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200. Gemeindebrief: Pfingsten 19.05.2024

Einführung

 

Wir werden es heute wieder hören oder lesen: Pfingsten ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fest der Völkerverständigung. Und damit ein Fest der Vielfalt und Offenheit, der Toleranz und Gerechtigkeit, der Mitmenschlichkeit und Gleichberechtigung. Alle diese Haltungen sind Voraussetzungen für ein gutes und friedliches Miteinander. Sie gehören zum Wesenskern unseres christlichen Glaubens.

Hierzu empfehle ich Ihnen folgende Veranstaltungen:

Pfingstmontag, 20. Mai: Open-Air-Messe in verschiedenen Sprachen um 9:30 Uhr                           vor der Kirche St. Odilia in Gohr

 

Tag des Grundgesetzes, 23. Mai: „Für Demokratie – gegen jede Art von Faschismus und Extremismus“ Sternfahrt und ab 18 Uhr Kundgebung und Konzert auf dem Schützenplatz in Dormagen

 

Europawahl, 9. Juni Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments

 

Ralph Bergande

(PDF)

1. Lesung: Apg 2, 1 - 11

Lesung aus der Apostelgeschichte

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war,

waren alle zusammen am selben Ort.

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,

wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,

und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,

die sich verteilten;

auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt

und begannen, in anderen Sprachen zu reden,

wie es der Geist ihnen eingab.

In Jerusalem aber wohnten Juden,

fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.

Als sich das Getöse erhob,

strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt;

denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.

Sie waren fassungslos vor Staunen

und sagten:

Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?

Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:

Parther, Meder und Elamíter,

Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien,

von Pontus und der Provinz Asien,

von Phrýgien und Pamphýlien,

von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin,

auch die Römer, die sich hier aufhalten,

Juden und Proselýten,

Kreter und Áraber –

wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

2. Lesung: 1 Kor 12, 3b – 7. 12 - 13

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Schwestern und Brüder!

Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,

wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.

Es gibt verschiedene Gnadengaben,

aber nur den einen Geist.

Es gibt verschiedene Dienste,

aber nur den einen Herrn.

Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken,

aber nur den einen Gott:

Er bewirkt alles in allen.

Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt,

damit sie anderen nützt.

Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat,

alle Glieder des Leibes aber,

obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden:

So ist es auch mit Christus.

Durch den einen Geist

wurden wir in der Taufe

Evangelium: Joh 20, 19 - 23

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:

 

Am Abend des ersten Tages der Woche,

als die Jünger aus Furcht vor den Juden

bei verschlossenen Türen beisammen waren,

kam Jesus,

trat in ihre Mitte

und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten

zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.

Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!

Wie mich der Vater gesandt hat,

so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte,

hauchte er sie an

und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

Denen ihr die Sünden erlasst,

denen sind sie erlassen;

denen ihr sie behaltet,

sind sie behalten.

Gedanken zu Pfingsten

Ein früher Abend im August 2005 auf dem Schulhof der Gesamtschule in Nievenheim: Ein fast schon babylonisches Sprachdurcheinander. Überwiegend junge Leute wuseln fröhlich durcheinander. Lachen, gute Laune, Umarmungen. Die Gäste zum 20. Weltjugendtag sind angekommen und suchen ihre Gastfamilien. Es ist eine tolle Atmosphäre! Irgendwie verständigen sich alle. Auf Englisch, Französisch, Spanisch – oder einfach mit Händen und Füßen. Mit unseren beiden freundlichen, philippinisch-stämmigen Gästen aus Kanada kommen wir auf Englisch klar.

Froh, aber auch ein wenig wehmütig erinnerte ich mich an „meine Zeit“, als ich - wenn auch in bescheidenerem Umfang - Gelegenheit hatte, Jugendliche aus anderen Ländern kennenzulernen. Auf Schulfahrten oder während eines Auslandspraktikums.

Unsere Kinder, Neffen und Nichten hatten und haben – wie viele jungen Leute - nochmal Einiges mehr an Möglichkeiten zur Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern. England, Israel, Taizé, Auslandssemester in Südkorea, soziale Arbeit in Chile. Bis hin zum diesjährigen Altenberger Licht mit Gästen aus Japan. Immer kamen sie total müde, aber begeistert zurück. Und irgendwie hat es auch mit der Verständigung geklappt.

Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern, Kulturen und mit anderen Sprachen sind toll - aber auch wichtig, finde ich. Sie bereichern mich, und schnell merke ich: Das sind nicht die Franzosen oder die Syrer, sondern meist Menschen wie Du und ich. Jede und jeder ein Unikat, aber viele mit ähnlichen Wünschen und Sorgen wie ich.

Am 9. Juni ist Europawahl. Manchen ist es vielleicht gar nicht mehr so bewusst: Der Zusammenschluss inzwischen vieler europäischer Länder zu einer Gemeinschaft war und ist ein großes Friedensprojekt. Zur Vermeidung von Krieg wurde ab den 50er Jahren die wirtschaftliche Verflechtung vorangetrieben. Auch länderübergreifende Begegnungen, oftmals junger Menschen wurden und werden gezielt gefördert. 2012 erhielt die Europäische Union den Friedensnobelpreis. Frieden fängt mit Verstehen und Verständigung an. In der Apostelgeschichte heißt es heute: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen“. Die Menschen verstanden einander – trotz unterschiedlicher Sprachen! Möge der Heilige Geist uns Mut machen, die Errungenschaften der Völkerverständigung und des Friedens zu erhalten und weiterzuentwickeln! In dem wir Farbe bekennen und uns aktiv für Vielfalt und Offenheit, Toleranz und Gerechtigkeit, Mitmenschlichkeit und Gleichberechtigung einsetzen.  

Fürbitten

Gott, viele Jahrzehnte liegt der zweite Weltkrieg hinter uns, dennoch erleben wir heute ein Europa inmitten vieler Umbrüche und Gefahren. Menschen grenzen sich aus Angst voneinander ab und tun sich schwer, andere Lebensweisen und Kulturen wahrzunehmen und anzuerkennen.

Schenke uns den Geist der Empathie und Schritte des Vertrauens, damit Fremdheit und Unsicherheit überwunden werden können. Lass uns lernen miteinander zu leben!

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Gott, du hast die Menschen in großer Vielfalt geschaffen. Wir bitten für alle Menschen auf der Erde, dass sie eines Geistes sind und einander verstehen, auch wenn sie verschiedene Sprachen sprechen und verschiedenen Religionen angehören.

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Ein freundliches Wort tut so gut! Lass mich dankbar sein, wenn es an mich gerichtet ist. Und gib auch mir den Mut, anderen Menschen freundlich zu begegnen!

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Guter Gott, ich wünsche mir ein Miteinander ohne Ausgrenzungen, ohne Verletzungen und ohne Abgrenzungen.

Mögen alle Menschen sich dessen bewusst sein, denn nur so können Grenzen überwunden und ein Gleichberechtigtes Miteinander gelebt werden.

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Gott, wir tun uns oft schwer, offen, gastfreundlich, einladend zu sein, zögern aber auch, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung vorzugehen. Lehre uns, Toleranz von Gleichgültigkeit zu unterscheiden und die christlichen Werte zu leben.

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Gerechter Gott, zu oft ist Menschen der gerechte Umgang mit ihnen versagt. Hilf uns, Ungerechtigkeit zu erkennen und aufzuzeigen und für die Menschen einzustehen, die ungerecht behandelt werden.

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

 

Heiliger Geist, hilf mir, meine schlechten Gewohnheiten zu überwinden und gib mir Mut, das Gute zu tun.

Sende aus deinen Geist GL 645, 3

Quelle: Open-Air-Messe Pfingstmontag, am 20. Mai um 9:30 Uhr vor der Kirche St. Odilia in Gohr

Meditation

Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.

Hilde Domin

17.05.2024

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