesus aber gab keine Antwort mehr, sodass Pilatus sich wunderte. Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften. Damals saß gerade ein Mann namens Bárabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen  Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten.
Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und verlangte, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst. Pilatus fragte sie:
S: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse?
E: Er merkte nämlich, dass die Hohepriester Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatten. Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Bárabbas zu fordern. Pilatus wandte sich von Neuem an sie und fragte:
S: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt?
E: Da schrien sie:
S: Kreuzige ihn!
E: Pilatus entgegnete:
S: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen?
E: Sie aber schrien noch lauter:
S: Kreuzige ihn!
E: Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Bárabbas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus.

DIE VERSPOTTUNG JESU DURCH DIE RÖMISCHEN SOLDATEN
E: Die Soldaten führten ihn ab, in den Hof hinein, der Prätórium heißt, und riefen die ganze Kohórte zusammen. Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf und grüßten ihn:
S: Sei gegrüßt, König der Juden!
E: Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten,
nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.

KREUZWEG UND KREUZIGUNG
E: Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Kyréne, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Gólgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. Dann kreuzigten sie ihn. Sie verteilten seine Kleider,
indem sie das Los über sie warfen, wer was bekommen sollte. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.

DIE VERSPOTTUNG JESU DURCH DIE SCHAULUSTIGEN
E: Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen:
S: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen?
Rette dich selbst und steig herab vom Kreuz!
E: Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester und die Schriftgelehrten und sagten untereinander:
S: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Der Christus, der König von Israel! Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben.
E: Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.
(Hier stehen alle auf.)

DER TOD JESU
E: Als die sechste Stunde kam, brach eine Finsternis über das ganze Land herein –
bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme:
†: Éloï, Éloï, lema sabachtáni?,
E: das heißt übersetzt:
†: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
E: Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten:
S: Hört, er ruft nach Elíja!
E: Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr
und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er:
S: Lasst, wir wollen sehen, ob Elíja kommt und ihn herabnimmt.
E: Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.
(Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.)
E: Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
S: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.

GEDANKEN ZUM PALMSONNTAG

Heute ein König – viele von uns haben wahrscheinlich bei diesem Satz gleich eine bekannte Getränkewerbung im Kopf. Aber uns soll dieser Satz heute nach Jerusalem führen, in die Zeit Jesu: Heute ein König. Heute, an diesem Tag und nur für heute wird Jesus umjubelt und gefeiert wie ein König. Das tut auch uns gut, ein fröhlicher Anlass, gemeinsam zu jubeln und zu feiern. Denn auch für uns ist Jesus heute ein König.

Und gerade in unserer Zeit, in der viel von Achtsamkeit und „Lebe-im-Augenblick“ geredet wird, möchten wir uns alle doch selbst sagen: Lasst uns diesen Moment genießen. Freuen wir uns am Hier und Jetzt. Und das sollten wir auch. Jesus ist für uns immer ein König – er verdient immer unseren Jubel und unsere Freude!

Die Palmzweige, die wir gesegnet bekommen haben, werden deshalb nicht einfach beiseitegelegt. Nein, sie werden in der Wohnung aufgestellt, manche stecken sie vielleicht auch hinter das Kreuz im eigenen Haus. Die Palmzweige sind Zeichen des Jubels, die immer sichtbar sind und uns sagen: Jesus ist König. Dennoch muss man hier auch schon ein Aber hinzufügen, allein schon dadurch, dass wir die Palmzweige zum Kreuz stellen, wissen wir intuitiv: diese beiden Dinge gehören zusammen, Palmzweige und Kreuz, Jubel und Leiden. Und das erleben wir auch am Palmsonntag, diese Achterbahn der Gefühle.

Erst hören wir am Palmsonntag vom fröhlichen Einzug Jesu in Jerusalem, dann lesen wir die Leidensgeschichte. Es ist fast so, als ob nach einer wundervoll wohltuenden Folge der Lieblings-Fernsehserie am Ende der Ausblick auf die nächste Folge kommt. Und dieser Ausblick verheißt nichts Gutes. Man weiß schon, dass es grausam und traurig werden wird. So gehört auch die Leidensgeschichte bereits mit zu dem Palmsonntag. Sie gibt uns einen Ausblick auf das, was Jesus erwartet. Und wir wissen alle, dass diese Ereignisse eigentlich nicht unerwartet kommen, nicht für Jesus und natürlich nicht für uns. Denn wir können die Zeichen ja schon lesen.

Ja, heute ein König – allerdings ein König, der auf einem Esel in die Stadt reitet, ein Arbeitstier der armen Leute. Es ein Zeichen der Demut und der Solidarität mit den einfachen Menschen. Es ist kein machtvoller Kämpfer und Streiter, der in die Stadt reitet – zumindest nicht in dem Sinn, wie ihn die Menschen damals erwarteten. Allein das zeigt bereits: Jesus wird die Erwartungen und Hoffnungen der Menschen damals nicht erfüllen. Sie haben sich nach einem starken politischen Führer gesehnt. Aber sein Königreich ist nicht von dieser Welt, das sagt er selbst. Sein Königreich ist ein Reich gerade für die Armen und die Gedemütigten, die leiden müssen wie Jesus, die verspottet werden wie Jesus, für alle, die ihr Kreuz tragen müssen, für die Sterbenden, die Trauernden und für diejenigen, die das gar nicht begreifen können und zu Gott rufen: „Warum hast du mich verlassen?“.

Jesus hat es erfahren und durchgestanden. Und trotzdem oder eher gerade deshalb ist er ein König – eben nicht von dieser Welt. Also: Jubeln wir ihm zu und singen wir unsere Lieder für ihn. Heute ist er König in den Straßen Jerusalems – aber er ist und bleibt König in seinem Reich für immer.

22.03.2024

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